0439 - Nacht der Hexen
endlich anfangen konnten und es hinter sich brachten.
***
Je weiter sie sich von Rom entfernten und in Richtung auf die Albaner Berge vorstießen, desto unbehaglicher fühlte sich Nicole. Auch Carlotta zeigte Unsicherheit. »Vielleicht sollten wir die Polizei benachrichtigen…«, schlug sie vor.
»Wenn Magie im Spiel ist, dürfte die Polizei wenig ausrichten können«, wandte Ted ein. »Sie würde uns vielleicht sogar behindern - nicht mit Absicht, sondern nur weil in den Dienstvorschriften kein Platz für Magie und Dämonismus ist. Wir sind hier nicht in Kenia, wo Magie noch an der Tagesordnung ist und sogar Fußballmannschaften vor einem wichtigen Spiel den Segen des Zauberers erbitten…«
»Du mußt dir ein paar einflußreiche Beamte zu Freunden machen, die du an diese Phänomene langsam heranführst«, schlug Nicole vor. »Hin und wieder kann ein Hinweis auf Scotland Yard nicht schaden…«
»Auf Sinclairs Zwei-Mann-Abteilung… ja, aber dann wird man höchstens Scotland Yard um Amtshilfe bitten, und bis das durch den Dienstweg geht, ist schon längst alles zu spät«, winkte Ted ab. »In Rom sind die Dienstwege ohnehin länger als anderswo, nur Regierungswechsel erfolgen dafür schneller als anderswo. Nur nützt uns das hier herzlich wenig…«
»Trotzdem ist es vielleicht besser, die Polizei wenigstens zu informieren«, beharrte Carlotta. Ihr hatte es schon vor ein paar Wochen bei der Einweihung der Villa nicht behagt, wie die Laser-Schießerei mit leichter Hand übergangen wurde. Sie wußte wohl, daß Ted sich irgendwie mit der Polizei geeinigt hatte, aber es gefiel ihr nicht, daß dabei um die Sache an sich herum geredet worden war, weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte -und Schießereien mit Laserpistolen gab’s nicht, weil es keine Laserpistolen zu geben hatte. Also waren es offiziell keine Schießereien mit den Männern in Schwarz gewesen…
Leicht berührte Ted das Autotelefon. »Wenn’s dich beruhigt, cara mia: ich bin der erste, der die Polizei herbeiholt, wenn sich herausstellt, daß es doch kein magischer Fall ist… und andere Dinge geklärt werden müssen, die eben mit Magie nichts mehr zu tun haben!«
»Abbiegen«, sagte Zamorra leise.
Ted bremste das Coupé ab und verließ die Hauptstraße. Auf einer Nebenstraße ging es weiter in die Berge.
»Sag mal, Geisterreporter«, wollte Nicole wissen. »Hast du wenigstens deinen Dhyarra-Kristall bei dir?«
Ted nickte. »Sicher. Hältst du mich für lebensmüde? Ich habe mir wieder angewöhnt, den Kristall immer mitzunehmen, wenn ich das Haus verlasse. Schließlich muß ich jederzeit mit einem Überfall durch Sara Moons Schergen rechnen… und da möchte ich nicht hilflos sein. Ich werde erst Ruhe finden, wenn diese Gefahr beseitigt ist. Himmel, diese Frau müßte doch wissen, daß ich kein zweites Mal das Amt des ERHABENEN inne haben kann. Ich war es, ich wurde von ihr abgesetzt, und eine zweite Chance bekomme ich nicht. Also könnte sie mich theoretisch in Ruhe lassen…«
Nicole lachte bitter. »Sie hat ja selbst schon gegen dieses ungeschriebene Gesetz verstoßen… sie hat doch schon eimal ihren Machtkristall und damit ihre Legitimation verloren… und vermutlich traut sie das, was sie selbst tut, auch anderen zu und befürchtet, daß du sie verdrängen könntest. Also muß sie nachholen, was sie damals versäumte, und dich töten oder töten lassen.«
»Und deshalb muß ich ihr zuvorkommen, sobald sich mir eine Chance bietet. Ansonsten kann ich keine Stunde mehr wirklich ruhig leben. Ich muß sie unschädlich machen, muß ihr die Macht entreißen. Vielleicht schafft es Merlin, sie wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Immerhin ist sie seine Tochter.«
»Merlin«, murmelte Nicole. »Wenn er doch endlich aus seinem Tiefschlaf erwachte… das ist schon unnormal, wie lange er diesmal braucht, um sich zu erholen. So schlimm kann ihn doch der Aufenthalt in der Vergangenheit auf dem Silbermond nicht entkräftet haben, und seine Eisgefangenschaft doch auch nicht…«
Ted nickte. »Es wird verdammt Zeit, daß Merlin wieder auftaucht«, sagte er. »Vielleicht wird dann endlich wieder einiges anders. Zamorra und du, ihr mögt zwar beide davon überzeugt sein, daß Sid Amos ihn würdig vertritt, aber ich kann nicht vergessen, daß er einmal Fürst der Finsternis war… und nur in der Bibel ist mal aus einem Saulus ein Paulus geworden. Aber daß Asmodis sich tatsächlich so radikal gewandelt haben sollte, kann ich mir einfach nicht
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