0439 - Das Folterbett
ein einfaches Schloss, und Will, der Routinier, öffnete es innerhalb weniger Sekunden. Er drückte seine linke Hand zurück, denn er wollte nicht, dass Mutter und Tochter mit ihm gleichzeitig das Haus betraten.
Mit dem Knie stieß er die Tür nach innen. Sie schleifte über den Boden.
Dann lag eine unwirkliche Stille über den dunklen Räumen. Durch ein schmales Flurfenster fiel wegen der schmutzigen Scheibe nur wenig Helligkeit.
Mallmann betrat den Flur. Er lief über rote Fliesen, die ein Stück vor ihm von der Farbe her schon nicht mehr zu erkennen waren. Irgendwo links befand sich eine offenstehende Tür. Sie zeichnete sich in der Wand als etwas helleres Rechteck ab, in das der Kommissar hineintrat, die Beretta in der Hand.
Will fand einen Schalter.
Die Deckenleuchte hätte auch mal gesäubert werden können. Jedenfalls sah der Kommissar die Einrichtung und nahm auch einen scharfen Geruch wahr. So roch Schnaps. Jemand hatte ihn verschüttet. Lange konnte es nicht her sein, dass das Zeug umgekippt worden war, es wäre sonst verdunstet.
»Sie können kommen, Frau Bender!« rief er.
Christel erschien mit ihrer Tochter. Sie hielt Ute an der Hand. Beide sahen das ratlose Gesicht des Kommissars, der in knappen Worten erklärte, was ihm aufgefallen war.
»Und Ihr Kollege ist nicht zu finden?«
»Nein.«
»Wollen Sie das Haus durchsuchen?«
»Natürlich. Warten Sie solange mit Ihrer Tochter im Hausflur. Ich hoffe, dass es nicht zu lange dauern wird.«
»Gut.«
Kommissar Mallmann war tatsächlich schnell wieder zurück. »Ich habe nichts gefunden.«
»Dann sind also beide weg. Aber wohin?«
Mallmann lachte. »Wenn ich das wüsste, ginge es mir besser. Kennen Sie Karl Richter so gut? Wissen Sie von einem Versteck oder einer Zweitwohnung, die er besitzt?«
»Nein.«
»Hat er ein Auto?«
»Ich glaube schon.«
»Wir werden nachsehen, ob es noch da ist. Ich habe auch nach dem Bett Ausschau gehalten, es aber nicht gefunden. Es ist wie vom Erdboden verschluckt.«
»Ich glaube, dass wir die Männer dort finden werden, wo auch das Bett steht.«
»Das befürchte ich auch, Frau Bender.«
Sie verließen das Haus und gingen zur Rückseite. Dort stand der Transporter des Händlers nicht mehr.
»Sie sind tatsächlich gefahren«, murmelte die Frau. »Ob Ihr Kollege ihn freiwillig begleitet hat?«
Mallmann lachte auf. »Das ist die Frage. Ich glaube nicht so recht daran.«
»Dann können wir nichts tun?« stellte Christel Bender deprimierend fest.
Will stimmte ihr zu.
»Aber vielleicht ich«, meldete sich Ute mit leiser Stimme und schaute die beiden Erwachsenen an.
»Du?« fragte ihre Mutter überrascht.
»Ja.«
»Aber wieso?«
»Ich habe in dem Bett gelegen und spüre, dass es mich braucht. Die Wolke wird uns den Weg zeigen.«
Unwillkürlich schauten Mallmann und Christel Bender zum Himmel. Dort sahen sie nichts, aber Ute befand sich schon auf dem Weg zum Sierra.
»Lasst uns schnell fahren!« sagte sie. Ihre Hände zitterten dabei ebenso wie die Stimme.
Mallmann rannte schon. »Worauf du dich verlassen kannst, mein Kind…«
***
Ich war zwischendurch einmal erwacht und mir vorgekommen wie auf einem Schiff, das sich durch den hohen Seegang wühlt. Rauf und runter bewegte sich mein Körper, und mit meinem Bewusstsein geschah das gleiche. Irgendwann wurde es wieder gelöscht.
Das zweite Erwachen war dann endgültig. Das Schwanken blieb, aber die Wellen der Ohnmacht waren zurückgewichen. Nur kam noch etwas hinzu. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Als ich versuchte, die Arme vom Körper zu spreizen, seilte ich fest, dass man mich gefesselt hatte.
Die Stricke umschlossen die Hände, den Körper und die Fußgelenke und saßen so fest, dass ich sie nicht lockern konnte.
Nun kannte ich mich in solchen und ähnlichen Situationen aus. Es dauert da immer eine Weile, bis der Gedankenapparat wieder klar funktioniert und man auch die erste Panik zurückgedrängt hat.
Das würgende Gefühl blieb, die Schmerzen im Kopf und der Druck auf meiner Brust ebenfalls, aber ich hielt die Augen offen, und der Blick hatte sich mittlerweile geklärt.
Auch spürte ich die Kälte. Kein winterlicher Frost, aber eine Kühle, die den Temperaturen des Tages doch nicht angemessen war und die mir so vorkam wie eine Kellerkälte.
Zum Glück war es nicht stockfinster. Ich hielt auch weiterhin die Augen offen und tastete die Umgebung ab.
Über mir sickerte ein grauer Schein durch eine Luke oder ein offenstehendes Fenster, denn
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