0453 - Vorsicht - radioaktiv!
zählte man auf dieser Seite des Planeten fünfundzwanzig atomare Explosionen. Ein Drittel der Oberfläche war von einer undurchdringlichen Schicht aus Dreck, Wasserdampf und Asche bedeckt, die langsam sich den Höhen der Gashülle entgegenschob und von dort aus in breiten Streifen verteilt wurde.
Es war vollkommen unglaublich und mehr als nur rätselhaft. Wer verwüstete hier planmäßig seinen Planeten?
Wer schien etwas dagegen zu haben, daß gewisse Teile der Oberfläche, nach einem planetaren oder interstellaren Krieg, wieder die Radioaktivität verloren hatten?
Und - es war kein Angriff aus dem Weltraum gewesen.
Außer den zehn Leichten Kreuzern der Terraner befand sich kein einziges Schiff in lichtjahrweiter Entfernung.
„Ich bin am Ende meines Wissens angelangt", sagte Cascal.
Cascal focht einen schweigenden, schweren Kampf aus, ohne daß er etwas davon preisgab. Er hatte deutliche Befehle, die ihn weiterhin zwangen, jede Feindberührung - falls hier die Terraner keine jgewünschten oder geduldeten Gäste waren - zu vermeiden.
Andererseits forderte gerade dieses Vorkommnis heraus, tief in die Lufthülle dieser dritten Welt einzufliegen. Aber nur mit zwei Schiffen?
Die anderen acht, die inzwischen längst zu ihren genau definierten Zielen unterwegs sein sollten, waren noch im System und flogen teilweise Nahaufklärung. Mit zehn Schiffen also oder nur mit zwei?
Wer hatte diese Bomben - ja ... waren sie abgeschickt worden, von Raketen aus gestartet oder einfach vom Boden? Wer hatte diese Bomben gestartet?
Wer zündete sie?
Und zu welchem Zweck, bei allen Spiralnebeln der Schöpfung?
Joaquin Manuel Cascal überlegte lange und kam zu keinem Schluß. Also ordnete er an: „Cascal an alle: Ich weiß nicht mehr weiter. In solchen Lagen sollte man Geduld zeigen; oft erledigen sich viele Dinge, die man auf die längste Bank geschoben hat, allein dadurch, daß sie am anderen Ende herunterfallen."
„Recht so", kommentierte Penka Manishe lustlos.
4.
„... entstehen bei Kernreaktionen Isotope, die meist in der Natur nicht vorkommen und radioaktive Strahlung aussenden. Diese künstlichen Isotope verhalten sich wie natürliche Isotope, sind jedoch wegen ihrer Strahlung leicht nachzuweisen. Auf dieser Eigentümlichkeit beruhen fast ausnahmslos alle Ferninstrumente und deren Antennensysteme in terranischen Raumschiffen. Die Anwendungsbereiche der Isotope erstrecken sich hauptsächlich auf das riesige Gebiet der Materialprüfungen...
... bei Atomreaktionen wird Strahlung ausgesandt, meist ist es Gamma-, Beta oder Alphastrahlung Die Durchdring fähigkeit dieser Strahlen ist sehr verschieden. Als Grenzwerte seien hier nur folgende angegeben: Alpha-Strahlung wird bereits durch Papier abgeschirmt, Beta-Strahlung wird von einem Millimeter starken Eisenblech absorbiert, Gamma-Strahlung benötigt mehrere Zentimeter Blei oder entsprechende Schirmäquivalente. (Umrechnung am Ende des Kapitels). N-Strahlung wird durch Wasser abgeschirmt, das mindestens einen Meter betragen muß.
...je ein Röntgen verkürzt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen um 0,01 Prozent.
Auszug: Einführung in die Astronomie, I. Band. Handbuch für Astrogatoren, Kartographen und Handelsschiffer. Terra, 3418 Cascals Schiff zog sich wieder in den Raum zurück.
Es blieb so weit vom Planeten entfernt, daß die Vorgänge dort noch gut beobachtet werden konnten. Die anderen neun Schiffe hatten sich über das gesamte System verteilt und stellten dort alle Arten von Untersuchungen an.
Sie wollten fünfundzwanzig Stunden warten.
Zwanzig Stunden waren inzwischen vergangen.
Cascal saß in der nicht viel größeren Kabine der Ärztin und aß mit Claudia zusammen. Während der Suppe schaltete er den Kommunikationsschirm an und bemerkte: „Hier findet sich aber auch wirklich überall solch eine Gegensprech-Gegen-seh-Anlage. Die Flottenverwaltung scheint einige Millionen günstig aus einer Konkursmasse erworben zu haben. Die Burschen sind doch sonst nicht so freigebig - um so besser, das erspart Fußmärsche."
„Hier Zentrale."
Cascal lächelte mit erhobenem Löffel in die Linsen und fragte: „Cascal hier. Werden wir gerade überfallen, oder kann ich noch zu Ende essen?"
„Guten Appetit, Oberst - es ist gar nichts passiert, außer, daß sich Vavschenic gedreht hat."
„Danke. Ich melde mich gleich bei Ihnen."
„Geht in Ordnung."
Das Bild wurde kleiner und verschwand im Zentrum des Schirmes. Cascal wartete, bis Claudia die
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