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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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kriminellen Methoden anwenden. Mit Verbrechen kann er sich das Kapital beschaffen, aber er kann nicht erreichen, daß es Zinsen trägt.«
    »Wie aufregend«, sagte ich. »Über Ihre Erkenntnisse sollten Sie mal ein Buch schreiben.«
    Er beachtete die Bemerkung nicht.
    »Ein Mann wie Old Yellowstain begnügt sich auch nicht mit den Bankzinsen. Er will mehr herausholen. Dann aber muß er Unternehmer werden — er muß irgendeine Firma gründen oder sich einkaufen, und er muß die Spielregeln eines anständigen Geschäftsmannes einhalten. So wird jeder Verbrecher, der Erfolg hat, über kurz oder lang in eine Doppelrolle gezwungen — die des großen Gangsters und die des ehrbaren Geschäftsmannes. Es ist eine Art Naturgesetz.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Flush?«
    »Old Yellowstain war einer der Größten Verbrecher aller Zeiten. Was glauben Sie, wieviel Zaster Old Yellowstain im Laufe dieser Zeit angehäuft hat.«
    »Eine Menge!«
    »Yeah — aber als er von den Kugeln durchlöchert aufgefunden wurde, hatte er fünf Dollar bei sich — gerade genug, um nicht als Landstreicher aufgegriffen zu werden.«
    »Sie vergessen eine Kleinigkeit«, sagte ich, »eine Sonderkommission der New Yorker Staatsanwaltschaft hat sich damals fast ein Jahr lang mit Old Yellowstains Vermögensverhältnissen auseinandergesetzt. Seine Familienangehörigen haben rund ein Dutzend Detektivkanzleien eingespannt, um herauszufinden, wieviel Geld Old Yellowstain hatte und wo er es untergebracht hatte. Alles in allem kam man auf einen Beirag von einer Viertelmillion Dollar, der in verschiedenen Bankdepots gefunden wurde. Das meiste ging für Ersatzansprüche der Opfer Old Yellowstains drauf, den Rest hat der Staat eingezogen…«
    »Alles richtig — aber auch Sie vergessen eine Kleinigkeit. Eine Viertelmillion ist für einen Mann wie Old Yellowstain ein lächerlicher Betrag. Das war nur das Kleingeld, verstehen Sie!«
    »Gewissermaßen die Portokasse«, grlnste ich.
    »In Wahrheit hat er ein Vielfaches versteckt. Der einzige Mensch, der Genaues weiß, ist Gorgonzola. Gorgonzola war offensichtlich entschlossen, die drei Jahre Zuchthaus abzusitzen und dann den Schatz zu heben. Aber ein paar Menschen wußten, daß Gorgonzola Geheimnisträger im Werte von zehn Millionen Dollar ist. Jack Nelson zum Beispiel!«
    »Ihm nützte das nicht viel.«
    »Ihm nicht — aber mir. Ich war entschlossen, zu warten, bis Gorgonzola frei war. Und jetzt ist er frei, und ich werde das ausnützen. Ich bin nicht so dumm wie Nelson. Ich versuche es nicht mit Foltermethoden. O nein. Ich warte, bis Gorgonzola den Schatz hebt, und dann packe ich zu. Verstehen Sie?« Auf seinem Gesicht lag ein verzückter Ausdruck.
    »Zehn Millionen Dollar — eine Menge Geld!«
    »Yeah — besser als das lumpige Gehalt eines FBl-Agenten. Sie verstehen, daß ich dafür einiges riskiere.«
    »Ihren Kragen zum Beispiel!«
    »Der Einsatz lohnt sich jedenfalls. Und ich werde nicht zulassen, daß mir irgend jemand in die Quere kommt. Mir war von Anfang an klar, daß Sie die größte Gefahr für mich sind, Cotton. Aber daß Sie jetzt hergekommen sind, hat diese Gefahr beseitigt — restlos, Cotton. Sie mischen nicht mehr mit in diesem Spiel.« Er wandte sich zu dem Skipper. »Wayne, alter Knabe, jetzt bist du dran!«
    Der Skipper trat auf mich zu. Seine Augen leuchteten bösartig auf.
    Ich sah den Schlag kommen, aber mit meinen gefesselten Händen hatte ich keine Chance, ihn abzuwehren.
    Ein Pferdehuf explodierte an meiner Schläfe.
    Dann wurde mir schwarz vor Augen.
    ***
    Ich erwachte von dröhnenden Schlägen gegen die Bordwand. Ringsum war es finster. Mein Kopf schmerzte, und ich hatte einen schalen Geschmack im Mund.
    Nur langsam fand ich die Orientierung wieder. Ich war an Händen und Füßen gefesselt und lag irgendwo im Laderaum. Über mir hörte ich Schritte auf dem Deck. Ich lauschte auf das Rasseln der Ankerkette und begriff, daß die »Ballerina« in See ging.
    Was hatte Flush vor? Seine Absichten mit mir waren absolut eindeutig. Wenn sie mich trotzdem nicht gleich umgebracht hatten, mußte das einen Grund haben: Ich überlegte. Offenbar wollte Flush kein Risiko eingehen, solange er sich innerhalb der Hoheitsgewässer befand. Er mußte damit rechnen, daß ich hinterlassen hatte, daß ich die »Ballerina« besuchte. Solange er sich innerhalb der Dreimeilenzone befand, mußte er jederzeit mit einer Durchsuchung des Schiffes durch die Coast Guard rechnen. Wenn das geschah, hatte er sich noch

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