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0450 - Sukos Totenfeier

0450 - Sukos Totenfeier

Titel: 0450 - Sukos Totenfeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Erst Sekunden später erkannte sie Umrisse und hatte das Gefühl, über einen Hof zu gehen, der von einem großen Tor verschlossen wurde.
    Rechts sah sie auch einen dunklen Streifen in einer gewissen Höhe entlanglaufen.
    Es war eine Rampe, an der die Wagen abgeladen werden konnten. Sie gingen parallel dazu, und Shao hörte vor sich ein Quietschen. Eine Tür wurde geöffnet.
    Shao stemmte sich plötzlich ein. Ihr Widerstandswille war aufgeflammt, aber er brach wieder zusammen, denn die beiden Männer hatten achtgegeben.
    Bevor sich die Chinesin noch losreißen konnte, hielten sie sie eisern fest und schoben Shao durch die entstandene Öffnung in einen großen Raum hinein.
    Einer nahm sie in den Polizeigriff, während der andere die Tür wieder schloss.
    Shao stand gebückt da. Wenn sie sich jetzt rührte, würde der Mann sicherlich nicht zögern, ihr den Arm zu brechen. Deshalb verhielt sie sich so ruhig.
    Der Trommelklang hatte sich gesteigert. Zwischendurch vernahm sie auch Schreie und dumpfe Geräusche, als würde jemand aus großer Höhe auf eine bestimmte Stelle springen.
    Der andere kam zurück, flüsterte seinem Kumpan etwas zu. Dann gingen sie weiter.
    Shao nahm einen bestimmten Geruch wahr. Es roch nach Staub, nach Holz, auch nach Farbe, Schweiß und Schminke.
    Wie in einem Theater.
    Wenn sie sich hinter der Bühne befanden, war es trotzdem anders als bei einem normalen Theater, denn hier brannte kein Licht. Sie mussten sich durch die Dunkelheit tasten, aber ihre Führer kannten den Weg genau, und sie hörte wieder, wie jemand eine Tür aufzog, die in den Angeln heftig knarrte. Der Mann, der sie festhielt, schob Shao nach vorn.
    Sie stolperte, fing sich aber, drehte sich herum und hörte noch, wie abgeschlossen wurde.
    Jetzt war sie gefangen!
    Shao stand für die Dauer einiger Sekunden unbeweglich. Sie fasste nach ihrer rechten Schulter. Sie schmerzte, weil ihr Bewacher den Arm verdreht hatte.
    Shao trug nur das dünne Kleid. Es lag wie eine zweite Haut auf ihrem Körper und wärmte sie nicht. Doch die Kälte drang nicht nur von außen, sie wühlte auch ihr Innerstes auf, denn es war die Kälte der Angst, die Shao umklammert hielt.
    Sie trug nicht einmal Streichhölzer bei sich, um Licht zu machen, damit sie ihr Gefängnis auskundschaften konnte.
    »Du darfst jetzt nur nicht in Panik geraten!« flüsterte sie und machte sich selbst Mut. »Behalte die Nerven. Bisher ist noch immer alles gut gegangen…«
    Die Worte schafften es tatsächlich, ihr etwas von der Nervosität zu nehmen. Und Shao dachte auch an die Person, deretwegen man sie entführt hatte.
    Es war die Sonnengöttin Amaterasu!
    In ausweglosen Situationen war es Shao bisher immer gelungen, mit ihrer Ahnherrin Kontakt aufzunehmen. Auch jetzt versuchte sie es, aber die Sonnengöttin meldete sich nicht. Sie gab mit keinem Zeichen zu verstehen, dass sie Shaos Ruf empfangen hatte.
    Die Chinesin stöhnte auf, atmete scharf durch die Nase und nahm sich vor, ihre Konzentration noch zu steigern. Sie setzte sich dabei im Kreuzsitz auf den Boden, legte beide Handflächen wie betend zusammen und schickte ihre Gedankenströme auf die weite Reise durch Raum und Zeit, damit sie ein bestimmtes Ziel erreichten.
    Was ihr schon des öfteren so gut gelungen war, das klappte diesmal nicht. Der Kontakt zu Amaterasu kam nicht zustande. Irgend etwas musste auf dem Weg dorthin als große Hemmschwelle stehen, die Shao kraft ihrer Gedanken nicht überwinden konnte.
    Diese Sperre war stärker.
    Shao schaffte es nicht. Sie war schweißgebadet und spürte doch die klebrige Kälte auf ihrer Haut. Sie weinte bitterlich.
    Amaterasu hatte sie im Stich gelassen. Sie würde sich auch nicht mehr melden, daran glaubte sie fest. Diesmal hatte sie verloren. Und sie war aus ihrer Wohnung gelaufen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Suko und John würden nicht wissen, wo sie suchen sollten.
    Plötzlich hörte sie etwas!
    Sofort saß Shao stocksteif, rührte nicht einmal ihre Augenlider, sondern starrte in die Dunkelheit des fensterlosen Raumes. Das Geräusch war ein Knacken gewesen, als hätte jemand etwas zerbrochen.
    Shao stand wieder auf. Sie bewegte sich rückwärts, bis sie eine Wand erreichte.
    Dort blieb sie stehen, und sie sah, wie eine Tür geöffnet wurde. Links von ihr erschien der Spalt, aus dem Licht drang. Es fiel in einem schmalen Streifen in ihr Gefängnis und auch über drei Stufen, die zur Tür hochführten.
    Dort erschien der Arm.
    So dünn und gelb. Sie kannte ihn

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