0452 - Der Teufel lockt mit schwarzen Girls
Laura merkte, daß sie plötzlich Angst bekam. Sie straffte sich. Angst vor einem zwei- oder dreiundzwanzigjährigen Burschen? Nein, das war einfach lächerlich!
Es sind die Nerven, dachte sie flüchtig. Dieser Tag hat mich überfordert. Ich konnte nicht ahnen, daß es mich so mitnehmen würde.
»Ich kann doch keinem wildfremden Mann gestatten, zu mir in den Wagen zu steigen!«, sagte sie.
»Das wäre aber sehr klug.«
Sie musterte ihn scharf. Nein, er gefiel ihr nicht. Diese leise und doch deutlich zur Schau getragene Selbstsicherheit, diese spöttische Arroganz… das alles war ihr zuwider. »Was wollen Sie eigentlich?« fragte sie.
»Das sage ich Ihnen im Wagen!«
»Ich habe keine Lust, Sie mitzunehmen.«
»Wohin fahren Sie eigentlich?«
»Das geht Sie nichts an!«
»Sie schaden sich selbst, wenn Sie Ihre Neugierde jetzt nicht befriedigen.«
»Eines verstehe ich nicht. Sie wollen mich sprechen. Warum hatten Sie nicht den Mut, zu mir in die Wohnung zu kommen?« fragte sie.
Er grinste. »Da war ein ständiges Kommen und Gehen. Reporter. FBI. Polizei. Nein, ich wollte weder gesehen noch belästigt werden.«
»Dann haben Sie ein schlechtes Gewissen!«
»Diesen Umstand teilen wir doch miteinander, nicht wahr?« fragte er spöttisch.
Die Röte schoß in Laura Edwards Wangen. »Was soll das heißen?« fragte sie barsch.
»Das soll heißen, daß ich Sie für die Mörderin Ihres Mannes halte!« erklärte er ruhig.
***
Laura Edwards starrte ihm in die Augen, schweigend. Lächelnd hielt er dem 'harten forschenden Blick stand. »Sie sind verrückt!« murmelte sie schließlich. »Haben Sie die Abendzeitungen nicht gelesen? Stan ist an Unterkühlung gestorben. Man hat ihn untersucht. Von Mord kann keine Rede sein!«
»Und wer hat ihn in den Teich geworfen?«
»Ich bestimmt nicht!«
»Schon möglich«, meinte er. »Aber jemand, den Sie um diese kleine Unterstützung gebeten haben!«
»Sie haben wirklich den Verstand verloren!« sagte Laura ärgerlich. Sie war zwar wütend, aber sie hatte keine Angst mehr. Das war nun einmal so, wenn man im Mittelpunkt der Publizität stand. Sofort tauchten ein paar Narren auf, die sich einbildeten, daraus Kapital schlagen zu können. Laura steckte den Schlüssel ins Schloß der Wagentür. In diesem Moment äußerte der junge Mann einige Worte, die Laura fast lähmten.
»Die Unterredung, um die ich - Sie bitte, dürfte auch in Hughs Interesse sein.«
Laura brauchte einige Sekunden, um den Schock zu verkraften.
Der junge Mann lächelte. Er spürte, daß der Schlag gesessen hatte und weidete sich an seinem Erfolg.
»Steigen Sie ein«, sagte Laura kurz.
Als sie nebeneinander im Wagen saßen, meinte der junge Mann:' »Es wird am besten sein, Sie fahren einmal um den Block. Irgendwohin. Hier kennt man Sie. Ich lege keinen Wert darauf, mit Ihnen gesehen zu werden.«
Sie fuhren los. »Wer sind Sie?« fragte Laura. »Wie heißen Sie?«
»Ich bin es nicht gewohnt, mich vorzustellen«, sagte er.
Laura spürte das Hämmern ihres Herzens. Sie ahnte, was nun kommen würde, aber sie fragte trotzdem: »Welche Berufsgruppe ist das?«
»Die der Erpresser«, sagte er ruhig, fast vergnügt.
»Ich hätte es mir denken können.«
»Wenn Sie Wert darauf legen, können Sie geradewegs zum nächsten Revier fahren und mich dort abliefern«, meinte er spöttisch.
»Erst möchte ich hören, was Sie wollen.«
»Erst möchten Sie hören, was ich weiß«, verbesserte er sie.
»Nun, ich bin darüber informiert, daß Sie Hugh Donalds Geliebte sind. Schon seit einiger Zeit. Was würden Sie davon halten, wenn das die Polizei erfährt?«
Laura schwieg. Sie merkte, wie sich die Innenflächen ihrer Hände am Lenkrad feuchteten. Sie fuhr vornübergebeugt, verkrampft, wie eine Fahrschülerin. »Passen Sie doch auf!« schimpfte der junge Mann. »Wollen Sie einen Unfall verursachen? Den Ford hätten Sie um ein Haar gerammt!«
Laura bog um die Ecke. Sie erspähte eine Parklücke und lenkte den Wagen hinein. Als sie die Maschine abstellte und die Handbremse anzog, zitterte sie am ganzen Leibe. »Ich muß erst mal eine Zigarette rauchen.«
»Da, bedienen Sie sich«, sagte er und holte ein verknittertes Päckchen aus der Tasche.
»Danke, ich habe meine eigenen«, murmelte sie. Er wartete, bis sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen geschoben hatte, und gab ihr dann Feuer.
Laura inhalierte tief. Sie starrte durch die Windschutzscheibe und schwieg. Sie inhalierte ein zweites Mal und wartete darauf,
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