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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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erwiderte Jimmy gereizt. »Es ist wahr, daß der alte Mann ihr das Leben schwermachte, wie Mr. Sands sagte, aber es ist nicht wahr, daß sie seine Erbin wird. Wenigstens würde es mich sehr überraschen, wenn er ein Testament zu ihren Gunsten gemacht hätte. Mr. Léman war nämlich verheiratet.«
    »Das ist mir aber neu, daß sich der alte Millionär hat trauen lassen«, sagte der Detektiv. »Wo ist denn seine Frau?«
    Jimmy schüttelte den Kopf.
    »Da müssen Sie Mr. Sands fragen«, entgegnete er und verließ dann das Zimmer.

8
    Jimmy fiel es nicht schwer, Faith im Konzertsaal zu finden. In einer Pause trat er kurz entschlossen auf sie zu und nahm sie mit nach draußen. So schonend wie möglich brachte er ihr die Nachricht bei, und doch schien es ein furchtbarer Schlag für sie zu sein. Sie schrak zusammen, und er dachte schon, daß sie ohnmächtig werden würde. Aber sie überwand die Schwäche.
    »Das ist ja furchtbar!« sagte sie. »Mein armer, armer Onkel! Aber Jimmy, unmöglich ist es Selbstmord gewesen. Dazu kenne ich ihn viel zu gut.«
    »Sagen Sie mir wenigstens das eine, liebe Faith«, erwiderte Jimmy sanft. »Haben Sie sich in letzter Zeit mit Ihrem Onkel gezankt?«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Gezankt? Ja, ich hatte vor ein paar Tagen einen kleinen Streit mit ihm.«
    Sie zitterte und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    »Ach, ich habe so entsetzliche Dinge gesagt - ich schäme mich so sehr!«
    Jimmy nahm vorsichtig ihre Hände vom Gesicht.
    »Erzählen Sie mir, was Sie ihm gesagt haben, Faith. Haben Sie tatsächlich gesagt, Sie wünschten, daß er tot wäre?«
    Die Tränen waren ihr nahe, so daß sie nicht sprechen konnte. Sie nickte nur.
    »Dann hat Sands also doch die Wahrheit gesagt!«
    Sie erfaßte sofort die Bedeutung seiner Worte.
    »Hat man der Polizei denn gesagt, daß ich mich mit ihm gestritten habe? Man glaubt doch nicht etwa - daß ich - es getan habe?«
    Jimmy sah sie verstört an, als sie das sagte.
    »Um Himmels willen, nein!«
    Aber dann blieb er plötzlich stehen. Er hatte zu genaue Kenntnis von den Methoden der Polizei, als daß er sich falschen Hoffnungen hingab. Ein Beamter würde ohne weiteres eine Schuld für Faith zusammenkonstruieren können.
    »Ich habe niemals gedacht -«, begann er. »Ach, die Sache ist einfach zu dumm, als daß man darüber redete.«
    Und doch fühlte er sich beunruhigt, als er an der Seite des jungen Mädchens zur Wohnung zurückkehrte. Diese Polizeibeamten konnten rücksichtslos sein und wollten vor allem Erfolg haben. Sie mußten einen Schuldigen finden. Wie leicht war es möglich, daß Blessington ihr bei dem Verhör zu nahetrat und sie kränkte. Er kannte diese Verhöre nur zu genau; er hatte die Aufklärung solcher Mordfälle schon mehrmals mitgemacht, und er ließ sich nicht täuschen. Es würde gar nicht leicht für Faith sein, sich von dem Verdacht zu befreien, obwohl es seiner Meinung nach geradezu Wahnsinn war, Miss Léman mit dem Tod ihres Onkels in Verbindung zu bringen.
    Als sie die Wohnung erreichten, war der Tote auf Veranlassung des Polizeiinspektors schon fortgeschafft worden. Auch der Doktor hatte sich entfernt. Nur John Sands und der Detektiv waren zurückgeblieben. Faith Léman war bleich, als sie ins Zimmer trat, und Blessington maß sie mit einem Blick von Kopf bis Fuß.
    »Das ist Miss Léman«, erklärte Sands.
    »Ich habe Sie holen lassen«, wandte sich der Beamte an Faith, »weil Sie die einzige Verwandte des Verstorbenen sind -wenigstens die einzige Verwandte in England. Seine Frau - Sie wußten doch, daß er verheiratet war? - lebt, soviel mir Mr. Sands erzählte, in Paris. Er war mit beiden Ehegatten gut bekannt. Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich ein paar Fragen an Sie richten.«
    Jimmy schob einen Stuhl zurecht, und sie setzte sich.
    »Ist Ihr Onkel in der letzten Zeit aufgeregt gewesen?«
    »Nein«, entgegnete sie schnell.
    »Haben Sie eine Depression an ihm bemerkt?«
    »Nein, das könnte ich nicht behaupten. Er war allerdings niemals in guter Stimmung«, sagte sie und lächelte schwach.
    »Ja, das habe ich auch gehört. Aber hat er in Ihrer Gegenwart einmal etwas davon gesagt, daß er sich das Leben nehmen wollte? Oder hat er irgendeine andere Bemerkung gemacht, die darauf schließen ließe, daß er sich mit solchen Gedanken trug? Denken Sie einmal genau nach. Es wäre wichtig, selbst wenn er es nur im Scherz geäußert hätte.«
    »Das hat er nie getan, und das wäre auch das letzte, woran ich denken

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