0447 - Totenschiff der Templer
Freundes auch.«
»Kein Zweifel!«
Mario schlug gegen seine Handfläche. »Verdammt, können Sie nicht mal vernünftig reden! Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, dem irgendein Schmarren erzählt wird.«
»Sie müssen sich nur zusammenreißen.«
Er lachte. »Sie haben gut reden. Zusammenreißen. Was sagen Sie denn dazu, daß Sie das Gesicht Ihres Freundes auf den Wellen sehen? Ist das normal?«
»Nein.«
»Und da bleiben Sie so ruhig?«
»Geschieht uns etwas?«
Mario atmete durch die Nase ein. »Nein, es geschieht uns nichts. Es ist alles normal. Ich habe das Gefühl, in einem Grusel-Streifen als Hauptakteur mitwirken zu können. Aber das will ich nicht. Ich sehe mir so etwas im Kino an. Ich will ein normales Leben führen. Haben Sie nicht gehört? Ein normales Leben, und ich will nichts mit einem Geisterschiff zu tun haben.«
»Ich habe es gehört.«
Mario nickte. »Bon, dann können wir ja zurückfahren. Aber nicht nach Estre. Wir laufen einen anderen Teil dieser Küste an und gehen dort von Bord. Wir schlagen uns zu Fuß bis Estre durch, und dort vergesse ich die ganze Scheiße.«
Suko blieb ruhig. »Es ist natürlich die Frage, ob man Sie läßt«, sagte er.
»Wieso? Ich habe doch nichts…«
»Haben Sie wirklich nichts, Mario? Sie wissen einiges über das Kreuz. Sie kennen es. Und Ihnen ist auch ein Name wie Hector de Valois ein Begriff.«
Mario war wirklich nicht mehr bei Sinnen. »Das ist mein Schiff. Ich könnte Sie von Bord werfen!«
»Ob Sie das schaffen?«
Scirea blieb mit geballten Händen und breitbeinig vor dem Chinesen stehen. Auf seinem Gesicht glänzte der Schweiß.
Schließlich senkte er den Kopf. »Also gut, Suko, einigen wir uns auf einen Kompromiß.«
»Wie soll der aussehen?«
»Wir gehen an einer anderen Stelle an Land. So wie ich es vorgeschlagen habe.«
Der Inspektor nickte. Er hatte nicht gedacht, daß die Sache so laufen würde und längst eingesehen, falsch reagiert zu haben. Mario war kein Kämpfer in dem Sinne. Er wollte ihn auch nicht unbedingt in Gefahr bringen.
»Gut, starten Sie.«
Scirea nickte. »Es ist wirklich besser!« flüsterte er. »Oder glauben Sie, daß wir gegen Geister oder Dämonen ankommen?«
Der Inspektor lächelte nur. Er wartete darauf, daß Mario den Motor anließ.
Alles klappte nach Wunsch. Der Franzose mit dem italienischen Namen atmete hörbar auf. Er hatte schon das Schlimmste befürchtet.
Sie fuhren gegen die Dünung an und mußten wieder den Nordkurs einschlagen, um die bläulich schimmernde Küstenlinie zu erreichen, über der auch ein blasser Dunstschleier lag.
Aber das Boot gehorchte ihm nicht.
Es fuhr zwar, aber den Kurs bestimmten andere Kräfte. Sosehr sich Mario auch bemühte, der Wellenflitzer wollte ihm einfach nicht gehorchen. Sein Kurs führte direkt auf das Schiff zu.
»Das ist doch nicht möglich!« schrie Scirea, drehte sich zu Suko um und hob beide Arme, die er schnell wieder fallen ließ. »Haben Sie dafür eine Erklärung.«
»Noch nicht.«
Mario lachte. Er stierte über den Bug hinaus. »Das ist, als wäre dieses verdammte Totenschiff ein Magnet, und wir bestünden aus Eisen. Verdammt, ich will aber da nicht hin.« Er schaute über die Wellen, als wollte er darüber nachdenken, ob er hineinspringen sollte.
»Machen Sie keinen Unsinn!« warnte Suko.
»Ich kann schwimmen. Bis zur Küste schaffe ich es immer. Was Sie machen, ist mir egal!« Scirea drehte sich hastig um. Bevor Suko ihn noch zu fassen bekam, war er mit einem Kopfsprung in die Wogen gehechtet und tauchte unter.
»Das geht nicht gut!« flüsterte Suko. »Die wollen uns beide haben. Mensch, begreif das.«
Scirea begriff nichts. Er wollte auch nichts mehr begreifen. Als er auftauchte, warf er Suko noch einen Blick zu, dann legte er sich auf die Seite und kraulte dem Ufer entgegen.
Suko blieb auf dem Kahn. Dämonen und Menschen, so unterschiedlich sie sich gaben, besaßen Motive für ihre Aktivitäten. Bestimmt holten sie das Boot nicht ohne Grund an das Geisterschiff heran.
Im Gegensatz zu Scirea zeigte Suko keine Furcht. Er schaute dem Totenschiff entgegen.
Nach wie vor umgab es der Nebel wie ein großer Käfig. Die Konturen auf dem Schiff verschwammen, sie waren längst weich und fließend geworden, aber davor stand gewaltig, groß und starr das Gesicht des Geisterjägers John Sinclair.
Suko konnte die Züge genau erkennen. Sie waren zwar geisterhaft und durchsichtig, dennoch kamen sie dem Chinesen vor wie aus Stein gehauen. Sogar in den
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