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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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recht eintönig. Da sollte er genießen können, was sich ihm an Abwechslung bietet.«
    »Sag jetzt nicht, wir wären nicht hübsch und deshalb keine Abwechslung«, ergänzte Uschi.
    »Weiber«, murmelte Tendyke. »Aufmüpfig und frech…«
    »Wo ist denn der Junior?« wollte Gryf wissen. »Ich weiß zwar, daß die Fete erst morgen startet, aber vielleicht kann ich ihn heute noch sehen, ja? Er wird zwar schon brav in seinem Bettchen liegen, weil’s spät am Abend ist, aber…«
    »Julian ist momentan nicht hier«, sagte Zamorra.
    »Du irrst«, sagte eine jugendliche Stimme von der Tür her. »Julian ist sehr wohl hier.«
    Die Köpfe flogen herum.
    Julian stand in der Tür.
    »He, Baby«, sagte Gryf verblüfft. »Dich habe ich mir einen Meter kürzer und in Windeln vorgestellt.«
    »So kann man sich täuschen«, sagte Julian. »Du bist Gryf, ja?«
    »Gryf ap Llandrysgryf, zu Diensten.« Der Silbermond-Druide mit den Lachfältchen um die Augen, dem Blondschopf, der aussah, als habe er noch nie einen Kamm gesehen und als wisse Gryf nicht einmal, wie man dieses Wort buchstabierte, und im verwaschenen Jeans-Anzug lächelte und streckte die Hand aus.
    »Wie hast du das gemacht, Mann? Ich meine, daß du schon erwachsen bist? Bist du durch eine Zeitfalte gerauscht?«
    Julian schüttelte den Kopf.
    »Als Kleinkind habe ich mich zu unsicher gefühlt. Außerdem wollte ich meine Zeit nicht verschwenden. Da bin ich nun, so wie ich bin. Die Welt hat sich damit abgefunden.«
    »Na gut. Warum kann ich deine Gedanken nicht lesen?«
    Julian lachte. »Das ist der Zweck der Übung, mein lieber Gryf«, sagte er. »Ein paar Geheimnisse möchte ich für mich behalten können. Unseliges Erbe meines Vaters.« Er warf Rob Tendyke einen kurzen Blick zu. Der Abenteurer schmunzelte.
    »Wo hast du gesteckt, Julian?« wollte Uschi wissen. »Du warst ziemlich lange fort.«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Ich möchte nicht darüber reden«, sagte er. »Ich bin auch ziemlich müde. Seid mir deshalb nicht böse, wenn ich mich etwas zurückhaltend benehme. Aber ich brauche Ruhe.«
    »Warum legst du dich dann nicht schlafen?« fragte Uschi.
    Er schüttelte den Kopf und suchte sich einen freien Platz in der Runde. »Ich will euch alle kennenlernen«, sagte er.
    Er musterte Ted und Carlotta. »Ihr gefallt mir«, sagte er.
    Ted grinste. »Du kennst uns doch noch gar nicht. Wieso wunderst du dich nicht, daß wir hier sind?«
    »Es soll doch ein Fest stattfinden, nicht?«
    »Woher weißt du das? Du warst nicht dabei, als es besprochen wurde«, sagte Nicole überrascht.
    »Julian ist kein normaler Mensch«, enthob sein Vater ihn der Antwort. »Vergiß das nicht, Nicole. Er hat Fähigkeiten, die wir alle noch nicht richtig kennen. Warum soll er nicht schon von dem Fest wissen?«
    Julian lächelte.
    Er sah Carlotta an.
    Die Römerin erwiderte sein Lächeln. Der mittelblonde große Junge gefiel ihr. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, sich von ihm verführen zu lassen. Er besaß die Augen eines Träumers. Sie war sicher, daß er sehr zärtlich sein konnte, und zugleich sehr beherrschend.
    Sie riß sich aus ihrer Vorstellung und hatte fast ein schlechtes Gewissen. Immerhin war sie mit Ted Ewigk liiert. Aber warum sollte sie nicht von einem anderen Mann zumindest träumen dürfen? Und als sie Julian wieder ansah, erwachte erneut in ihr der Wunsch, sich von ihm berühren und lieben zu lassen. Gerade das Fremdartige, das ihm nachgesagt wurde, machte ihn zusätzlich interessant.
    Ted Ewigk war indessen von dem jungen Mann nicht so begeistert wie die anderen. Etwas an Julian gefiel ihm nicht, aber er konnte nicht sagen, was es war. Er konnte sich nur auf seine Witterung verlassen.
    Er sah wohl die Blicke, die Carlotta Julian zuwarf. Aber er wußte, daß der Junge für ihn keine Gefahr darstellte. Carlotta liebte Ted. Sie wußte, was sie an ihm hatte. Und so wie sie ihn nicht daran hinderte, anderen Mädchen nachzuschauen, fühlte auch er keine Eifersucht.
    Die unwillkürliche Abneigung mußte einen anderen Grund haben.
    Aber welchen? Immerhin sah Julian sympathisch aus, seine Stimme war angenehm… nur gab er sich eine Spur zu arrogant, fand der Reporter. Aber das war doch noch kein Grund, ihn nicht zu mögen. Vielleicht bediente er sich in Gegenwart der Fremden einer Maske; immerhin hatte er bis vor wenigen Tagen nur mit drei Menschen zusammengelebt und wußte vielleicht noch nicht, wie er mit anderen umzugehen hatte, kapselte sich deshalb in einer Maske der

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