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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Preis…
    Und da war wieder dieses Gefühl, noch dringend etwas erledigen zu müssen…
    ***
    Pascal Lafitte ging.
    Sid Amos sah ihm nicht nach. Er wußte, daß er den jungen Mann bereits halbwegs im Griff hatte. Lafitte merkte nicht einmal etwas davon.
    Früher hätte Amos weit stärker zugepackt. Er hätte Pascal förmlich überrannt, seinen eventuellen Widerstand mit Gewalt gebrochen und ihm seinen eigenen Willen aufgezwungen.
    Jetzt ging Amos einen »weicheren« Weg.
    Sid Amos nahm sich Zeit, obgleich er vor Ungeduld innerlich brannte. Morgen hatte Lafitte frei; es war Wochenende. Amos hatte ihm den dringenden Wunsch eingepflanzt, schon am Nachmittag in die Schänke zu kommen, in der Amos sich einquartiert hatte. Dann würde Amos mit ihm sprechen und ihn endgültig überreden, ihm zu helfen. Heute wollte er noch nichts überstürzen, außerdem war es bereits sehr spät. Zamorra war zwar ein Nachtmensch, aber nächtlichem Besuch stand er mit Sicherheit ablehnend gegenüber. Da war es besser, sich seinen Gepflogenheiten anzupassen, auch wenn Amos das Warten schwerfiel.
    Außerdem würde eine abendliche beziehungsweise nächtliche Aktion Zamorras Argwohn unnötigerweise wecken; die Dunkelheit war schon immer die Zeit der Dämonen gewesen. Deshalb wollte Amos bei Tageslicht agieren.
    Er wünschte sich nichts sehnlicher, als Julian sehen zu können.
    Wenn es wirklich nicht anders ging, würde er dafür auch über Leichen gehen…
    ***
    Irgendwann kurz nach Mitternacht zog Julian Peters sich aus der Gesprächsrunde zurück. Auch Gryf zeigte leichte Müdigkeitserscheinungen. Eine halbe Stunde später saßen nur noch Zamorra, Nicole, Ted Ewigk und Robert Tendyke zusammen. Die anderen hatten sich verabschiedet, und auch diese kleine Runde wollte sich alsbald auflösen.
    Ted schnipste mit den Fingern. »Ist Julian eigentlich immer so ruhig wie heute abend?«
    »Nein.« Tendyke schüttelte den Kopf. »Eigentlich ist er sehr lernbegierig, schaltet sich in Unterhaltungen ein, um mehr Informationen aus den Gesprächen herauszuholen. Und gerade heute hätte er eigentlich eine Menge Fakten sammeln können, um sie zu verarbeiten. Aber es fiel auch mir auf, daß er recht geistesabwesend da saß.«
    »Vielleicht verkraftet er es nicht, plötzlich so vielen Fremden gegenüberzusitzen. Er wird sich erst damit abfinden müssen, daß die Weltbevölkerung aus mehr als seiner unmittelbaren Verwandtschaft besteht«, gab Nicole zu bedenken.
    »Ich glaube nicht, daß es das ist«, wandte Tendyke ein.
    »Okay, du kennst ihn besser. Aber trotzdem ist diese Situation für ihn neu«, beharrte Nicole. »Vielleicht war die Idee, so viele Leute einzuladen, doch nicht besonders gut.«
    Tendyke zuckte mit den Schultern. »Wenn du mich fragst, Nicole - sie war idiotisch. Aber du fragst mich ja nicht. Das einzig Gute daran ist, daß er eben jetzt lernt, mit ihm noch fremden Menschen zusammenzukommen. Besser in diesem Kreis, als später überraschend in eine Gruppe gestoßen zu werden, die überhaupt keine Beziehung zu ihm hat. Menschengewühl im Kaufhaus zum Beispiel, oder in der U-Bahn.«
    »Ich hatte den Eindruck, er sei abgelenkt und unruhig«, sagte Ted. »Ich fühle mich ähnlich, wenn ich irgendwo die Zeit totschlage, weil es unhöflich wäre, einfach zu gehen, in Wirklichkeit aber noch eine Menge unerledigter Arbeit auf mich wartet. Er war richtig erleichtert, als er sich verabschiedete.«
    »Vielleicht hat dich der Eindruck getäuscht.«
    Zamorra schürzte die Lippen. Er kannte Teds hervorragende Beobachtungsgabe. Ohne sie wäre der Freund als Star-Reporter nie so groß geworden, daß er bereits in den ersten Jahren seiner rasenden Blitzkarriere die erste Million auf die Haben-Seite seines Kontos gebracht hatte. Damals hatte er noch in Frankfurt gewohnt. Die Wohnung existierte immer noch, aber seit er sich vor der Dynastie versteckt halten mußte, hatte er sie nicht einmal mehr aus der Nähe gesehen, und er würde auch kaum wieder dorthin zurück wollen, nachdem er sich in seiner Villa am Rand von Rom eingelebt hatte. Seine Beobachtungsgabe, seine Witterung, die ihn auf Wichtiges aufmerksam machte, und seine Fähigkeit, das Beobachtete in Wort und Bild gekonnt zu präsentieren, hatte in den Jahren nie nachgelassen, auch wenn er schon längst nicht mehr intensiv arbeitete wie einst, sondern nur noch, wenn ihn ein Fall wirklich besonders interessierte.
    Wenn Ted behauptete, Julian sei unruhig wie mit einer unerledigten Arbeit im Nacken gewesen,

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