0447 - Der Drachen-Meister
Arroganz ab.
Wie auch immer - da war etwas, das Ted noch nicht ausloten konnte.
Aber er war mißtrauisch geworden.
Und er hoffte, daß es sich nur um ein Vorurteil handelte. Aber andererseits hatte seine Witterung noch nie getäuscht.
***
Ailita war in die dunkle Röhre hineingelaufen. Sie hatte eine seltsame Kraft gespürt, die ihren Lauf beschleunigt hatte. Sie war so schnell gewesen wie noch nie in ihrem Leben, und jetzt, da sie stehenblieb, war sie nicht einmal außer Atem.
Sie sah sich um.
Da war nur noch ein Lichtfleck. Was in der Felsenhöhle geschah, entzog sich ihrem Blick. Sie hörte nur diffuse Geräusche. Fauchen und das Kratzen von Klauen auf Stein, das Schaben von Hautschuppen gegeneinander. Massige Körper bewegten sich, stampften, daß der Boden vibrierte.
Ailita war fassungslos.
Der Fremde hatte sie gerettet! Wahrhaftig. Sie war dem feuerspeienden, fressenden Drachen entkommen. Aber sie hielt es immer noch für einen Trick. Es konnte doch einfach nicht sein. Sie war ausgewählt worden, um zu sterben. Wieso sollte sie dann gerettet werden? Das warf die ganze Weltordnung über den Haufen.
Sie hatte niemals davon gehört, daß jemand den Drachen erschlagen und das Opfer gerettet hatte. Überhaupt war niemals jemand auch nur auf den Gedanken gekommen, man könnte das tun. Es war zu ketzerisch.
Aber sie träumte nicht. Sie war auch nicht tot und erlebte dies alles in einem Todestraum. Es war Wirklichkeit.
Sie fragte sich, was in der erleuchteten Höhle geschah. Was wurde aus ihrem Retter? Dumpf entsann sie sich, daß da noch zwei Drachen waren. Hatte er eine Chance gegen sie, nachdem sein Reittier, diese reißende Bestie, getötet worden war? Eine Bestie, der Ailita nicht mehr Vertrauen entgegenbrachte als dem Drachen, der sie verschlingen sollte.
Sie widerstand dem Impuls, umzukehren und nachzusehen. Ihr Retter hatte wohl recht. Sie mußte in dieser dunklen Röhre weitergehen. Ein Zurück gab es nicht. Dort wartete der Tod. Was am Ende des Ganges wartete, wußte sie nicht, aber schlimmer als der Tod konnte es nicht sein.
Und ihr Retter - entweder war er tot oder er wußte sich selbst zu helfen. Ailita konnte mit Sicherheit nichts für ihn tun.
Gerade wollte sie sich wieder umwenden, um den ihr aufgezwungenen Weg fortzusetzen, als sich die Röhrenöffnung verdunkelte.
Einer der beiden Drachen drang ein.
Und der Dunkelheit folgte die gnadenlose Helligkeit des Feuers, das der Drache ausspie und das vor ihm her auf Ailita zuraste, um sie zu verbrennen.
***
Julian war unruhig. Da war etwas Unerledigtes, das in ihm fraß. Ein Problem, über das er mit niemandem reden konnte. Das war etwas, mit dem er selbst fertig werden mußte. Er mußte sich behaupten. Er mußte feststellen, was es war, das ihn beunruhigte und zu manipulieren versuchte. Er ahnte, daß er ansonsten an Sicherheit verlieren würde. An Selbstsicherheit. Und das wollte er nicht.
Das war der Grund, weshalb er sich nicht helfen lassen konnte, durfte und wollte. Er mußte es allein schaffen. Wenn er sich helfen ließ, lieferte er sich dem Helfer aus.
Und dann konnte er auch ganz aufgeben.
Aber das wollte er nicht.
Er versuchte der Unterhaltung zu folgen, auf die neuen Personen einzugehen. Er fand sie nicht unsympathisch. Gefährlich erschien ihm vor allem der Silbermond-Druide. Mit seinen Fähigkeiten konnte er Julian möglicherweise ausloten und ihm auf den Grund seiner Seele schauen. »Ich kann deine Gedanken nicht lesen«, hatte er sich beklagt. Julian war sicher, daß Gryf alles andere als ein Gedankenspion war. Es war wohl eher ein Reflex gewesen. Dennoch gab es Julian zu denken.
Sein Mißtrauen machte den Druiden gefährlich.
Da war er durchaus gespannt auf Teri Rheken, Gryfs weibliches Gegenstück.
Er kannte sie alle, er kannte sie aus den Erzählungen seiner Eltern. Aber es war etwas anderes, von diesen eindrucksvollen Persönlichkeiten zu hören oder sie selbst zu erleben.
Eines bedauerte er: daß es Sid Amos-Asmodis verboten worden war, an dem morgigen Fest teilzunehmen.
Ihn hätte Julian gern persönlich kennengelernt.
Da war irgend etwas tief in ihm, was ihn zu Sid Amos hinzog. Aber er ahnte, daß er es erst dann ergründen und begreifen konnte, wenn er Amos tatsächlich gegenüberstand.
Bis dahin mußte er rätseln.
Um sein Selbst kämpfen. Mehr als jeder andere Mensch, denn er war mehr als ein Mensch. Er war magisch.
Das gab ihm zwar unerhörte Vorteile und Privilegien, aber es forderte auch seinen
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