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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

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wurde in die Halle geschleudert. Beißender Qualm stieg hoch. Ich nahm die Gasmaske, die der Captain mir reichte.
    Da stolperte auch schon Greg Orlowsky auf uns zu. Der Gangster hielt eine MP im Arm und feuerte wie wild. Eine Kugel streckte ihn nieder.
    Sekunden später kam Henry Cord. Er hielt in jeder Hand einen Fünfundvierziger, die er gleichzeitig bediente. Ihn ereilte dasselbe Schicksal wie seinen Komplicen. Es war klar — die beiden wußten, was sie bei einer Festnahme zu erwarten hatten und würden bis zum bitteren Ende kämpfen.
    Aber wo war Gorgonzola?
    Da kam er — hustend, sich krümmend. Er hielt in der linken Hand ein Tuch, das er vor das Gesicht preßte. Es war klar, daß er sich ergeben wollte. Es war ein seltsamer Anblick, der große, hagere Mann im Rauch und Qualm, gespenstisch beleuchtet von den Magnesiumfackeln, mit dem in die Höhe gestreckten Stahlhaken an seiner rechten Hand.
    »Feuer einstellen«, schrie ich.
    Schlagartig verstummte das Schießen ringsum.
    Gorgonzola blieb stehen.
    »Cotton«, schrie er, »wo sind Sie?«
    »Hier bin ich, Gorgonzola!«
    »Sie sind ein Narr«, schrie er. »Sie haben immer noch nicht begriffen, was hier gespielt wird, und Sie werden es nie begreifen. Ich weiß nicht, welcher idiotische Zufall Ihnen das Leben gerettet hat. Aber ich weiß, daß Sie diesen Fall nicht aufklären werden!«
    »Halten Sie keine Volksreden. Kommen Sie näher — alles übrige können Sie dem Untersuchungsrichter erzählen.«
    »Ich werde Ihnen was sagen!« Sein rechter Arm fuhr durch die Luft, geschüttelt von einem Hustenanfall.
    In diesem Augenblick fiel ein Schuß.
    Gorgonzola knickte zusammen, ging langsam in die Knie.
    »Cotton«, schrie er, »ich muß Ihnen noch etwas sagen!«
    Mit einem Satz war ich auf den Beinen und lief hinüber.
    Er lag am Boden und mühte sich krampfhaft, etwas zu sagen.
    Aber der Tod war schneller.
    ***
    »Ich finde den Mann«, sagte der Captain, bleich vor Wut. »Ich finde den Mann, der es gewagt hat, trotz ausdrücklichen Verbotes zu schießen.«
    »Das hilft uns auch nicht mehr.«
    »Es gibt keine Entschuldigung dafür«, sagte der Captain hartnäckig. »Gorgonzola war waffenlos und im Begriff, sich zu ergeben. Seine Bewegung war eine Reflexbewegung, hervorgerufen durch den Hustenanfall. Das hat jeder gesehen. Niemand kam auf den Gedanken, es als Angriff zu werten. Ein unerfahrener, junger Polizist muß die Nerven verloren und gefeuert haben. Das schlimmste ist, daß der Bursche zu 'feige ist, sich zu melden. Aber ich finde ihn, bei Gott, ich finde ihn und sorge dafür, daß er disziplinarisch bestraft wird.«
    »Sie werden es nicht leicht haben«, brummte Phil uninteressiert. »Ringsum war alles voll Tränengas — man konnte kaum seinen Nachbarn sehen. Außerdem haben wir nichts davon — Gorgonzola ist tot. Wir werden nie erfahren, was er uns noch sagen wollte.«
    »Henry Cord hat es gleichfalls nicht überlebt — und Greg Orlowsky lebt zwar noch, aber die Ärzte geben ihm keine vierundzwanzig Stunden mehr. Aussagen kann er keinesfalls mehr. Yeah«, sagte ich, »irgendwie wird doch deutlich, daß wir uns im Dunstkreis von Old Yellowstain bewegen. Bei dem war es auch nie möglich, einen Fall restlos aufzuklären. Aber eine Hoffnung habe ich noch!«
    Ich ging zu Rina Ogg, die bleich und verstört in einem Sessel saß.
    »Miß Ogg, haben Sie eine Vorstellung, was die drei Gangster hier gesucht haben?«
    »Ich weiß es nicht — weiß es wirklich nicht. Vermutlich dasselbe wie beim letztenmal!«
    Ich sah mich um. Die Halle war ein wüstes Schlachtfeld — aber der große Schreibtisch war, abgesehen von einigen Kugellöchern, unberührt. Auch am Panzerschrank war nichts verändert. Was immer die Gangster hier getan hatten — Nevadas Papiere hatten sie mit Sicherheit nicht interessiert.
    »Phil«, sagte ich, »fahr ins Hauptquartier und nimm Miß Ogg mit. Ich wünsche, daß sofort ein Protokoll aufgenommen wird und daß sie es unterschreibt. Dann können wir heute noch den Fall abschließen!«
    Phil schob die Brauen zusammen. »Hast du etwas vor?«
    »Ja — und ich glaube, diesmal habe ich Erfolg!«
    Als die beiden fort waren, wandte ich mich an den Captain.
    »Ich stelle mir vor, daß es eine Möglichkeit gibt, den Mann herauszufinden, der Gorgonzola erschossen hat. Lassen Sie die Leiche in die Pathologie schaffen und die Kugel herausholen. Wir werden feststellen, welches Kaliber sie hat. Dann vergleichen wir mit sämtlichen vorhin benutzten Waffen.

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