0452 - Der Teufel lockt mit schwarzen Girls
nachdenklich gestimmt.« i Phil und ich blickten Mr. High gespannt an.
»Fay hat zwei Zeitungen gekauft, die ›Hot News‹ und die ›Manhattan Bells‹.«
»Zwei üble Klatschjournale«, sagte Phil.
Mr. High nickte. »Gewiß. Aber dahinter stehen moderne Druckereibetriebe und geschulte Redaktionsstäbe. Es ist Fay gelungen, die Auflageziffer ganz beträchtlich zu erhöhen.«
»Tüchtig war sie schon immer«, sagte ich.
»Aber nicht tüchtig genug«, meinte Mr. High. »Das Anwachsen der Verkaufsraten reichte nämlich keineswegs aus, Miß Sutherlands hochgespannte Erwartungen zu erfüllen. Sie hat sich mit dem Ankauf der beiden Zeitungen beträchtlich übernommen und ist kaum in der Lage, die Tilgungszinsen aufzubringen. Mit anderen Worten: die junge Dame ist verschuldet!«
In diesem Moment klingelte das Telefon. Mr. High murmelte eine Entschuldigung und griff nach dem Hörer.
Er meldete sich. Wir beobachteten sein Gesicht. Wie immer war es nahezu unmöglich, hinter seiner beherrschten Physiognomie etwas von der Bedeutung des Anrufes zu erkennen. Er legte auf.
»Noch eine Nachricht von Miß Sutherland«, informierte er uns. »Auf die junge Dame ist ein Mordanschlag verübt worden.«
***
Als wir hinkamen, waren die Beamten des 4. Morddezernates schon zur Stelle.
Obwohl Fay zwei Zeitungen besaß, traf man sie ausschließlich bei ihrer Agentur an, einer Nachrichtenzentrale, die mehrere Zeitungen (auch solche, die ihr nicht gehörten) mit Kolumnen und Klatschmaterial versorgte.
Die SUTHERLAND PRESS AGENCY befand sich im vierten Stockwerk eines elfstöckigen modernen Bürohauses der West 66. Straße. Lieutenant Briggs, der die Ermittlungen leitete, begrüßte uns. Er sah nicht gerade glücklich aus. Das konnten wir ihm nachfühlen. Fay Sutherland hatte im Laufe ihrer turbulenten Karriere als Klatschjournalistin ein paar Dutzend Leute tödlich beleidigt, und es war ziemlich sicher, daß sie um sensationeller Nachrichten willen manche Ehe zerstört hatte.
Wie sollte Briggs aus diesem Haufen potentieller Täter und Motive den richtigen herauspicken?
Briggs trat mit uns an ein zersplittertes Fenster. Er wies über die Straße. »Der Schütze hat da drüben gestanden. Am Fahrstuhlschacht. Das Hausdach liegt genau auf der Höhe dieses Stockwerks. Es ist ziemlich sicher, daß er ein Gewehr mit Zielfernrohr benutzte.«
»Ist er gesehen worden?«
»Nein, aber wir waren schon drüben und haben einige Spuren gesichert. Zwei meiner Leute sind gerade dabei, die Hausbewohner auszuquetschen. Es ist fraglich, ob uns das weiterhelfen wird, aber im Moment können wir nicht mehr tun.«
»Wie geht es Fay?« fragte ich.
Briggs zuckte die Schultern. »Es sieht schlecht aus«, erwiderte er. »Die Kugel sitzt ungefähr in Höhe des Herzens. Wir werden bald wissen, ob sie durchkommen wird.«
»Wer war dabei, als es passierte?«
»Niemand«, sagte der Lieutenant. »Die Sekretärin, Miß Hopkins, saß im Vorzimmer. Miß Hopkins kam herein, als sie das Krachen des berstenden Fensters hörte. Sie sah Fay am Boden liegen und rief sofort den Arzt und die Polizei an.«
»Fay ist jetzt im Krankenhaus?« fragte ich.
Briggs nickte. »Ich hoffe, sie liegt bereits auf dem Operationstisch«, sagte er.
Phil und ich gingen ins Vorzimmer. Dort saß Miß Hopkins, eine hagere Enddreißigerin, deren hellblond gefärbtes Haar nicht so recht zu dem knochigen Gesicht passen wollte. Sie tupfte mit einem Batisttuch an ihren verheult aussehenden Augen herum.
Wir stellten uns vor. Sie schaute uns ängstlich an. »Sie haben sie gefunden, nicht wahr?« fragte ich.
»Ja… ich kann es nicht begreifen! Wie konnte das nur passieren?«
»Wann ist Miß Sutherland heute ins Büro gekommen?«
»Gegen neun, wie immer.«
»Wann erfolgte der Mordanschlag?«
»Zehn Minuten vor Zehn.«
»Woran arbeitete sie, als der Schuß fiel?«
Miß Hopkins blinzelte plötzlich. »Woran sie arbeitete?«
»Ja. Sie hat doch gewiß nicht am Schreibtisch gesessen und Däumchen gedreht?« ■
»Sie schrieb einen Artikel. Jedenfalls hörte ich das Klappern der Schreibmaschine.«
»In der Maschine ist kein Bogen eingespannt, auch der Schreibtisch ist leer«, stellte ich fest. »Das fiel mir auf. Bis wann hat sie geschrieben?«
»Bis der Schuß fiel!« meinte Miß Hopkins. Sie verbesserte sich: »Nein, natürlich machte sie gerade eine Pause. Wenn sie an der Maschine geblieben wäre, hätte sie nicht getroffen werden können. Es ist Miß Sutherlands Art, gelegentlich
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