0453 - Heißer Draht zu Killer-Jo
Myrna und ich lächelten, wurden von Larosse vorgestellt und machten die üblichen Handwedelbegrüßungen.
Kurz vor dem Ziel hatten Myrna und ich uns genau abgesprochen. Von ihrer Freundin Patsy Pail würde sie kein Wort sagen. Sie würde so tun, als ob die Karte sie vollkommen beruhigt hätte. Außerdem konnte sich das Verschwinden auch wirklich noch als harmlos aufklären.
Myrna sollte sich ausschließlich auf die Sendungen konzentrieren, während ich die Umgebung im Auge behalten wollte. Nur so war es möglich, Ablenkungsmanöver zu durchbrechen.
Auf einer großen Anrichte waren Teller und Bestecke aufgebaut, während die zu erwartenden Leckerbissen noch fehlten. Die Flaschenbatterie war zum Teil schon angebrochen.
Ich hielt mich im Hintergrund, während Myrna weiter vorn einen Sessel bekam.
Der Hausherr war an den Fernsehapparat getreten und wandte sich nun seinen Gästen zu. Man sah ihm an, daß er diesen Augenblick genoß. Er schien sich wie ein Lehrer zu fühlen, der Kindern etwas erklären wollte, wovon sie sicher nur die Hälfte verstehen würden.
»Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren, daß Sie auch zu dieser dritten und letzten Testsendung gekommen sind. Auf dem heutigen Programm stehen zwei Sketche und ein Streifen Kabarett. In drei Minuten senden wir den ersten Sketch, dann folgen zehn Minuten Pause, danach das Kabarett, wieder Pause und dann der letzte Sketch. Erst dann werden wir in einer Diskussion zu klären versuchen, was Sie von den Darbietungen halten, wobei ich für Anregungen besonders dankbar bin.«
Er schaltete jetzt den Apparat und die dahinter angebrachte kleine Lampe ein und drehte das große Licht aus.
Nach kurzem Flimmern erschien auf dem Bildschirm eine Uhr, in deren Mitte der große Kopf einer Eule stand, deren runde Augen unbeirrbar dem Sekundenzeiger folgten. Unten standen die großen Buchstaben »C T S«.
Schlag eins verschwanden Uhr und Eulenkopf, und ein Sketch rollte ab, den meine Großmutter sicher sehr lustig gefunden hätte. Verschiedentlich wurde gelacht. Mit entgingen die Feinheiten wahrscheinlich darum, weil ich mehr auf Larosse achtete. Er lehnte wie ein Salonlöwe an der Tür.
Nadi dem Sketch wurde ein Zeichentrickfilm angekündigt, den Larosse ausschaltete.
»Das gehört nicht zum Test«, erklärte Larosse. »Für unser Publikum läuft dies natürlich als normales Nachtprogramm.«
Er machte wieder volles Licht und bat zwei junge Damen, ihm behilflich zu sein. Sie gingen nach hinten und kamen bald darauf mit reichlich bestückten Platten angerollt. Hauspei’sonal schien Mr. Larosse nicht zu haben, was mich wunderte.
Bei dem bald darauf einsetzenden Gewühl an der Anrichte ging ich hinaus und verschwand im Bad. Ich hatte für Sekunden weit im Hintergrund eine ärgerliche Männerstimme gehört.
Ich stand am Waschbecken mit der einen Hand am Wasserhahn. Im Augenblick war nichts zu hören. Da ich unmöglich auf dem Korridor umherschleichen konnte, wartete ich ab.
Als sich nach zwei Minuten immer noch nichts ereignete, ging ich zum Hauptraum zurück.
Ich streckte gerade die Hand zum Türgriff aus, als irgendwo hinter mir eine andere Tür geöffnet wurde und ich jemanden ärgerlich sagen hörte:
»… hast du Idiot versiebt wie ein Anfänger. Jetzt werde ich hinfahren müssen.«
Ich drehte mich um und sah einen hageren Mann mit einem Verband um den Kopf zum Bad gehen. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen, er sah nicht in meine Richtung. Aus dem Raum, dessen Tür offenblieb, hörte ich jetzt das Surren einer Telefonwählscheibe. Eine kalte höfliche Stimme meldete sich.
»Gut, daß Sie da sind. Kann ich Sie im Aufträge von Mr. Larosse noch heute nacht sprechen? Ich weiß, es ist eine Zumutung, aber die Sache eilt.«
Nach kurzem Warten kam in entrüstetem Ton:
»Das war einfach ein bedauerlicher Irrtum. Ich 'werde das aufklären… Ja, gut, danke.«
Der Mann legte den Hörer auf.
Ich wollte schon gehen und konnte eben noch beiseite treten, um zwei temperamentvolle junge Damen durchzulassen, die mir fast die Tür an den Kopf gedonnert hätten.
Larosse sah mich nicht zurückkommen und hatte mich vielleicht noch gar nicht vermißt. Er diskutierte lebhaft mit zwei Spielern der New York Giants.
Myrna ließ sich von einem älteren Herrn einen Drink mixen und blinzelte mir kurz zu.
Ich bediente mich selbst, und dann war die Pause auch schon zu Ende.
Die Kabarett-Sendung war aus älteren Streifen zusammengesetzt. Einiges davon hatte ich schon früher
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