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0444 - Ich, der Diamanten-Marder

0444 - Ich, der Diamanten-Marder

Titel: 0444 - Ich, der Diamanten-Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Stelle, wo das Rohr in die Wand mündete, ein breiter Riß klaffte. Hier war die Isolierung zerstört, und das Rohr saß nicht mehr genau in der Fuge. Es hatte einen Durchmesser von über drei Fuß und verschwand in Kopfhöhe in der Wand. Ich fand ein Stück Massiveisen, mit dem ich den Putz abschlug und dann die Isolierung beseitigte.
    Geschwärztes Stahlblech kam zum Vorschein, das locker in der Paßfuge steckte. Mit ein paar Schlägen erweiterte ich den Spalt so, daß ich das Eisen zwischen Mauer und Rohr stecken kennte. Nach ein paar kräftigen Ruckbewegungen knirschte es heraus, und ich konnte es zur Seite schwenken.
    Ich trat ein paar Schritt zurück, um tief durchzuatmen und den Rauch abziehen zu lassen. Die Öffnung war groß genug, um mich durchzulassen, aber ich wußte noch nicht, wohin sie führte. Sie konnte in einen Kamin münden oder in eine Verlängerung.
    Um das festzustellen, fischte ich mit dem Eisen den brennenden Lappen aus der Halterung und trug ihn dicht vors Loch. In schwächer werdendem Lichtschein sah ich, daß ein Verlängerungsrohr waagerecht etwa zehn Yard weiterlief und dann abknickte. Irgendwo würde schon ein Ausgang sein, und so trat ich das Öllicht aus und schwang mich hoch.
    Auf allen vieren kroch ich vorwärts. Ich tastete mich mit den Händen vor, bis ich an dem Knick angelangt war. Hier nahm ich noch ein Streichholz zu Hilfe und sah, daß das Rohr leicht abschüssig verlief. Offenbar führte es in einen Stollen. Der Weg konnte noch ein paar Meilen so weitergehen, und dazu hatte ich keine Lust. Das Moniereisen hatte ich mitgenommen, und so suchte ich mir an dem Knick die schwächste Stelle. Es dauerte im Finstern etwas länger, bis ich das Eisen durchgezwängt hatte, dann arbeitete ich verbissen daran, die beiden Hälften zu trennen.
    Es dauerte noch etwa zwanzig Minuten, und der Schweiß lief mir in kleinen Bächen über das Gesicht. Schließlich hatte ich die Verbindung getrennt und pulverisierte die morsche Isolierung aus Gips und Stoff. Klar glänzte der Nachthimmel über mir. Der Eisenstab wurde schräg eingeklemmt, und mit Fußtritten drückte ich ihn in die Waagerechte.
    Dabei drückte er die beiden Rohrhälften so weit auseinander, daß ich durchschlüpfen konnte. Ich paßte allerdings höllisch auf, daß ich nicht den Stab aus der Halterung riß. Die zusammenfedernden Rohrenden hätten mich glatt in drei Teile schneiden können. Mit den Füßen tastete ich vor, dann ließ ich die Hände los und landete weich im Sand. Es waren nur zwei Yard Fallhöhe gewesen.
    So angestrengt ich auch lauschte, kein Geräusch drang zu mir. Ich schlich mich vorsichtig zum Vordereingang meines Gefängnisses, doch wie erwartet, war niemand da. Daraufhin huschte ich zur Baracke und umrundete sie einmal. Alles war dunkel, das Taxi war verschwunden.
    Da die Fenster verschlossen waren, nahm ich den Vordereingang bis zu der zweiten Tür. Hier brauchte ich ein Stück Draht, um das Schloß zu öffnen. Schließlich wollte ich meine Schmuckstücke wiederholen.
    Tatsächlich fand ich die beiden Sachen vorn in der Schublade. Als ich sie an mich nahm, glänzte noch etwas auf. Ich hielt das Streichholz etwas näher und sah eine seltsam geformte Anstecknadel mit drei Perlen. Das Ding kannte ich nur zu gut, ich hatte es mit Dutzenden von anderen im Großformat gesehen.
    Es gehörte zu den Juwelen, die Andy bei Clark S. Bryan erbeutet und die uns die Gang von Lo Mercer vor der Nase weggeschnappt hatte. Ich war also richtig gefahren und hielt jetzt das Ende des Fadens in der Hand. Vorsichtig nahm ich die Nadel heraus und hielt sie ans Licht. Sie entsprach genau den Bildern, mit denen uns Mr. High jedes einzelne Stück vorgeführt hatte.
    Mit den anderen steckte ich es ein. Ich verließ den Raum.
    Ein langer Fußmarsch zurück nach Ellenville stand mir bevor.
    ***
    Phil war kurz vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt. Er stellte den Wagen am Bahnhofsvorplatz ab und wartete im Schatten eines Zeitungskioskes auf die Ereignisse. Er sah mich kommen und kurz darauf in das Taxi steigen. Während er zum Wagen spurtete, war das Taxi schon im Verkehrsgewühl verschwunden. Er nahm trotzdem sofort die Verfolgung in die angegebene Richtung auf und fuhr schnell. Doch nach zwei Meilen mußte er die Jagd aufgeben. Das Taxi war verschwunden. Mißmutig drehte er um.
    In der Bahnhofsgegend klapperte er die Kneipen ab, war mit Trinkgeldern großzügig und ließ ab und zu ein paar abfällige Worte über die Polizei fallen.

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