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0450 - Sukos Totenfeier

0450 - Sukos Totenfeier

Titel: 0450 - Sukos Totenfeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geklungen.
    Mir war bereits ein Blick in die Trommel vergönnt gewesen, und ich hatte einen dunklen Umriss entdeckt.
    Das musste Shao sein.
    Dass sie tot sein könnte, daran wollte ich gar nicht denken, aber ich konnte es auch nicht aus der Welt schaffen, denn diese Hölle zu überstehen, war mehr als grausam.
    Der Trommler holte den Körper hervor.
    Einen leblosen Frauenkörper, dessen Glieder mehr pendelten, ohne Leben, ohne Saft und Kraft. Als der Trommler sie auf den Bühnenboden niederlegte, hörten wir ein dröhnendes Geräusch.
    Jetzt hätte eigentlich Suko reagieren und eingreifen müssen. Dass er es nicht tat, zeigte mir, wie fertig er noch war. So war ich der einzige Zeuge der nachfolgenden Ereignisse, abgesehen von diesen dämonischen Trommlern.
    Der Mann ging zurück und stellte sich dorthin, wo er seine Trommelstöcke abgelegt hatte.
    Und wieder fragte ich Ondekoza. »Was ist mit ihr?«
    »Sie ist tot!«
    Ich atmete hart ein. Danach war es sehr still, so dass ich nur zu flüstern brauchte. »Und wer hat sie umgebracht?«
    »Wir nicht.«
    »Ach.«
    Ondekoza lachte leise und scharf. »Es waren die Trommeln, weißt du. Nur die Trommeln haben sie getötet. Sie verkünden eine besondere Botschaft. Sie sind außergewöhnlich, denn sie schaffen es, allein durch ihren Klang, die Menschen zu beeinflussen und sie letztendlich zu töten. Ja, sie sollen getötet werden.«
    »Das ist mit Shao geschehen?«
    »Sonst würde sie nicht so daliegen.«
    Ich wollte weiterfragen. So gewann ich Zeit, die Suko möglicherweise nutzen konnte, um sich zu erholen. »Weshalb gerade sie? Was hat sie euch getan?«
    »Das weißt du doch. Wir sind die Boten des Götzen Susanoo. Es passt uns nicht, dass er im Dunklen Reich gefangen liegt. Wir wollen ihn hervorholen und hoffen, es durch unsere Trommeln geschafft zu haben. Sie richteten die Botschaft an ihn. Susanoo wird zurückkehren, auch Amaterasu kann ihn daran nicht hindern, denn die letzte in der langen Ahnenreihe, Shao, ist vernichtet worden.«
    »Hätte sie ihn denn stoppen können?«
    »Natürlich.«
    »Und wie?«
    Da begann er zu lachen. »Ich werde es dir nicht sagen, aber sie hätte es geschafft. Jetzt nicht mehr.«
    Es kostete mich Mühe, den Gedanken an Shaos Tod zurückzudrängen und cool zu bleiben. »Wie?«
    »Nein, ich sage es dir nicht. Nur soviel«, fügte er hinzu, bevor ich reagieren konnte. »Das Spiel ist nicht völlig beendet. Es wird noch eine Überraschung geben.« Dann lachte er. Es klang hart und gemein, gleichzeitig auch krächzend.
    Und plötzlich bewegte sich Suko. Ondekoza hatte aufgehört zu lachen, deshalb vernahmen wir auch das leise Stöhnen meines Freundes, durch dessen Arme ein Zucken lief, das sich auch auf dem Oberkörper verteilte. Suko rutschte vor, wollte sich abstützen, doch in seinen Handflächen steckte keine Kraft mehr, so dass er vor der verdammten Trommel zusammenbrach und zunächst liegenblieb.
    Die sechs Männer standen wie auf dem Sprung. Fünf von ihnen hielten noch ihre Trommelstöcke fest. Dunkle Augen beobachteten mich und Suko. Während der letzten Sekunden hatte sich die Lage wieder verschärft. Es kam darauf an, was Suko und ich unternahmen.
    Von Ondekoza entfernen konnte ich mich nicht, deshalb hoffte ich, dass Suko sich inzwischen einigermaßen erholt hatte und mitmischen konnte.
    Noch war er schwer angeschlagen und lag verkrümmt da. Wenn er atmete, drangen stöhnende Laute über seine Lippen, und er bewegte Arme und Beine zuckend, als hätte ihn jemand mit der Peitsche berührt.
    Ich drückte weiterhin hart die Waffenmündung gegen den ungewöhnlichen Schädel Ondekozas, der ebenfalls starr auf dem Fleck stand und mit mir zusammen die Bemühungen des Inspektors verfolgte.
    »Suko!«
    Ich hatte seinen Namen leise, dennoch scharf ausgesprochen, und er hatte den Ruf auch vernommen, denn er rollte sich so zur Seite, dass er den Kopf anheben und in meine Richtung schauen konnte.
    Aus dem Hintergrund vernahmen wir Geräusche und Stimmen. Das mussten die Bühnenarbeiter sein, die ihre Plätze verließen, um in die halbstündige Pause zu gehen.
    Keiner von ihnen betrat die Bühne. Vielleicht hatten sie gespürt, dass hier etwas anderes lief. Ich musste auch mit einer Alarmierung der Polizei rechnen.
    Suko hatte es schwer. Nun kannte ich ihn, wusste von seiner bärenstarken Kondition, aber auch für sie gab es irgendwann einmal eine Grenze, die Ondekozas Diener herausgefunden hatten.
    Suko setzte sich auf. Die Bewegung war langsam,

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