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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammenkniff. Das rechte konnte er nicht mehr bewegen. Man hatte es ihm genommen. Auch sonst hatte sein Gesicht einiges Abbékommen. Ein Teil der Haut sah aus wie erstarrtes Feuer, so rot. Diese Veränderung zog sich bis zu den Lippen hin, von denen die Hälfte fehlte und praktisch, nur rohes Fleisch war.
    Der Zwerg zischte etwas, als er seine Hand vor sein noch gesundes Auge hielt.
    »Wer ist das?« fragte ich.
    »Er war einmal der Narr am Hofe Philipps. Dann aber wollte ihn der König nicht mehr. Aus einer Laune heraus ließ er ihn foltern, weil er einen Narren einmal weinen sehen oder schreien hören wollte. Das ist aus Claron geworden. Ein Mensch, der nur noch hassen kann und jeden töten würde, der für den König ist.«
    Man soll Menschen zwar nicht nach dem Äußerlichen beurteilen, aber dieser Claron kam mir doch seltsam vor. Er trug noch seine Narrenkleidung, ein hauteng geschnittenes grünes Gewand, nur eben ohne Schellen. Zudem war er völlig verdreckt.
    »Ihr bringt einen Fremden mit, Bertrand?« fragte der Zwerg mit seiner Fistelstimme.
    »Einen Freund.«
    »Seid Ihr da sicher? Wie viele Spione hat der König? Los, sagt es mir! Hundert, tausend, noch mehr…«
    »Sicherlich mehr, aber John Sinclair ist ein Freund, und du wirst ihn auch als einen Freund behandeln. Habe ich mich da klar genug ausgedrückt?«
    »Ja, Bertrand.« Der Zwerg nickte, trat zurück, ließ die Tür aber nicht los und hielt sie offen, so daß wir hindurchgehen konnten.
    Bei meiner Größe mußte ich fast auf die Knie, um den Durchgang passieren zu können.
    Abermals war ich in einem Gang gelandet, konnte mich aber aufrichten und ging einige Schritte in den korridorähnlichen Flur hinein, an dessen Wänden Halter hingen, die nur zum Teil mit den entsprechenden Fackeln bespickt waren.
    Der Gnom drückte die Tür wieder zu, wobei er die gleichen Geräusche verursachte wie beim Öffnen.
    Die Fackeln brannten jetzt wieder besser, wo sie neuen Sauerstoff bekommen hatten. Sie schufen ein unheimliches Muster, das lautlos über unsere Gestalten geisterte.
    »Führt dieser Weg direkt in die Schatzkammer?« fragte ich.
    »Ja und nein. Claron wird uns führen.« Bertrand wandte sich an den Zwerg. »Hast du uns irgend etwas zu berichten?«
    »Nein, die Kammer ist frei. Niemand hat sie in der letzten Nacht betreten.«
    »Aber Soldaten sind in der Nähe?«
    »Ich glaube es.«
    »Gut, geh vor!«
    Claron mußte auch am Bein etwas Abbékommen, haben, denn er zog das linke leicht nach. Seine Arme waren sehr lang, er wedelte damit, vielleicht auch nur, um sein Gleichgewicht zu halten. Als sich beim Gehen seine Kleidung verschob, sah ich aus den Falten am Rücken die Griffe dreier Dolche ragen.
    Die Fackeln gaben genügend Licht, so daß ich meine Lampe steckenlassen konnte.
    Auch das Innere dieser Wände war mit einer feuchten Schicht bedeckt. An manchen Stellen hatte sie sich verdichtet, so daß sie als Wassertropfen herabrann.
    Genau dort, wo es besonders intensiv war, blieb der Zwerg nicht nur stehen, er hockte sich auch nieder und begann damit, seine Hände über das Gestein wandern zu lassen.
    Die in der Nähe blakende Fackel leuchtete ihn an. Ich konnte erkennen, daß er lange, kräftige Finger hatte, die sehr wohl die Griffe der Dolche umklammern konnten.
    Mit seinen kräftigen Fingern schaffte er es, einen Stein nach dem anderen zu lösen, so daß in der Wand ein viereckiges Loch entstand, durch das wir alle hindurchpaßten. Claron aber machte den Anfang.
    »Jetzt du«, sagte Bertrand zu mir.
    Ich hatte noch Fragen. »Wo lande ich dann?«
    »In einem Schrank. Er ist in das Mauerwerk eingebaut, besitzt dennoch eine Rückseite, und Claron ist dabei, sie soeben zu lösen, damit für dich der Durchgang geschaffen wird.«
    »Was finde ich in der Schatzkammer?«
    Bertrand de Valois lächelte ein wenig verloren. »Nicht mehr viel. Das meiste haben die Schergen des Königs an sich genommen. Wir haben auch noch etwas wegschaffen können, aber der Teppich ist vorhanden.«
    »Wo liegt er?«
    »Unter dem großen Teppich hielt ihn Jacques de Molay versteckt. Das ist alles.«
    »Dann wären wir klar. Wollt ihr warten?«
    »Vorerst ja. Gib uns Bescheid, wenn du den Teppich gefunden hast.«
    Ich war einverstanden, tauchte nieder und kroch durch die Öffnung. Dahinter fiel der Boden ab, und meine vorgestreckten Hände glitten bereits über normales Holz.
    Rechts von mir sah ich den Schatten des Gnoms. Er war noch kleiner geworden, denn er hatte sich

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