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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einen Arzt, Mr. Cassidy!« sagte Sands. »Das ist ja entsetzlich - furchtbar!«
    Jimmy hatte sofort viele Einzelheiten im Zimmer überblickt; als Journalist war er gewohnt, sich schnell zu orientieren. Er sah das Likörglas, das auf dem Boden neben dem Sofa stand, und zog seine Schlußfolgerung daraus. Kaum hatte Sands mit ihm gesprochen, so eilte er auch schon die Treppe hinunter und stand gleich darauf auf der Straße. Glücklicherweise wohnten mehrere Ärzte in der Nähe, und als er die Straße entlangeilte, traf er einen Polizisten, der ihm den nächsten zeigte. Mit dem Beamten und dem Arzt zusammen kehrte er zur Wohnung zurück und fand John Sands unten an der Tür. Die Untersuchung des Arztes dauerte nicht lange.
    »Zweifellos ist der alte Herr tot - war er krank?«
    John Sands schüttelte den Kopf.
    »Soweit ich unterrichtet bin, ist er nicht krank gewesen, ich habe allerdings in letzter Zeit eine Depression bei ihm bemerkt.«
    Der Arzt beugte sich über den Verstorbenen und roch an den Lippen.
    »Das ist allerdings seltsam«, sagte er und sah sich um.
    Dann bückte er sich, nahm das kleine Likörglas vom Boden auf und roch ebenfalls daran.
    »Das ist Kognak, und wenn nicht auch Blausäure darin gewesen ist, müßte ich mich sehr irren.«
    Er wandte sich an den Polizisten.
    »Das müssen Sie sofort Ihrem Vorgesetzten melden.« »Blausäure!« wiederholte John Sands bestürzt. »Sie wollen doch nicht etwa sagen -«
    »Es handelt sich hier sicher um Selbstmord«, erklärte der Arzt. »Es ist ja möglich, daß ich mich täusche, aber der Geruch der Blausäure ist unverkennbar.«
    »Das ist doch ganz unglaublich!« rief John Sands verwirrt.
    Zwanzig Minuten darauf erschien Inspektor Blessington von Scotland Yard. Es war ein günstiger Zufall, daß diesem Beamten die Bearbeitung des Falles anvertraut wurde, denn er war der einzige Mann in Scotland Yard, den Jimmy Cassidy kannte. Er hob die Augenbrauen, als er den Reporter sah.
    »Hallo, Jimmy, Sie sind aber smart, daß Sie schon vor mir zur Stelle sind. Worum handelt es sich denn?«
    Er sah zuerst auf den Toten, dann auf John Sands, der mit kurzen Worten erklärte, was vorgefallen war.
    »Hat es denn irgendeine Aufregung vorher gegeben? Es ist doch wohl nicht anzunehmen, daß der reiche Mr. Léman Sorgen hatte.«
    »Nein, es hat sich nichts Außergewöhnliches ereignet. Natürlich muß ich zugeben, daß eine sehr starke Spannung zwischen ihm und seiner Nichte bestand, aber daran war der alte Herr allein schuld. Ich muß sagen, er war unausstehlich zu ihr. Eigentlich ist es ja kaum notwendig, dieses Zerwürfnis zu erwähnen, aber ich weiß, daß in einem solchen Falle alles gesagt werden muß.«
    »Da haben Sie vollkommen recht«, erwiderte der Detektiv. »Wo ist denn die Nichte, die einen Streit mit ihm gehabt hat?«
    »Aber hören Sie -«, unterbrach Jimmy die Unterhaltung. »Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß die Unstimmigkeiten zwischen den beiden irgendwelche Bedeutung hatten? Miss Faith Léman hatte doch gar nichts gegen ihren Onkel, Mr. Sands, das müssen Sie doch auch zugeben.« Wieder zögerte der andere.
    »Die Sache war nur einseitig und ging von Mr. Léman aus, obwohl er gar keinen Grund hatte, sich über seine Nichte zu ärgern. Das habe ich ja vorher auch schon festgestellt. Er hat das junge Mädchen derartig gegen sich aufgebracht, daß man es überhaupt nicht verstehen kann. Es war ja menschlich erklärlich, daß sie sich darüber aufregte. Sie werden das begreifen«, wandte sich Sands an den Detektiv. »Mr. Léman ist sehr reich, und Miss Léman ist seine Universalerbin. Mein Freund machte sich einen Scherz daraus, das Mädchen aufzuziehen. Er sagte immer, sie würde seinen Tod herbeisehnen, damit sie sein Geld erben könne. Und wenn man die Sache menschlich betrachtet, wird man auch verstehen, daß es ihr hin und wieder zuviel wurde und daß sie ihm deswegen ihre Meinung sagte. Noch vor ein paar Tagen hat sie erklärt, sie wünschte tatsächlich, daß er tot wäre und all sein Geld mit sich nehmen würde. Ich glaube aber, nachher hat es ihr leid getan, daß sie sich so gehen ließ.«
    »Ich verstehe«, entgegnete der Detektiv nachdenklich. »Ist die Dame im Haus?«
    »Nein, sie ist in einem Konzert in der Queen's Hall. Wenn Sie es wünschen, werde ich sie holen«, erbot sich Jimmy. »Das wäre mir sehr lieb«, sagte Blessington. »Es ist natürlich haarsträubend, daß der Name von Miss Léman in dem Zusammenhang überhaupt erwähnt wird«,

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