0447 - Der letzte auf dem Todesstuhl
Brechen der Äste und das Rascheln des Laubes hätten mich verraten. Ich wußte, daß einer der Gangster getroffen worden war, aber ich wußte nicht, wen es erwischt hatte.
Das Knattern eines Motors zerhämmerte die Stille. Es war ein Außenborder. Ich erkannte das Geräusch. Zwei Minuten später war auch das Motorengeräusch in der Ferne verweht.
Sehr vorsichtig rollte ich mich aus meinem Gebüsch hervor. Mir schien es richtiger zu sein, entweder an der Küste entlang oder durch die Schneise zu fliehen, als durch den Wald zu brechen. Wenn die Ganoven noch in der Nähe waren, mußte ich jedes Geräusch vermeiden.
Ich beschloß, den Weg längs der Küste zu wählen. Um dorthin zu gelangen, mußte ich den freien Platz noch einmal überqueren. Geduckt bewegte ich mich vorwärts, die aneinanderfesselten Hände zwischen den Knien. Ich sah rechts die dunklen Wände der Hütte.
Ich wollte sie in einem Bogen umgehen, aber dazu kam ich nicht mehr. Vor der Hüttenwand flammte eine schwere Stablampe auf. Der Lichtkegel erfaßte mich voll.
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Ein Fluchtversuch war völlig sinnlos. Resigniert blieb ich stehen. Der Mann, der die Taschenlampe hielt, kam näher.
»Hallo«, sagte er voller Überraschung. »Sie sind das, G-man? Ich glaubte Sie schon tot.« Er schaltete die Lampe aus. Sobald meine Augen sich von der Blendung erholt hatten, erkannte ich in dem dünnen Mondlicht das bemerkenswerte Profil Jack Harpers. »Soll ich Ihnen jetzt eine Zigarette anbieten?«
»Warum nicht, wenn Sie glauben, wir könnten hier herumstehen und rauchen.«
»Leider ja. Sie haben mir meine Geschäftspartner gründlich vertrieben. Ich fürchte, dieses Mal haben Sie mein Geschäft endgültig platzen lassen.«
Er hielt mir das Zigarettenpäckchen hin. Ich hob die Hand, und er sah erst jetzt, daß ich den Stahlschmuck an den Gelenken trug. Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich dachte, Sie hätten die Schießerei entfesselt.«
Ich angelte mir eine Zigarette aus dem Päckchen. Er gab mir Feuer. »Wollen Sie mir sagen, was geschehen ist?«
»Rugger lockte mich in eine Falle. Zwischen den Gorillas und dem maskierten Chef entstand ein Streit. Rugger hatte ohnedies die Absicht, seinen Boß umzubringen. Es geht um die Beute, die Sie der Gang liefern wollen.«
Harper rieb sich das Kinn. »Sie haben sich gegenseitig gründlich beharkt. Einen hat es erwischt.«
Er schaltete die Lampe ein und schwenkte sie kurz nach rechts. Das Licht glitt über die verkrümmte Gestalt eines Mannes, der mit dem Gesicht auf der Erde lag. Es war Roy Drugh.
»Haben Sie mitgewirkt?« fragte ich. Er schüttelte den Kopf. »Als ich zurückkam, war der Feuerzauber schon im Gang. Soweit ich beobachten konnte, türmte der Maskierte mit seinem Boot; während sich sein Gorilla durch die Wälder schlug. Beide hatten es plötzlich sehr eilig.«
Er rollte seine Zigarette zwischen den Lippen. »Das ist alles verdammt ärgerlich, G-man. In zwei Tagen muß ich mein Geschäft zum Abschluß gebracht haben, aber wenn Sie mir dauernd in die Quere stolpern, hören die Schwierigkeiten nicht auf.«
»Ich bin neugierig. Ich möchte wissen, was ein Ingenieur der Electric Rawell Company einem Gangster zu verkaufen hat. Dark Rugger glaubte an Juwelen, aber ich weiß nichts über einen nennenswerten Posten Juwelen, der in der letzten Zeit gestohlen worden wäre.«
Harper seufzte. »Das haben Sie also inzwischen herausgefunden! Na ja, ich konnte es mir denken. Wirklich, wenn ich nicht in vierundzwanzig Stunden meine Schäfchen ins trockene gebracht habe, werde ich erledigt sein. Selbstverständlich wird mein Freund mit der Maske nach den Ereignissen dieser Nacht die Verabredung, die wir getroffen haben, nicht mehr einhalten, obwohl er eine kräftige Anzahlung leistete. Er wird auch nicht mehr zu diesem Platz zurückkommen, und das ist die einzige Stelle, wo ich ihn finden konnte. Wo soll ich ihn jetzt auftreiben?«
Er warf seine Zigarette weg. »Hören Sie, G-man! Sie könnten mir auf die Sprünge helfen. Sie sind doch auch hinter dem Kerl her, wenn auch aus anderen Gründen. Haben Sie nicht einen kleinen Tip für mich? Hat Rugger nicht einige Andeutungen gemacht? Ich möchte nicht, daß Sie mir meinen Geschäftspartner vor der Nase wegfangen.«
Ich schwieg. Er nickte. »Ah, ich verstehe. Sie wollen nicht reden.«
Er schüttelte leicht den Kopf. »Das ist alles schwierig, aber es wird nicht leichter davon, daß wir hier herumstehen. Wissen Sie, wo sich der Schlüssel zu Ihren Handschellen
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