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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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anderes zu vermuten«, sagte er ruhig. »Felisa ist bei Verwandten. Wo sollte sie sonst sein?«
    »Ich liebe Felisa wie meine Tochter«, sagte Mannares. »Sie ist nicht bei Verwandten.«
    »Bist du deshalb gekommen, Bruder?«
    »Selbstverständlich nicht. Ich möchte Xeniaxa heiraten. Bald. Schon im nächsten Neumond.«
    »Was fragst du dann nach dieser Weißen? Nach dieser Felisa. Sie ist nur eine Nichte. Xeniaxa wird deine Frau. Sie wird dir eine gute Frau sein.«
    »Ich werde deiner Xeniaxa ein guter Mann sein. Doch du weißt, Bruder, daß man seinen Anverwandten auch ein guter Freund sein muß. Felisa ist meine Nichte. Ihr Schicksal berührt mich. Sie ist nicht bei Verwandten. Sie wurde aus ihrem Haus verschleppt.«
    »Haben dir die Norteamericanos das erzählt?«
    »Nein. Ich war selbst in ihrer Wohnung heute abend. Die Sierra ist in Aufruhr. Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist. Kannst du es mir sagen? Hängt es mit den rätselhaften Morden zusammen?«
    Die Miene des Alkalden verschloß sich von einer Sekunde zur anderen. »Menschen sollen nicht an Dingen rühren, die Götter machen«, sagte er tonlos. Seine Hände zitterten, als er die Asche seiner Pfeife in ein Tongefäß kippte. »Die alten Götter leben.«
    »Und das glaubst du? Bruder, du bist doch ein erwachsener Mann! Was ist mit dir?«
    »Ich habe das tötende Messer gesehen, und ich habe die Stimme gehört. Es war eine grausame Stimme, und sie sprach in unseren Herzen. Die Götter unserer Väter haben einen Weg zu uns gefunden.«
    »Das ist doch alles himmelschreiender Unsinn!« brüllte Griseldo Mannares. Er konnte sich kaum beherrschen.
    »Ich habe das Messer gesehen«, berichtete Madrigas nochmals. »Ich habe das Messer gesehen. Meine Augen haben mir gesagt, daß ich an Xandros glauben muß. Meine Augen lassen mir keine andere Wahl. Sie haben das schwebende Messer gesehen. Das Messer, das die Herzen der Indios holt. Die Herzen unserer Freunde.«
    »Und jetzt verlangt dieser verrückte Gott die Herzen von Fremden?« fragte Griseldo Mannares lauter, als er beabsichtigte.
    »Und er bekommt sie auch«, bedeutete ihm der Alkalde. »Xandros lebt. Die Weißen haben uns viel nutzlosen Fortschritt und noch mehr Unheil gebracht. Unsere Götter rächen sich jetzt dafür.«
    Griseldo Mannares sprang auf und rüttelte den Mann, der einst sein Schulkamerad gewesen war, an den dürren Schultern.
    »Was du eben gesagt hast, das glaubst du doch hoffentlich nicht?«
    »Ich habe die Wunder gesehen«, sagte der Alkalde teilnahmslos. »Trauere nicht Felisa nach. Sie ist eine Weiße. Sie ist vergangen. Xeniaxa verzehrt sich nach dir. Sei ihr ein guter Mann.«
    In Mannares sträubte sich alles gegen diese indianische Logik. Fieberhaft suchte er nach einem Argument, mit dem er den Alkalden überzeugen hätte können, doch diese Argumente gab es nicht.
    Er rüttelte den Mann immer noch, als er schon die Nutzlosigkeit seines Tuns eingesehen hatte. Der Alkalde machte sich nichts daraus. Er verriet mit keiner Miene, ob ihm das paßte oder nicht. Mannares nahm die Hände von den Schultern des Indios.
    »Deine Mutter war eine Indianerin«, sagte der Alkalde, »und auch in deinen Adern fließt indianisches Blut. Die Weißen mögen dich deshalb nicht. So gehörst du mehr zu uns als zu den Weißen. Du gehörst wieder ganz zu uns, wenn du Xeniaxa zu deiner Frau gemacht hast.«
    »Gut. Ich gehöre zu euch. Aber trotzdem kannst du mir sagen, was mit Felisa passiert ist.«
    »Felisa ist tot«, meinte Pierro Madrigas.
    »Habt ihr sie umgebracht wie die Ziegen in den Novembermonden?«
    »Sie wird geopfert.«
    »Dann lebt sie also noch?«
    »Sie atmet noch, wenn du das meinst. Aber sie ist tot. Sie gehört dem Gott.«
    Mannares sprang auf. Felisa lebte noch! Das hatte er wissen wollen. Er würde in dieser Nacht kein Auge schließen. Er würde das Haus des Alkalden beobachten, bis er ihn zu Felisa führte.
    ***
    Patrick Morgan griff sich an den schmerzenden Schädel. Er brummte, als würde ein Schwärm Hornissen darin nisten. Der Journalist stöhnte auf. Doch sogar das tat weh. Erst jetzt bemerkte er, daß seine Hände gefesselt waren. Viel Mühe hatte man sich damit allerdings nicht gegeben. Die Indios mußten sich sehr sicher fühlen.
    Morgan wandte den Kopf. Er hatte doch die Augen offen. Aber er sah nichts. Das Verlies, in dem er steckte, war stockdunkel. Morgan tastete um sich. Seine Hände stießen auf etwas Weiches. Fleisch. Schultern.
    »Barry?«
    Die Schultern bewegten

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