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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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auch schon ihnen gesagt hatten. Und das war praktisch nichts. Wo sie fragten, waren sie auf halbseidene, durchsichtige Ausflüchte gestoßen. Jeder gab vor, nichts zu wissen, und in jedes Gesicht war geschrieben, daß die Indios von Viricota doch etwas wußten. Aber sie schwiegen wie die Gräber.
    Der Abend brach über die Sierra herein.
    Der Himmel färbte sich goldfarben. Die Nässe vom Regen des Vormittages war verdampft. Glutend rot sank die Sonne in ihr Bett jenseits der großen Berge, jenseits der rauchenden Vulkane, die die Sierra im Süden begrenzten.
    Patrick Morgan und Barry Queens hatten schon fast resigniert, über das Schicksal Felisa Fuengeres’ war nichts zu erfahren gewesen. Sie saßen am Tisch in ihrer Bodega und warteten auf das Abendessen.
    Barry Queens hatte Unmengen von Whisky in sich hineingeschüttet, doch er war nüchtern. Mit jedem verkonsumierten Glas schien er mehr geistige Spannkraft in sich gesammelt zu haben. Sie hatten »Tascos« bestellt, Taschen aus Nudelteig, die mit scharfgewürztem Hackfleisch gefüllt waren. Die Indianerin vom Vormittag stellte das Gewünschte auf den Tisch. Auf einem gesonderten Tablett brachte sie die dazugehörigen Soßen.
    Die Bodega war nur zur Hälfte besetzt. Sechs der dreizehn Tische standen leer. Einige der Indios, die an den Tischen aus Agavenholz lümmelten, waren übernächtigt. Sie schluckten müde am Pulque oder am Quirintos, dem roten Wein, der aus den dickfasrigen Blättern der Yucca-Palmen gewonnen wurde. Eine Unterhaltung wollte nicht aufkommen. Das Transistorradio auf dem Regal mit den Pulquegläsern plärrte mexikanische Schlager. Keiner hörte hin.
    Wie ein Ungewitter brach die mächtige Gestalt von Griseldo Mannares in die Bodega.
    Mannares war ein Berg von einem Mann. Für einen Mexikaner war er riesengroß. Seine Massen brachte er nur unter Schwierigkeiten durch den niedrigen Eingang. Er ließ das Bündel mit seinen Waren auf den Lehmboden der Bodega plumpsen und schaute sich interessiert um.
    Die Indios widmeten ihm einen kurzen Blick. In einigen Augen leuchtete der Funken des Erkennens auf. Griseldo Mannares war ein fliegender Händler. Er tauchte in unregelmäßigen Abständen auch in Viricota auf.
    Griseldo Mannares war kein reinrassiger Indio mehr. Ein Pancho-Villa-Bart gab ihm ein verwegenes Aussehen. Sein wettergebräuntes Gesicht war von zahllosen Narben übersäht, die davon kündigten, daß Mannares einem Streit nicht aus dem Weg ging. Unter seinem Hemd spannten sich gewaltige Muskeln. Der reisende Händler warf seinen breitrandigen Sombrero auf die Holzbank neben dem Tisch der Amerikaner. Dann ließ er sich schwer fallen, so daß die Bank in ihren Fugen krachte. Griseldo Mannares streckte wohlig die Beine aus, die in hohen Schaftstiefeln steckten.
    »Tequila!« brüllte er mit dunkel rollender Stimme zur Theke hinüber, wo sich die Indianerin beeilte, seinem Wunsch nachzukommen, und nach wenigen Sekunden mit einem Wasserglas voll von dem brennenden Zeug zurückkam.
    Barry Queens schaute interessiert auf. Der Mann am Nebentisch war ihm auf Anhieb sympathisch. Auch Mannares hatte Queens’ mächtiges Glas und die halbleere Whiskyflasche vor dem Amerikaner stehen sehen und prostete freundlich hinüber. Dann kippte er den Inhalt seines Bechers mit einem schnellen Zug hinunter. Er räusperte sich zufrieden.
    Die Indianerin stellte die Flasche auf den Tisch. Griseldo Mannares schien ein bekannter Gast in der Bodega zu sein.
    »Ein Zimmer für die Nacht?« fragte sie.
    »Und etwas, das mir das Bett wärmt«, grunzte Mannares und klatschte mit seinen Pranken auf das Hinterteil des Mädchens. Die Indianerin kreischte auf, doch das schien mehr der Tarnung zu dienen, denn sie widmete dem Mann einen glutvollen Blick aus dunklen Augen, als er ein Abendessen bestellte. »Ich bin hungrig wie ein Bär«, erklärte er zum Abschluß.
    Sie verschwand in der Küche. Mannares wandte sich zu beiden Nordamerikanern.
    »Gehört Ihnen der gelbe Schlitten unter dem Torbogen?« fragte er ohne Umschweife. »Ein Europäer, nicht wahr?«
    Patrick Morgan nickte. »Ein Porsche.«
    »Hübscher Wagen, aber wie haben Sie ihn nach Viricota gebracht? Getragen?«
    Morgan schmunzelte. »Wenn man die Straße benutzt, geht es gerade noch. In dieser Gegend sollte man sich wohl besser eines Hubschraubers bedienen.«
    »Da haben Sie recht«, polterte Mannares und stellte sich vor. »Für die Maultiere, die ich schon verbraucht habe, könnte ich mir schon längst so einen

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