0455 - Gangstertod durch süßes Gift
vergnügt und ging zur Tür, um zu klingeln.
Eunice schaute ihn verblüfft an. Aber bevor sie etwas sagen konnte, wurde die Tür so schnell geöffnet, dass es dafür nur eine Erklärung gab. Boston hatte hinter der Tür gestanden und gelauscht.
Er lächelte. Es war ein sehr starres, wie gefroren wirkendes Lächeln. »Hallo«, sagte er. »Sie wünschen?«
»Ein Kerl vom FBI«, meinte Eunice wütend. »Er belästigt mich mit dummen Fragen, und jetzt will er dich sprechen.«
»Aber, aber«, mahnte Boston. »Wer wird denn so ungehörig von einem FBI-Mann sprechen, Liebling? Er tut seine Pflicht. Wohin kämen wir, wenn es nicht Leute seines Schlages gäbe… aufrechte Verfechter des Gesetzes?«
»Ich bin Phil Decker«, sagte Phil.
Boston führte seinen Besuch in das große, modern eingerichtete Wohnzimmer. Sie setzen sich um einen Clubtisch.
Phil schaute sich kurz um. Boston hatte bei der Möblierung des Zimmers keine Kosten gescheut. Geschmacklich hatte er sich dabei zwei Dutzend Ausrutscher geleistet. Das war wenig verwunderlich. Boston gehörte zu den Leuten, die sich keine Wirkung ohne Größe und laute Farben vorstellen können. Alles machte einen brandneuen Eindruck.
»Gefällt Ihnen die Bude?«, fragte Boston mit gespielter Untertreibung. »Es hat mich eine Stange Geld gekostet, den Laden auf-Vordermann zu bringen.«
»Das sieht man«, meinte Phil. »Woher hatten Sie das Geld, Bogton?«
»Ersparnisse. Warum?«
»Sie haben zwölf Monate gesessen. Ihr Verteidiger wartet noch heute auf sein Anwaltshonorar. Damals erklärten Sie ihm, völlig abgebrannt zu sein.«
Boston grinste. »Na ja, das sagt man so.«
»Es war eine Lüge?«
»Sehen Sie, Mr. Decker«, meinte Boston, »der Anwalt hat mich vor Gericht lausig vertreten. Konnte er verhindern, dass ich eingebuchtet wurde? Nein. Es darf Sie also nicht überraschen, dass ich mich mit einigen lahmen Ausreden vor der Bezahlung gedrückt habe. Sind Sie etwa gekommen, um seine Interessen zu vertreten? Das wäre mal eine neue Variante der FBI-Arbeit.«
»Mich interessieren vor allem die Beziehungen, die Sie zu Roderick unterhalten.«
»Ich kenne Roderick nur flüchtig. Ich weiß, dass Eunice ’ne Schwäche für ihn hat.«
»Wann und wo haben Sie Roderick das letzte Mal gesehen?«, fragte Phil.
»Vor zwei Wochen. In einem Nachtklub. Es war eine rein zufällige Begegnung.«
»Sie haben mit ihm gesprochen?«
»Nicht sehr viel. Nur ein paar Worte.«
»Erteilte er Ihnen einen Auftrag?«
Boston zog die Luft durch die Nase. »Betrachten Sie die Situation doch einmal logisch«, bat er. »Roderick ist Boss einer mächtigen Organisation, nicht wahr? Es gibt sicherlich keine Aufgabe, für die er nicht einen geeigneten Mann hätte. Ich gehöre seinem Syndikat nicht an. Weshalb also hätte er mich mit einem Job betrauen sollen?«
»Er legte Wert darauf, dass weder er noch seine Organisation in die Geschichte hineingezogen werden.«
»Das ist eine Hypothese. Die müssen Sie erst mal beweisen«, sagte Boston.
»Ich bin gerade dabei. Wo waren Sie am letzten Dienstagnachmittag?«
»Im Kino«, sagte Boston rasch. »Ich habe ›My Fair Lady‹ gesehen. War gar nicht übel.«
, »Himmel, ist das eine aufregende Unterhaltung«, warf Eunice spöttisch dazwischen. »Muss ich mir das noch länger anhören?«
»Sie bleiben«, entschied Phil ruhig.
»Sie haben kein Recht, mich zurückzuhalten«, begehrte das Mädchen auf.
»Wir fahren gleich los«, meinte Phil. »Wollen Sie nicht dabei sein, wenn unser Zeuge Mr. Boston zu identifizieren versucht?«
»Von welchem Zeugen reden Sie überhaupt?«, fragte Boston stirnrunzelnd.
»Ein gewisser Mr. Kelly«, sagte Phil. »Er hat Mr. Ramseggers Mörder gesehen.«
»So? War er denn dabei, als es knallte?«
»Das nicht, aber wir haben Anlass zu der Vermutung, dass er den Mörder kennt.«
»Was beweist denn schon eine Vermutung? Was bringt Sie auf die Schnapsidee, ich könnte in der Sache drinstecken? Warum wollen Sie mich diesem komischen Mr. Kelly gegenüberstellen?«
Phil lächelte. »Darauf ließe sich viel erwidern. Aber das wäre eine sehr zeitraubende Geschichte, die zu nichts führen würde.«' Er stand auf. Boston und das Mädchen blieben sitzen.
»Langsam«, sagte Boston. »Wenn ich Sie verstanden habe, dreht es sich um den Dienstagnachmittag, nicht wahr? Ich sagte bereits, dass ich da im Kino war.«
»Ja, ich weiß. Sie sahen ›My Fair Lady‹« erwiderte Phil. »Vermutlich haben Sie noch die Karte?«
»Jetzt, wo
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