Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
wurde ernst.
    »Sehen Sie sich um, Cotton«, sagte Gorgonzola. »Wir sind ziemlich genau in der Mitte des Golfes. Die nächste Küste liegt vierhundert Meilen entfernt — in dieser Richtung!« Er wies unbestimmt in die Dämmerung. »Sie können versuchen, ob Sie es mit Schwimmen schaffen. Sie sehen, ich bin fair und gebe Ihnen eine Chance!«
    »Du verdammter Bastard«, keuchte Flush.
    »Aber es wäre gegen die Spielregeln, wenn zufällig ein Schiff Sie finden sollte«, fuhr Gorgonzola ungerührt fort. »Deshalb habe ich bis zur Dunkelheit gewartet. Im Dunkeln ist diese Gefahr ausgeschlossen. Ja, ich kann eigentlich nur noch gute Reise wünschen. Natürlich lasse ich Ihnen die Fesseln abnehmen — ich bin doch kein Unmensch.« Der Skipper kam heran und machte sich an den Handschellen zu schaffen.
    »Gorgonzola«, sagte ich, »haben Sie Hiram Ogg ermordet?«
    Ein dünnes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    »Der ewige Schnüffler — er kann es nicht lassen. Aber wenn es Sie beruhigt — ich war es nicht. Es muß Flush gewesen sein!«
    »Lügner!« schrie der. »Verdammter Lügner!«
    Ich sah von einem zum anderen. Und es war in diesem Augenblick, daß mir erstmals ein bestimmter Verdacht kam. Eine unwahrscheinliche Theorie — aber toll, wenn sie stimmte.
    Ich hatte keine Zeit mehr, mich damit zu beschäftigen.
    »Also, Gentlemen«, sagte Gorgonzola, »Sie können sich ja beim Schwimmen darüber unterhalten, ob ich gelogen habe. Wird Ihnen die Zeit vertreiben. Und jetzt!« Er winkte einladend mit dem Revolver. »Ich nehme an, Sie wissen es«, sagte er mit seiner schläfrigen, boshaften Stimme, »diese Gewässer hier sind besonders haifischverseucht. Denken Sie daran.«
    Der Skipper trat vor, nahm Maß und beförderte Flush mit einem Fausthieb über die Reling. Die Bordwand war nicht sehr hoch. Ich sah den Körper durch die Luft fliegen und aufklatschen. Es war soweit.
    Das Wasser war warm und klebrig. Ich kam zehn Yard neben der Bordwand hoch und sah geblendet in das Licht des Scheinwerfers. Die »Ballerina« begann zu zittern; sie nahm Fahrt auf.
    »Halten Sie sich klar von der Schraube«, schrie drüben jemand. »Und gute Reise!« Dann nahm das Schiff Fahrt auf, rollte die Bugwelle heran und überrollte mich. Als ich wieder auftauchte, stand die »Ballerina« schon ein gutes Stück querab.
    Hier unten war das Meer doch nicht so ruhig. Die Wellen rollten heran, hoben mich empor. Die Schaumkronen brachen über meinen Kopf und rollten weiter — ins Dunkel hinein. Ringsum war das eintönige Rauschen des Wassers.
    Ich hob den Kopf und sah mich nach Flush um. Da war er — ungefähr zehn Yard neben mir. Er schlug wild um sich. Ich paddelte hinüber, eine Welle hob ihn empor, ich sah sein Gesicht. Es war grau verzerrt vor Angst.
    »Ruhig, Mann«, rief ich. »Keine Kraft vergeuden!«
    »Die Haifische«, keuchte er.
    »Vorläufig sind keine da. Und Strampeln ist der sicherste Weg, sie heranzulocken.«
    »Was wollen wir tun?«
    »Geniale Frage«, sagte ich. »Wir sehen, daß wir an der Oberfläche bleiben. Vielleicht kommt am Morgen ein Schiff — vielleicht!«
    Unsinnige Hoffnung. Es war klar, daß die »Ballerina« sich abseits der üblichen Schiffahrtsrouten hielt. Und selbst wenn ein Schiff kam, es würde uns nicht sehen. Es würde über uns hinwegfahren. Was ist schon ein Mensch in der Weite des Ozeans?
    ***
    Ein Ruf weckte mich aus meiner Benommenheit. Ich hob den Kopf. Der helle Schein im Westen war verschwunden, nur das Licht der Sterne war da. Ich hob den Kopf. Nichts als Wasser, Wellen, Gischt.
    Da — ein Ruf. Schwach übertönte er das Rauschen. Ich sah mich um.
    Flush war nirgendwo zu sehen. Er mußte abgetrieben sein.
    Aber jetzt sah ich einen Lichtstrahl aufblitzen. Eine Lampe? Ein Schiff? Wild durchzuckte es mich. Aber das war doch nicht möglich! Ich hatte kein Motorengeräusch gehört.
    Wieder der dünne Lichtstrahl, der Über das Wasser wanderte.
    »Hier«, schrie ich und begann verzweifelt zu kraulen.
    Der Lichtstrahl stoppte, zitterte auf den Wellen, bewegte sich in meine Richtung.
    Ein Brecher schlug über mich hinweg. Ich schlug wie wild um mich. Das konnte doch nicht wahr sein!
    Es war wahr. Auf dem nächsten Wellenkamm sah ich den Gegenstand wieder. Es war ein Schlauchboot. Ein Mann kauerte darin und suchte mit seiner Lampe das Wasser ab.
    »Hier«, schrie ich wieder, und dann hatte er mich gesehen und paddelte auf mich zu. Meine Hände tasteten nach dem Gummiwulst. Mit seiner Hilfe schaffte ich

Weitere Kostenlose Bücher