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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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Vogel leisten.«
    Er hatte das nicht ernst gemeint, und so lachten sie alle darüber. »Und was führt Sie in dieses Nest?« fragte Mannares anschließend. »Sie sind doch keine Touristen.«
    Sein Beruf hatte seine Menschenkenntnis geschult. Morgan versuchte erst gar nicht, den Mann anzuschwindeln.
    »Wir sind freie Journalisten«, meinte er gerade so leise, daß die Leute an den Nebentischen nicht mehr mithören konnten. »Ich bin Korrespondent einiger amerikanischer Zeitungen, und mein Kollege hier, dieses saufende Loch, ist einer der besten Fotografen unter der Sonne.« Er wies mit dem Daumen auf Queens. Der nahm die Vorstellung gleich zum Anlaß, sein Glas aufs neue mit Whisky zu füllen. Er hielt die Flasche auch über das Glas des Händlers und sparte nicht.
    Griseldo Mannares roch an der goldbraunen Flüssigkeit. »Den haben Sie nicht hier gekauft«, meinte er respektvoll. »Der ist ja echt.«
    »Ich werde Ihnen doch keinen Fusel andrehen«, sagte Queens grinsend. »Ich schätze, man kann Sie nicht übers Ohr hauen.«
    »Da schätzen Sie durchaus richtig, Señor.«
    »Dann lassen Sie sich auch nichts vormachen, wenn überall in der Sierra von seltsamen Vorkommnissen berichtet wird.«
    Die Miene des Händlers wurde verschlossen. Mißtrauisch betrachtete er den Fotografen.
    »Nur Gerüchte«, sagte er dann. »Nichts für Reporter.«
    »Sie werden es vielleicht noch nicht bemerkt haben«, bohrte Queens weiter. »Aber wir sind auch nicht von gestern. Natürlich verlangen wir nicht, daß Sie Ihr Wissen umsonst preisgeben. Mein Freund Patrick ist bereit, dafür zu zahlen.«
    »Für Informationen?« Der Blick Mannares’ wieselte zu Morgan hinüber. Patrick nickte leicht mit dem Kopf.
    »Das kommt darauf an, was Sie uns sagen können. Fünfzig Dollar sind für Sie im Feuer.«
    Griseldo Mannares nickte. Fünfzig US Dollar entsprachen in etwa einem Monatsverdienst, den er sich mit viel Schweiß und händlerischem Geschick erarbeiten mußte. Man sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
    »Vielleicht weiß ich doch etwas«, sagte er schließlich und hielt dabei den Blick gesenkt. Jetzt hob er den Kopf und betrachtete die Indios in der Bodega, die jedoch an der Unterhaltung der Männer uninteressiert schienen. Doch Mannares wußte, daß der Schein trog, daß jedes ihrer Worte belauscht wurde.
    Er sprach in einem holprigen Englisch weiter. »Es wäre besser, wenn wir nicht hier darüber sprächen. Ich muß mit den Indios meine Geschäfte machen, und denen paßt es nicht, wenn sich Fremde in ihre Angelegenheiten mischen. Ich muß vorsichtig sein, verstehen Sie?«
    »Natürlich haben wir für Ihre besondere Situation Verständnis«, erklärte Morgan. »Wir könnten auf unser Zimmer gehen.«
    Griseldo Mannares schüttelte mißbilligend den Kopf. »Zimmer haben Wände, an die man sein Ohr legen und lauschen kann«, meinte er. »Gehen wir hinaus. Aber nicht jetzt. Es würde auffallen. Ich habe noch zu essen bestellt.«
    Der mexikanische Händler hatte die letzten Sätze leise gesprochen. Jetzt nutzte er wieder seine volle Stimmkraft aus. »Wo bleibt mein Abendbrot?« donnerte er in der Lautstärke eines kleineren Vulkanausbruchs und schlug mit der Faust auf den Tisch. Erschrocken steckte die Indianerin den Kopf in die Bodega. Eine knappe Minute später war sie mit einer dampfenden Schüssel am Tisch. Sie enthielt Venado in Pipian, Hirschfleisch in einer dicken, scharfen Kräutersoße, aus der der Knoblauchduft aufstieg. Mannares aß einen Berg Maisfladen dazu. Die Männer beobachteten staunend, welche Mengen der Händler verdrücken konnte. Dann spülte er nochmals mit einem Glas Whisky nach, das Queens bereitwillig nachgeschenkt hatte.
    »Jetzt können wir«, meinte er und stand auf. »Ein kleiner Abendspazier-gang wird uns guttun«, sagte er so laut, daß die anderen im Lokal ihn hören mußten.
    Draußen war es bereits dunkel. Nur eine hellrote Mondscheibe warf ihr sonderbares Licht auf den Dorfplatz von Viricota und legte einen rosa Schimmer über die gekalkten Wände der armseligen Häuser.
    »Sie kommen doch viel herum«, begann Patrick Morgan das Gespräch und fischte eine Zehn-Dollar-Note aus seiner Hemdtasche. Mannares nahm sie.
    »Das kann man sagen«, bestätigte er. »Heute war ich in Chissato. Es gab eine Leichenfeier dort.«
    »Mit einer Verbrennung?«
    Griseldo Mannares hielt seine Hand auf. Eine weitere- Banknote wechselte den Besitzer.
    »Sie haben eine Touristin aus Mexico City verbrannt. Sie ist plötzlich

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