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0450 - Sukos Totenfeier

0450 - Sukos Totenfeier

Titel: 0450 - Sukos Totenfeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eigener Kraft kam sie nicht mehr raus.
    Trotzdem gab sie nicht auf. Shao hatte schon oft in der Klemme gesessen. Es war immer wieder gut gegangen, auch jetzt wollte sie nicht an ein Ende glauben, und mit der rechten Hand tastete sie dorthin, wo sich der Türgriff befinden musste.
    Sie fand ihn auch…
    Da sie nicht aus dem Fenster schauen konnte, war die Geschwindigkeit des Wagens schlecht abzuschätzen. Dennoch musste sie in diesem Fall alles auf eine Karte setzen, die Tür öffnen und sich aus dem Fahrzeug werfen. Die Chance, dabei zu überleben, war größer, als wenn sie sich weiterhin in den Klauen ihrer Entführer befand.
    Es war vergebliche Liebesmüh. Shao fand zwar den Griff, aber der Wagen besaß nicht nur eine Zentralverriegelung, man hatte auch noch eine zusätzliche Sicherung eingebaut, so dass es ihr nicht gelang, die Sperre zu lösen.
    Der Mann neben ihr schien die Augen eines Luchses zu besitzen. »Ich sagte dir doch, dass es keinen Sinn hat, Shao. Du bist und bleibst bei uns.«
    Shao senkte den Kopf. Die Hand des anderen löste sich von ihrem Oberschenkel, fuhr an der linken Gesichtsseite in die Höhe und strich durch ihr Haar, was bei Shao wiederum einen Schauer hinterließ.
    »Keine Dummheiten mehr, Mädchen. So etwas hassen wir. Du gehörst jetzt zu uns, verstanden?«
    »Ja…«
    »Dann verhalte dich auch so.«
    Shao gab auf. Sie legte den Kopf zurück und schaute nach vorn auf die dunkle Glasplatte, die beide Wagenhälften trennte, so dass sie kaum erkennen konnte, wohin der Fahrer das Auto lenkte. Sie mussten sich noch mitten in London befinden, denn Shao sah die zahlreichen Lichter der Leuchtreklamen als bunte oder bleiche Reflexe.
    Der Unbekannte sprach sie wieder an. »Du kannst beruhigt sein, es dauert nicht mehr lange.«
    »Das ist keine Beruhigung.«
    »Vielleicht nicht, aber jeder sollte sich mit seinem Schicksal abfinden. Deines ist ebenso vorbestimmt wie meines. Du hattest das Glück, in der langen Kette der Ahnen geboren zu sein. Du hättest mehr daraus machen sollen, und du musstest immer damit rechnen, dass dich die Feinde der Sonnengöttin irgendwann einmal finden und zur Rechenschaft ziehen würden. Dieser Tag ist heute gekommen. Du wirst sterben, wie es einer Königin würdig ist. Nach den alten Ritualen, begleitet vom dumpfen Klang der Dämonentrommeln. Und wenn du tot bist, ruf ich deinen Freund an, damit er deine Leiche abholt.«
    Der andere hatte die Worte leise, aber betont gesprochen. Shao gab ihm keine Antwort, weil es ihr einfach nicht möglich war, noch viel zu reden.
    Der Hals saß zu, als wäre er von innen geklammert worden. Das Herz schlug lauter, und sie dachte wieder an Amaterasu.
    Es hatte schon Situationen gegeben, da hatte sich die Sönnengöttin ihr offenbart und ihr Kraft gegeben, die sie benötigte, um die Feinde niederzuringen.
    Würde sie das auch diesmal schaffen?
    Shao konnte nicht so recht daran glauben, denn ihre Feinde schienen jegliche Schwierigkeiten mit einkalkuliert zu haben. Und sie kamen aus dem Land der aufgehenden Sonne, wo sie sich mit japanischer Mythologie und Magie beschäftigt hatten.
    Shao war zwar Chinesin, aber es hatte Zeiten gegeben, wo sich beide Völker und Mythologien kreuzten, und dies hatte die junge Frau oft genug zu spüren bekommen.
    Sie erschrak, als der Fahrer den Wagen in eine scharfe Rechtskurve auf einen Untergrund lenkte, der nicht mehr so glatt war und aus holprigem Pflaster bestand.
    Nur noch wenige Yards fuhren sie, dann stoppte das Fahrzeug.
    »Jetzt kannst du aussteigen«, sagte der Mann neben ihr und öffnete seine Tür.
    Shao schaute hin, aber sie konnte ihn trotzdem nicht erkennen, denn er drehte ihr beim Aussteigen den Rücken zu. Das tat er bestimmt nicht ohne Grund.
    Er tauchte auch sofort in die Dunkelheit der Nacht, die den Wagen umgab.
    Man öffnete Shao die Tür. Es war der Beifahrer, der wartete, dass sie ihre Beine aus dem Fahrzeug schwang. Shao stellte sich hin, schaute sich um und wurde durch ein Geräusch aufmerksam, das sie kannte.
    Dumpfes Trommeln…
    Nicht wie beim Voodoo, sondern hektischer und arhythmisch, als steckten diejenigen, die gegen die Bespannung hämmerten, voller Wut und Aggressionen.
    Begleitmusik für meinen Tod, dachte Shao und spürte den Druck des Tränenstroms. Man hatte sie in die Mitte genommen. Die beiden Männer bewegten sich und hielten ihre Oberarme fest.
    »Geh!«
    Sie schoben sie vor, so dass Shao genau wusste, wohin sie ihre Schritte zu setzen hatte. In die Dunkelheit.

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