0442 - Der Blick ins Jenseits
Druck fertig werden müssen. Aber daran glauben wir nicht. Du wirst dein Wissen mit in den Tod nehmen. Dir war versprochen worden, daß es dein letzter Fall ist. Dieses Versprechen halten wir nun ein, John Sinclair. Dein Tod wird aus dem Jenseits kommen.«
»Ist es das Skelett?«
»Ja.«
»Aber nicht der Schwarze Tod?«
»Doch, du kennst ihn ja.«
Ich lachte hart und kratzig gegen die magische Wand. »Moment, ich habe ihn damals vernichtet und…«
»Damals ist nicht heute. Was du hier siehst, ist die Vergangenheit. Das Dunkel des Alls umgibt die Gestalten, das Dunkel der Vergangenheit, das für dich zur Gegenwart wird. Auch das Buch der grausamen Träume siehst du. Es ist aufgeschlagen, und auf dieser Seite, die aufgeschlagen ist, ist dein Schicksal beschrieben.«
»Das ihr lesen könnt?«
»Vielleicht.«
Die letzte Antwort hatte mir etwas unsicher geklungen. Zudem wunderte ich mich darüber, daß sich Asmodis und auch Baphomet im Hintergrund hielten und sich nicht zeigten. Da lief irgend etwas krumm. Leider verstand ich nicht, was, und sie trafen auch keinerlei Anstalten, mir etwas darüber zu berichten. Deshalb fragte ich:
»Was ist denn überhaupt passiert? Weshalb zeigt ihr euch nicht selbst, so daß wir uns gegenüberstehen?«
»Es gibt eine Grenze.«
»Auch für dich, Asmodis?«
»Ja.«
»Wieso?«
»Das soll nicht dein Problem sein, Geisterjäger. Ich existiere nicht im Jenseits. Mein Platz ist das, was ihr Hölle nennt, verstanden? Beide sind unterschiedlich, das wollte ich dir noch gesagt haben. Und zum Schluß möchte ich mich bei dir bedanken. Schau hinein in die Schwärze, sieh die Gestalten, die dort auftauchen werden, und lasse auch das Buch nicht aus den Augen.«
Ich hatte mir die Worte des Teufels genau gemerkt und sah meine Chancen als nicht gering an. »Es gibt da eine Unstimmigkeit!« rief ich dem Höllenprinz entgegen. »Du hast vorhin davon gesprochen, daß dieses Tor oder diese Wand wieder geschlossen werden kann. Hector de Valois hat es vorgemacht. Ich werde sie ebenfalls wieder schließen.«
»Wenn du es schaffst.«
»Was sollte mich daran hindern?«
»Dein Wissen, Geisterjäger. Du bist in einer anderen Zeit geboren worden. Um dieses Tor zu schließen, muß man ein geheimes Wissen haben. Doch das hast du nicht. Vielleicht hättest du es irgendwann einmal erlangt, so aber bleibt es dir verborgen. Deshalb darfst du nicht nur einen Blick in das Jenseits werfen, du kannst auch selbst eintreten und wirst in der ewigen Schwärze untergehen. Versuche es, stelle dich den Problemen. Wir schauen gern zu, wie der Mann aus einer anderen Zeit mit den Kräften der Vergangenheit fertig wird. Du schaffst es nicht. Du bist nicht Hector de Valois, der verhindern wollte, daß die Baphomet-Templer geboren wurden.« Seine Lache klang rauh. »Na, willst du nicht reinkommen? Das Jenseits lockt, es wartet auf Helden.« Das letzte Wort hatte er spöttisch ausgesprochen. »Du wolltest doch ein Held sein, jetzt bist du feige!«
»Nein, das bin ich nicht, nur vorsichtig.«
»Also kommst du?«
»Noch nicht.«
»Auf was wartest du denn? Vielleicht auf Hilfe? Niemand ist da, der dir helfen kann, du bist auf dich allein gestellt, und das Mädchen draußen wird von meinen Dienern zerrissen werden, wenn man sie entdeckt. Also keine Chance für euch.«
Der Teufel hatte mich in eine Zwickmühle gebracht. Blieb ich vor dieser Wand stehen, tauchte ich hinein? Was war in diesem Fall richtig?
Und er hatte recht gehabt, daß ich mich nicht entscheiden konnte, denn ich spürte in meinem Innern ein bedrückendes Gefühl. Es war die reine Angst vor einer Entscheidung. In der letzten Zeit hatte ich sie öfter empfunden, ich brauchte einfach wieder einen großen Sieg. Allein das Verschließen dieses Tores hätte mich auf diesem Weg ein großes Stück weiterbringen können, aber ich wußte nicht, was richtig war. Und so wartete ich noch ab. In der Wand tat sich etwas. Für mich geschah dies weit im Hintergrund oder in der Tiefe. Da wurde es unruhig, als würde sich die Schwärze innerhalb einer kaum meßbaren Zeitspanne verändern und durch kreisende Wolken ersetzt.
In meinem Genick hatte sich ein kaltes Gefühl festgesetzt. Wie sollte ich mich entscheiden?
Schon des öfteren war ich durch Dimensionstore getreten und hatte haarsträubende Abenteuer erleben müssen. Doch hier entschied ich mich anders. Diesmal ging ich nicht! Als ich den Entschluß gefaßt hatte und mich herumdrehte, merkten auch der Teufel oder
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