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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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irgendwann die Zeit einmal zweitrangig. Man vergißt sie einfach. So erging es auch mir, denn ich wußte nicht, wie lange ich unterwegs war. Manchmal können Sekunden zu Minuten werden, und bei Minuten hat man das Gefühl, schon Stunden unterwegs zu sein.
    Hin und wieder tropfte Wasser in meinen Nacken. Ich schleifte auch durch Pfützen, die sich am Boden gebildet hatten, aber ich hörte hinter mir die Templer, die mich immer wieder anfeuerten.
    Den Mut verlor ich nicht. Besonders dann nicht, als ich plötzlich das Ende des Tunnels entdeckte und auch eine alte aus Holz und Seilen zusammengesetzte Leiter, die in die Höhe führte.
    Da der Stollen mittlerweile mehr an Breite gewonnen hatte, schob sich Bertrand de Valois neben mich. »Die Leiter ist wichtig für uns«, flüsterte er. »Sie führt zum Ausgang.«
    »Nicht mehr auf der Insel. Dafür nahe des Berges.«
    »Montmatre also?«
    »Ja, so nennt man ihn.«
    Ich hatte nichts dagegen. Je schneller wir vorankamen, um so besser war es. Diese Nacht dauerte schließlich nicht ewig. Bertrand de Valois wollte als erster die Leiter besteigen. Ich ließ ihm den Vortritt. Schließlich kannte er sich hier aus.
    Das Gestänge dehnte sich, ächzte und knarrte, als der Templer es bestieg. Er hielt sich an den Seiten fest, aber die Leiter hielt, und als ich gegen die Sohlen seiner Sandalen starrte, hatte er bereits die linke Hand erhoben und stützte die Fläche gegen einen Lukenumriß, den ich sah, als ich leuchtete.
    Zu helfen brauchte ich ihm nicht. Bertrand de Valois drückte den Ausstieg ohne Mühe hoch.
    Ich wartete noch und ließ ihn erst verschwinden, bevor ich ihm nachkletterte.
    Er erwartete mich. Es tat mir gut, endlich frischere Luft atmen zu können. Neben der Luke blieb ich stehen. Leider auch in der Dunkelheit, so daß ich wieder die Lampe einschalten wollte, aber der Templer legte mir seine Hand auf den Unterarm.
    »Nicht«, sagte er.
    Die drei anderen kletterten ebenfalls über die Leiter ins Freie. Wir standen dicht beisammen. Ich roch noch das Wasser, sah aber auch die sehr hohen Mauern, die uns umgaben.
    »Wo sind wir hier?«
    »Es ist eine alte Versammlungsstätte aus früherer Zeit«, erklärte mir Bertrand de Valois. »Hier haben wir uns getroffen, um ungestört zu sein.«
    »Im Freien?«
    Einer der Templer drückte die Kuhle wieder zu. Ich bekam erst Antwort, als sich dieser Mann aufgerichtet hatte. »Ja, es liegt zwar im Freien, aber kaum jemand kennt diesen Ort. Die Mauern sind nicht nur sehr hoch, sie besitzen auch keine Fenster. Dieser Teil gehört, obwohl es nicht so wirkt, zum Palast des Jacques de Molay.«
    »Und er wird nicht von den Soldaten überwacht?« erkundigte ich mich erstaunt.
    »Nein, sie haben alles niedergebrannt. Sie raubten, sie mordeten, sie brandschatzten und rechneten damit, daß sie ihrer Pflicht genüge taten. Die ersten Tage der großen Jagd sind vorbei. Es steht nur mehr die Hinrichtung des Jaques Molay an und seiner letzten beiden Getreuen, die ihm stets zur Seite standen.«
    »Können wir auch von hier in die private Schatzkammer gelangen?«
    »Ja.«
    »Dann zeigt mir den Weg!«
    Der Templer hob einen Arm an. »Es wird nicht einfach sein, das kann ich Euch sagen. Geht davon aus, daß die private Schatzkammer von den Soldaten bewacht ist.«
    »Damit rechne ich auch.«
    Wir waren bereit. Tatsächlich umgaben uns sehr hohe Mauern. Sie hielten auch den Lärm von außen ab, so daß wir uns vorkamen wie in einer Oase der Stille.
    Trotz der Schalldämmung gingen wir so leise wie möglich. Und es war wieder Bertrand de Valois, der die Führung übernommen hatte und diagonal über den Innenhof schritt.
    Als er stehenblieb, sah ich nichts, nur vor mir dieses dunkle unregelmäßige Gestein.
    »Wir sind da. Du mußt dein Licht nehmen.«
    Als die Lampe brannte, leistete ich dem Templer im stillen Abbitte. In der Tat hatten wir ein Ziel erreicht. Innerhalb der Steinmauer sah ich die kleine Eisentür, durch die höchstens ein Liliputaner aufrecht gehen konnte.
    Bertrand de Valois bückte sich und klopfte dreimal in einem bestimmten Rhythmus gegen das Metall.
    Zuerst vernahmen wir ein Kratzen in Höhe des Schlosses, danach ein Schleifen, dabei wurde die Tür von innen nach außen gedrückt.
    Da ich noch immer mit meiner Taschenlampe leuchtete, warnte mich der Templer. »Erschrick nicht, wenn du ihn gleich siehst.«
    Ich freute mich über seine vertraute Anrede und erschrak trotzdem, denn vor mir stand ein Zwerg, der sein linkes Auge

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