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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht mit einem Mord an mir belastet. Und war er erst einmal draußen, war immer noch genug Gelegenheit dazu. Ich begriff langsam, daß Flush mit eiskalter Berechnung vorging.
    Nun — in einer Hinsicht hätte ich ihn beruhigen können. Von meiner Absicht, der »Ballerina« einen Besuch abzustatten, hatte ich keinem etwas gesagt. Ich hatte ja wahrhaftig nicht damit gerechnet, an Bord des Schiffes derartige Überraschungen zu erleben. Alles, was ich erhofft hatte, war ein Hinweis auf Flush’ Aufenthaltsort.
    Er hatte offensichtlich schon vorher die Absicht gehabt, mit der »Ballerina« in See zu gehen. Welchen Kurs mochten sie steuern? Und welchem Zweck diente diese Fahrt?
    Ich richtete mich mühsam auf. Es war so finster, daß ich die Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Ich betastete meine Fesseln. Auch an den Füßen hatte ich Stahlschellen — es war dasselbe Modell, das die Polizei zum Transport gefährlicher Verbrecher benutzte.
    Eine Kette aus Chromstahl verband Hand- und Fußfesseln, so daß ich mich nur gekrümmt bewegen konnte. Die Kette lief weiter bis zu einer großen Kiste und war dort an einen Griff angeschlossen.
    Ich betastete meine Taschen. Sie waren leer. Die Gangster hatten mir alles abgenommen, einschließlich Uhr und Füllhalter. Jetzt fehlte mir eine Säge im Schuhabsatz. Aber ich hatte ganz gewöhnliche Schuhe an, ohne technische Tricks.
    Eine Weile mühte ich mich ab, mußte aber dann erkennen, daß ich keine Aussichten hatte, die Fesseln loszuwerden. Ohne Schlüssel war da nichts zu machen. Ich kannte die Modelle, sie waren äußerst stabil.
    Die Vibration des Kahns wurde stärker. Offenbar hatte die »Ballerina« jetzt freies Fahrwasser erreicht. Eine Weile versuchte ich, die Kiste zu öffnen, aber sie war mit starken Stahlbändern verschlossen.
    Mein Zeitsinn hatte völlig ausgesetzt. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich bewußtlos gewesen war, und die Dunkelheit ringsum machte es unmöglich, die Zeit auch nur zu schätzen. Ich wußte nur, daß ich allmählich müde wurde. Dies war jetzt die zweite Nacht, die ich mir um die Ohren schlug.
    Ich war in einen unruhigen Halbschlaf gefallen, als ich plötzlich aufschreckte. Ein schmaler Lichtstreifen fiel in den Laderaum. Ich sah hoch. Eine der Luken war geöffnet, und ich sah für einen Augenblick die Sterne blinken. Dann schob sich ein Schatten davor. Jemand kletterte nach unten.
    Der Mann bewegte sich lautlos auf mich zu. Dann fiel sekundenlang das abgeblendete Licht einer Taschenlampe auf mich, erlosch sofort wieder.
    »Cotton«, flüsterte eine Stimme, »zum Teufel, sind Sie wach?«
    Ich fuhr überrascht hoch. Vor mir ntund Wayne, der Kapitän.
    »Ja, allerdings«, sagte ich. »Was wollen Sie? Den starken Mann spielen?«
    »Ich will Ihnen helfen!« Er beugte sieh über mich. »Nevada will Sie ermorden, sobald wir draußen sind. Ich will aber keinen Mord. Ich bin bestimmt nicht zimperlich, aber Mord will ich nicht.«
    Ich war skeptisch. Ich witterte eine neue Gemeinheit dahinter.
    »Ich habe nicht viel Zeit. Kann nicht lange von der Brücke wegbleiben. Nevada hat keine Skrupel, auch mich umzubringen, wenn er mich nicht mehr braucht. Hören Sie gut zu! Wir stehen anderthalb Meilen von der New-Jersey-Küste, ungefähr auf der Höhe der Harnegal Bai. Die Strömung ist hier l'ünstig für Sie. Sie können schwimmen. Bis Sie an Land sind, sind wir längst auf hoher See!«
    »Wie ist die Wassertemperatur?«
    »Dreizehn Grad — bißchen kalt, aber wenn Sie sich einen Rettungsring mitnehmen, können Sie es schaffen.«
    »Sie wollen, daß ich absaufe, Wayne! Wahrscheinlich gibt es hier Strudel oder gefährliche Strömungen oder sonst was. Vielleicht rechnen Sie auch einfach damit, daß ich die Kälte nicht überlebe!«
    »Teufel eins, wenn ich das wollte, könnte ich auch Flush die Arbeit besorgen lassen.«
    »Und Sie riskieren dafür, daß ich die Polizei auf die ›Ballerina‹ hetze!«
    »Kleiner Irrtum. Wenn wir auf hoher See sind, kann uns die US-Polizei überhaupt nichts mehr!«
    »Aber am Zielort!«
    »Herrgott noch mal, begreifen Sie doch. Erstens haben wir Kanada deklariert und gehen in Wahrheit nach Südamerika, und zweitens brauchen wir du, wo wir hingehen, die Polizei nicht /.u fürchten.«
    Er richtete sich auf.
    »Jetzt wissen Sie Bescheid. Tun Sie, was Sie wollen — aber verlassen Sie das Schiff. Kommen Sie ja nicht auf die Idee, den Helden zu spielen. Hier an Bord hat Nevada fünfzehn Mann Besatzung. Sie arbeiten alle für ihn und

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