0442 - Der Blick ins Jenseits
das?« fragte Bill. »Es gibt ein sogenanntes Orakel der Templer, mit dem die Schwarze Magie ihre Diener bei der Stange halten wollte. In einem Saal der Komturei hat das Böse sein Zeichen hinterlassen. Jeder, der zu Baphomets Dienern gehörte, durfte einen Blick in das Orakel werfen. Es zeigte Bilder, Abgründe, Tod und Vernichtung. Die Horror-Reiter, die Sie ja ebenfalls kennen, sind durch dieses Orakel in die Welt gekommen, und es wären auch noch mehr Dämonen erschienen, wenn nicht ein Mann dieses Orakel geschlossen hätte. Das war Jahrhunderte später. In der Zwischenzeit ist schon zu viel an Grauen über die Welt gekommen, aber das Orakel wurde geschlossen. Jemand nahm ihm die voraussagende Kraft und schüttete es praktisch zu.« Der Reihe nach schaute Abbé Bloch die Anwesenden an. »Ahnen Sie, wen ich meine?«
Drei schüttelten den Kopf, nur Suko nickte. »Ich kann es mir vorstellen. Es war Hector de Valois!«
»Genau der. Und er besaß damals das Kreuz, das jetzt euer Freund, der Sohn des Lichts, hat. Mit diesem Kreuz gelang es ihm, das Orakel zu verschließen. Und es war gut so.«
»Hat es lange gehalten?« fragte Jane.
»Bis vor kurzem.«
»Was geschah dann?« wollte Bill wissen.
»Wir erhielten einen Hinweis, daß das Orakel wieder tätig ist. Wie Sie vielleicht wissen, hält sich unsere kleine Gruppe in Frankreich auf, denn dort sind die Urspuren der Templer zu suchen. Da liegt auch unser mächtiger Führer aus der Vergangenheit begraben. Als silbernes Skelett. In Alet-les-Bains, einem kleinen Gebirgsort, wo auch die Kathedrale noch in Resten steht. Aber das wissen Sie. Nun erreichte uns aus dem Sarg, in dem das Skelett liegt, die Botschaft. Auf telepathischem Wege wurde uns mitgeteilt, daß die Wand wieder arbeiten würde. Das Orakel hat sich also offenbart.«
»Was kann passieren?« fragte Suko. »Und wer hat es überhaupt öffnen können?«
»Der Reihe nach, bitte«, erwiderte Abbé Bloch. »Passieren kann viel. Das Orakel zeigt einen Blick in vergangene Zeiten. Man sieht dort die Dämonen, die einmal geherrscht haben. Die können heute längst vernichtet worden sein, aber damals waren sie noch existent. Und es gibt ebenfalls welche, die auch heute noch leben und durch das Orakel in die Vergangenheit eintauchen können. Ich denke da an die Horror-Reiter. Es bedeutet also eine Gefahr, und man kann es als ein schwarzmagisches Heiligtum der abtrünnigen Templer bezeichnen, denn erst durch seine Existenz sind sie vollends davon überzeugt worden, sich auf die Seite Baphomets zu schlagen.«
»Und wer hat es jetzt geöffnet?« Suko wollte die zweite Frage beantwortet wissen.
Der Abbé hob die Schultern. »Ich möchte zunächst indirekt antworten und etwas weiter ausholen. Man kann durch das Orakel in die Vergangenheit schauen, und zwar sehr tief hinein. Man sieht Dinge, die normalerweise verschlossen bleiben. Durch Hector de Valois' damaligen Einsatz hat er auch Dinge in das magische Orakel hineingeholt, die als verschollen galten. Er hatte damals etwas Bestimmtes gewollt, um alles zu retten, das ist ihm aber nicht gelungen. So bekam er es nur zu Gesicht. Es ist oder war das Buch der grausamen Träume…«
***
Die anderen waren sprachlos.
Bill konnte nicht ruhig sitzen bleiben. Er strich über seine Stirn, wo der kalte Schweiß lag. Dann schüttelte der Reporter den Kopf. »Habe ich richtig gehört? Das Buch der grausamen Träume?«
»Ja.«
»Aber was hatte Hector de Valois damit zu tun, frage ich Sie, Abbé?«
»Trug er nicht auch das Kreuz? War er nicht auch ein Sohn des Lichts? Er kannte das Buch, er wußte von seiner Existenz, und er wollte, das wissen wir heute, eine Spur finden, die zum Dunklen Gral führt und damit zur Basis der Menschheit.«
»Über das Buch der grausamen Träume?«
»Davon müssen wir heute ausgehen.«
»Hat er es geschafft?« fragte Suko. »Ich weiß es nicht. Keiner weiß es. Es gibt keinen Hector de Valois mehr. Er ist gestorben, aber er wurde in John Sinclair wiedergeboren. Vielleicht besitzt der Geisterjäger auch Hector de Valois' Wissen, ohne etwas davon zu ahnen. Mit diesem Wissen kämen wir weiter. Und wahrscheinlich weiß dies sogar der Teufel. Deshalb wollte er Sinclair umbringen. Zweimal wollte er ihn sterben lassen. Einmal für euch und zum anderen an dem Ort, an dem die Schwarze Magie konzentriert ist. Wäre ihm das alles gelungen, hätte das Orakel niemand mehr schließen können.«
»Und wer hat es geöffnet?« rief Suko. »Wir wissen es noch
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