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0441 - Zwischen Mars und Jupiter

Titel: 0441 - Zwischen Mars und Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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können doch nicht in dieser Ausdrucksweise eine diplomatische Botschaft überbringen!"
    „Und ob ich das kann!" schrillte der Ilt. „Was weißt du schon, was ich alles kann. Leider habe ich nicht genügend Zeit, sonst würde ich dich..."
    Er wandte sich von Maurice ab und redete mit uns.
    „Terranische Diplomatie, pah! Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Deshalb bin ich auch im ganzen Universum bekannt. Aber wer kennt schon unseren guten Hubert!"
    Ich merkte erst jetzt, daß mir die Tränen übers Gesicht liefen.
    Dieser Gucky war ein Original, ein rechter Schelm, stets zu Streichen aufgelegt - und trotz allem von einer Autorität, die man unwillkürlich respektierte. „Äh, der Chef hat mich beauftragt, Sie nach der Landung unauffällig zu Ihrem Gästebungalow zu bringen. Er enthält zwei getrennte Wohnungen, so daß auch der Moral Genüge getan wird. Offiziell gelten Sie als terranische Wissenschaftler, die von einem Sonderauftrag aus der Galaxis zurückgekehrt sind. Das wird Ihnen die Presse und das Fernsehen vom Leib halten. Außerdem möchten wir den Bewohnern der Solplaneten nicht voreilig Hoffnungen machen."
    „Ich verstehe", sagte ich. Dann tippte ich auf meinen Translator.
    „Wie ist es mit der Sprache, Gucky?"
    „Hypno-Schnellkursus in Interkosmos und Angloterranisch. Wird umgehend erledigt."
    Er sprang von der Tischplatte in einen Kontursessel, als die Korvette zur Landung ansetzte.
    Ich konzentrierte mich auf die Panoramagalerie, die die Umgebung des Flottenhafens wiedergab. Zur Rechten sah ich die Silhouette einer gigantischen Stadt. Das mußte Terrania sein. Eine wahrhaft atemberaubende Stadt! Trotz ihrer gewaltigen Ausdehnung wirkte sie nicht erdrückend. Überall wurde sie von Parkanlagen und Seen aufgelockert. Die terranischen Baumeister hatten offensichtlich auf ein Monument der Macht verzichtet und alles nach den Bedürfnissen der Bewohner geplant.
    Nichts verrät so sehr den Charakter einer Zivilisation wie ihre Großstädte. Diktatoren pflegen Monumentalbauten und Prachtstraßen zu errichten. Rein funktionell gestaltete Städte zeugen von einer erbarmungslos auf persönlichen Profit ausgerichteten Leistungsgesellschaft und individueller Bereicherung. Terrania war keines von beiden, sie legte Zeugnis von einer gesunden Demokratie ab, in der Leistungswillen und die Würde des Individuums auf einen gemeinsamen Nenner gebracht worden waren.
    In diesen Minuten festigte sich mein Entschluß, den Terranern zu helfen. Die Erde und die anderen solaren Planeten durften nicht zu Schlackenkugeln verbrennen. Bevor ich so etwas zuließ, würde ich lieber gegen die Angehörigen meines eigenen Volkes kämpfen.
    2. Mai 3434 -Definitiv-Gegenwart. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, wieder auf der Erde zu sein, wie sie mir vertraut war. Wir hatten über zweihunderttausend Jahre zurückgelegt, und nun waren wir aus der fernen Vergangenheit wieder in unsere Gegenwart zurückgekehrt.
    Vor uns stieg die Korvette in den Himmel über der Fidschi-Insel Viti Levu, trug Ovaron, Merceile und Takvorian nach Terrania.
    Galbraith Deighton und Oberst Maurice begleiteten die Cappins und den Pferdemutanten.
    „Eigenartig, Sir, nicht wahr?" sagte Dr. Multer Prest neben mir leise.
    Ich wandte mich um und blickte dem bärenhaft schwerfällig wirkenden Chefpsychologen unseres Zeitteams ins Gesicht. Es wirkte schläfrig und undurchsichtig wie immer.
    „Was ist eigenartig, Dr. Prest?" fragte ich.
    Multer Prest sah mich prüfend an. „Spüren Sie nicht auch, Sir, daß nach unserer letzten Zeitexpedition nichts mehr so sein kann wie früher! Wir müssen diese Zeitebene, in der wir uns augenblicklich befinden, Definitiv-Gegenwart nennen, um auszudrücken, daß es die Zeitebene ist, in die wir gehören!"
    Alle Schläfrigkeit war von seinem Gesicht abgefallen wie eine Maske. Erholte tief und rasselnd Luft. So erregt hatte ich Multer Prest noch nie gesehen.
    Er hob seine Stimme.
    „Aber wissen wir überhaupt noch, in welche Zeitebene wir gehören? Wem alle Zeitebenen offen stehen, für den sind alle Zeiten abwechselnd Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Was beweist unsere Hilflosigkeit gegenüber diesem Phänomen besser als die Tatsache, daß wir Begriffe, wie Definitiv-Gegenwart, Jetztzeit, Relativgegenwart, Relativvergangenheit und Relativzukunft gebrauchen müssen, um uns zu orientieren?"
    Jemand kicherte.
    Überrascht drehten wir uns um. Hinter uns stand Gucky und entblößte seinen Nagezahn. Die Knopfaugen des

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