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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

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— der Bursche ist gefährlich.«
    Der Kapitän war inzwischen wieder auf die Beine gekommen. Mit haßerfülltem Gesicht starrte er mich an und zog den Revolver aus der Halfter. Ich sah ihm an, daß er am liebsten zugeschlagen hätte.
    »Keine Brutalitäten, alter Knabe«, sagte Flush. Er griff mit der linken Hand in die Tasche, brachte ein Paar Handschellen zum Vorschein, warf sie dem Skipper zu.
    »Leg ihm die Armbänder an!«
    Ich konnte nichts tun. Flush war wachsam wie ein Jagdhund. Und eine schußbereite Luger ist eines der überzeugendsten Argumente, das es gibt.
    »Sie kommen sich wohl sehr stark vor«, sagte ich langsam.
    »Ich komme mir nicht nur so vor — ich bin es!« sagte er mit breitem Grinsen.
    »Haben Sie schon mal den Namen Jack Nelson gehört?« fragte ich unvermittelt.
    Mit einem Schlag erstarb das Grinsen auf seinem Gesicht.
    »Sie bluffen, Cotton — Nelson ist ein Killer, der seit vielen Jahren im Zuchthaus sitzt. Er hat mit der Sache nichts zu tun.«
    »Er nicht — aber Gorgonzola!«
    Er trat einen Schritt auf mich zu. Seine Finger krampften sich um den Kolben der Pistole.
    »Was wissen Sie von Gorgonzola?«
    Jetzt grinste ich. Außerdem fiel mir nichts ein. Was wußte ich schon? Nichts. Es gab zwei Möglichkeiten. Nevada Flush und Gorgonzola arbeiteten zusammen, oder sie waren Erzfeinde. Wenn ich mir Flush’ gespanntes Gesicht ansah, schien mir die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher. Blitzartig ging es mir durch den Kopf.
    Flush und Gorgonzola waren Rivalen.
    Sie standen gegeneinander — und das setzte voraus, daß es ein gemeinsames Etwas gab, was sie beide haben wollten. Was war das? Jack Nelson hatte es offenbar gewußt. Und jetzt wurde mir auch klar, warum der zum Tode verurteilte Gangster uns auf Flush gebracht hatte.
    »Reden Sie«, zischte Flush, »oder ich bringe Sie zum Reden. Ich habe Mittel, glauben Sie mir…«
    Ich formulierte meine Worte sorgfältig wie der Pressechef vom Weißen Haus. Ein falsches Wort — und Flush merkte, daß ich nur bluffte. Der Skipper schien- auf seiten Gorgonzolas zu stehen. Das hatte ich bei der Begrüßung bemerkt. Traf das zu, spielte er Flush gegenüber ein doppeltes Spiel.
    »Fragen Sie den Skipper«, sagte ich, »er kann Ihnen einiges über Gorgonzola erzählen!«
    Flush fuhr herum.
    »Wayne!«
    Der Skipper war eine Spur blasser geworden. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
    »Er lügt«, keuchte er. »Ich bin doch kein Verräter.«
    »Wayne, alter Knabe«, sagte Flush sanft und betrachtete ihn unentschlossen.
    Also stimmte meine Theorie. Gorgonzola und Flush kämpften gegeneinander. Das erklärte manches. Den Mordanschlag auf Flush’ Privatsekretär, den Anschlag auf Rina Ogg. Vielleicht sogar den Mord an Hiram.
    Der Grund für diese Rivalität mußte bei Old Yellowstain zu suchen sein. Jetzt wurde auch deutlich, warum die Gangster versucht hatten, mich auszuschalten. Ich hatte seinerzeit Old Yellowstain zur Strecke gebracht und galt als der beste Kenner des alten Gangsters.
    Flush starrte immer noch auf den Skipper. Ich versetzte mich in seine Lage, Er rechnete natürlich damit, daß ich bluffte. Aber es konnte sein, daß ich die Wahrheit sagte. Der Skipper, dessen Gesicht vor hilfloser Wut und Angst verzerrt war, bot ein Bild des schlechten Gewissens. Aber selbst wenn der Skipper ein Verräter war — Flush brauchte ihn, wenn er den Hafen verlassen wollte.
    »Sie schaffen es nicht, Cotton. Wayne arbeitet seit vielen Jahren für mich. Er ist treu wie Gold — yeah, wie Gold«, sagte er und grinste breit.
    »Nevada«, sagte der Skipper gepreßt, »hast du etwas dagegen, wenn ich diesem Burschen das Gesicht poliere?«
    »Dazu hast du bald Gelegenheit, sehr bald!« Er trat auf mich zu und blies mir seinen Pefferminzatem ins Gesicht. »Sie sind ein geriebener Bursche, Cotton. Das müssen Sie sein, sonst hätten Sie damals dem klugen Old Yellowstain nicht das Handwerk gelegt. Aber bei all Ihrer Gerissenheit sind Ihnen damals ein paar Dinge entgangen.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Old Yellowstain«, sagte Flush triumphierend, »war einer der größten Verbrecher seiner Zeit. Mehr als dreißig Jahre hat er New York in Atem gehalten. Well, Cotton, und jetzt will ich Ihnen etwas sagen, worauf beschränkte Polizisten mit fünfhundert Dollar Monatsgehalt niemals kommen. Wenn ein großer Gangster seine ersten Raubzüge erfolgreich hinter sich gebracht hat, hat er plötzlich eine Menge Zaster. Er muß mit dem Geld etwas anfangen. Dabei kann er keine

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