0441 - Zwischen Mars und Jupiter
übermorgen fertiggestellt sein."
Ich nickte.
„Wann werden wir abgeholt, Oberst Maurice?"
„Ich werde mir erlauben, Sie acht Uhr morgens vor dem Bungalow zu erwarten, wenn Sie mit dieser frühen Stunde einverstanden sind."
Warum er nur alles so geschraubt hervorbringen mußte!
„Natürlich sind wir einverstanden", sagte Merceile. „Und was gibt es noch?"
Maurice wandte sich um und wölbte die Brauen.
„Das war alles, Miß Merceile."
Und deshalb war er persönlich gekommen! Warum nur hatte er uns nicht über Visiphon angerufen? Aus übertriebener Höflichkeit?
Oder wollte er uns nur nachspionieren?
„Bleiben Sie doch noch ein Stündchen, Oberst!" bat ich. „Wir könnten ein wenig plaudern, Ihnen unser Chippawy-Spiel beibringen und einen guten Schluck genießen."
Hubert Selvin Maurice zögerte, aber ich merkte, daß er nur zu gern geblieben wäre.
Das war es! Er suchte persönlichen Kontakt mit uns. Seine Mentalität hatte es jedoch nicht zugelassen, dieses Ziel direkt anzusteuern.
Merceile spürte das ebenfalls. Sie wiederholte die Einladung, und Maurice blieb.
Es wurde ein netter Abend. Erst nach Mitternacht verließ uns Hubert Selvin Maurice. Singend wankte er auf seinen Gleiter zu, ließ sich hineinfallen und wollte die Manuellsteuerung betätigen.
Ich konnte es im letzten Augenblick verhindern. Da wir mit der Automatsteuerung nicht zurecht kamen, trugen Merceile und ich den Oberst in mein Schlafzimmer.
Ich selber schlief auf der breiten Wohnzimmercouch.
Aber als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren Hubert Maurice und sein Gleiter verschwunden.
*
Der Blaue Saal füllte sich zusehends. Hubert Selvin Maurice stand neben mir. Sein Gesicht wirkte verkniffen, als litte er unter Kopfschmerzen. Bei jedem lauten Geräusch zuckte er zusammen.
„Was ist mit Ihnen los, Oberst?" fragte ich beunruhigt. „Fühlen Sie sich nicht wohl?"
Der gute Hubert starrte mich erschrocken an. Seine Augen wirkten leicht glasig.
„Nein, Sir. Ich fühle mich prächtig."
In etwa fünfzig Metern Entfernung begrüßte Icho Tolot unsere Cappins. Maurice faßte sich stöhnend an den Kopf, obwohl der Haluter seine Stimme so weit wie möglich gedämpft hatte.
Kein Zweifel, Hubert litt unter einem ausgewachsenen Kater!
„Wo waren Sie gestern abend?" fragte ich.
„Bei Ovaron und Merceile", murmelte Maurice. Seine Stirn bedeckte sich mit Schweiß. „Habe wohl ein Glas zuviel getrunken, Sir. Ich bitte um Verzeihung."
Ich lachte leise.
Noch nie hatte ich Hubert Selvin Maurice angeheitert gesehen.
Es lag unter seiner Würde, sich in einem solchen Zustand zu zeigen. Deshalb trank er nur mäßig, sehr mäßig sogar. Und nun hatten die beiden Cappins ihn offenbar betrunken gemacht! Ich konnte mir denken, wie es gekommen war. Er hatte aus purer Höflichkeit nicht gewagt, den hochstehenden Vertretern eines anderen Volkes gegenüber abzulehnen!
„Gehen Sie in den nächsten Ruheraum, nehmen Sie ein paar Tabletten und legen Sie sich hin, Oberst!"
Maurice lehnte empört ab.
„Nein, Sir. Mein Platz ist hier. Sie müßten mich entlassen, um mich zu entfernen, Sir."
Ich zuckte die Schultern und ging Atlan entgegen, der soeben den Saal betrat.
Der Arkonide winkte mir zu.
„Hallo, Perry!" Sein Gesicht wirkte, als wäre es aus Marmor gemeißelt; viele tausend Jahre hatten daran modelliert, und alle Anstrengungen, Kämpfe, Niederlagen und Probleme hatten es nur veredeln können.
Wir schüttelten uns die Hände, dann gingen wir zu der Gruppe, die sich um Ovaron lind Merceile gebildet hatte.
Wieder einmal spürte ich beinahe körperlich die vertraute Ausstrahlung, die von Ovaron ausging; vertraut, weil sie der meines Freundes Atlan so sehr ähnelte.
Der Cappin lächelte mir zu. Er wirkte entspannt, energiegeladen und erwartungsvoll. Er hatte sich bereits in seiner ungezwungenen und dennoch souveränen Art mit einer großen Zahl von Wissenschaftlern und hochgestellten Offizieren bekannt gemacht.
Merceile musterte mich aufmerksam und verfolgte mich mit den Blicken ihrer ockergelben Augen. Ich hatte wohl gemerkt, daß ihre Wangen etwas mehr Farbe bekommen hatten, als wir uns die Hand gaben. Unwillig über meine Reaktion darauf verbannte ich meine Gefühle in den hintersten Winkel meines Bewußtseins.
Nicht einmal das schönste, bezauberndste weibliche Wesen des Universums durfte mich von meinen Aufgaben ablenken.
Wir nahmen unsere Plätze ein. Es war 8.30 Uhr am sechsten Mai des Jahres 3434 Erdzeit.
Als ich
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