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044 - Peckinpahs Höllenflug

044 - Peckinpahs Höllenflug

Titel: 044 - Peckinpahs Höllenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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war ihm zu schmutzig. Er ließ Kinder entführen, handelte mit Rauschgift, und aus Freudenhäusern floß laufend Geld in seine Taschen.
    Er war eine Plage für das Land, doch die Behörden wurden ihm nicht Herr. Vor einem halben Jahr hatte ein Staatsanwalt angekündigt, er würde den großen Don Primo persönlich zur Strecke bringen.
    Viele hofften, daß dem Staatsanwalt dieses Vorhaben gelingen möge, doch ihre Hoffnung erfüllte sich nicht, denn zwei Tage nachdem der Staatsanwalt seine Absicht bekanntgegeben hatte, erschienen zwei unscheinbare Männer in seinem Büro und feuerten aus nächster Nähe ihre Luparas auf ihn ab.
    Seither wagte es niemand mehr, Don Primos Kopf zu fordern.
    Das Telefon läutete. Primo Poccani hob ab und meldete sich.
    »Der Wagen steht bereit, Don Primo«, sagte sein Chauffeur.
    »Ich komme sofort«, antwortete Poccani und legte auf.
    Es klopfte, und die Tür öffnete sich. Ein schlankes, etwa neunzehnjähriges Mädchen trat ein: Laura Poccani, die Nichte des Don.
    Er erhob sich und trat hinter seinem großformatigen Schreibtisch hervor.
    Sein Arbeitszimmer war von einem der besten sizilianischen Innenarchitekten mit viel Geschmack und Liebe zum Detail eingerichtet worden.
    »Darf ich dich einen Augenblick stören, Onkel Primo?« fragte Laura mit belegter Stimme.
    Der Don warf einen kurzen Blick auf seine teure Uhr. »Ich muß weg, Laura. Dringende Geschäfte… Hat es nicht bis heute abend Zeit?«
    »Ich brauche nur ein paar Minuten.«
    Don Primo deutete ein Lächeln an. »Na schön.« Er setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich weiß, daß es unrecht war, was ich getan habe, Onkel Primo.«
    »Wir wollen nicht mehr darüber sprechen, Laura. Es ist vergessen.«
    »Ich glaube nicht, daß du es wirklich schon vergessen hast.«
    »Das Kapitel ist für mich abgeschlossen.«
    »Wirst du mit meinem Vater darüber reden?«
    »Das muß ich wohl, schließlich bekommt er dich nicht mehr so zurück, wie er dich mir anvertraute. Es wird ihn sehr kränken.«
    »Kannst du ihm die Wahrheit nicht ersparen, Onkel Primo?«
    »Wie stellst du dir das vor? Früher oder später muß er es erfahren, deshalb ist es besser, wenn ich es ihm sage.«
    »Ich habe dich sehr enttäuscht, nicht wahr?« fragte Laura Poccani und senkte verlegen den Blick. »Aber ich konnte es nicht verhindern; es war stärker. Bestimmt warst du in deiner Jugend auch hin und wieder verliebt. Man kommt dagegen nicht an. Es überrollt einen, schaltet die Vernunft aus, und man kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.«
    Don Primo stand auf und ging langsam auf das hübsche Mädchen zu. Er streichelte ihre glatte Wange. »Ich gebe dir keine Schuld, cara.«
    »Aber Federico Cazzale, ihn verdammst du, nicht wahr?«
    »Immerhin war er es, der dich verführte«, sagte der Mafiaboß rauh. »Er hätte das nicht tun dürfen. Er hätte seine Gefühle beherrschen müssen. Statt dessen ließ er seiner Leidenschaft freien Lauf und brachte mich damit in eine höchst unangenehme Lage. Mein Bruder, dein Vater, glaubt dich hier in den besten Händen, und nun muß er erfahren, daß Federico Cazzale dich… Es wird ihm weh tun.«
    »Er wird mich umbringen, wenn ich nach Rom zurückkehre«, schluchzte Laura verzweifelt.
    »Das wird er gewiß nicht tun. Ich werde mit ihm reden«, versprach Don Primo. »Ich werde ihm klarmachen, daß du trotz allem ein gutes Mädchen bist, daß einfach nur die Umstände gegen dich waren. Er wird es verstehen; du brauchst dich nicht vor ihm zu fürchten.«
    »Und Federico? Was wird aus ihm?«
    »Das sollte dich nicht kümmern«, sagte Don Primo ernst.
    »Aber ich liebe ihn, Onkel Primo.«
    »Du hast versprochen, ihn nicht wiederzusehen.«
    »Ich bin auch bereit, dieses Versprechen zu halten, aber ich möchte nicht, daß du ihn bestrafst. Bitte, Onkel Primo, füge ihm kein Leid zu. Er ist noch so jung.«
    »Er ist siebenundzwanzig.«
    »Er war in jener Nacht betrunken, wie du weißt.«
    »Das lasse ich als Entschuldigung nicht gelten. Ein Mann muß in jeder Situation wissen, was er tut. Und er muß seine Taten verantworten!«
    Laura blickte zu Boden. Sie war totenbleich in diesem Augenblick, und sie zitterte heftig. »Wenn Federico etwas zustößt, bringe ich mich um, Onkel Primo.«
    Der Mafiaboß blickte sie bestürzt an. »Kind, was redest du denn da? Du kannst doch wegen dieses gewissenlosen Burschen nicht dein Leben wegwerfen. Du weißt nicht, was du sagst, Laura. Ich

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