0455 - Gangstertod durch süßes Gift
Sie davon sprechen, fällt mir ein, dass ich tatsächlich noch das Ticket habe.«
»Das überrascht mich nicht«, meinte Phil.
Zwischen Bostons Augen zeigte sich eine Falte. »Sie denken wohl, daran ist etwas faul?«
»Wer hebt schon alte Kinokarten auf?«, fragte Phil spöttisch.
»Ich zum Beispiel«, entgegnete Boston hitzig. »Ich kann Ihnen auch den Grund verraten. Sie wissen, dass ich schon oft im Knast gesessen habe. Ein Mann mit meinem Vorstrafenregister kennt den Wert eines Alibis sehr genau. Ich weiß, wie wichtig es ist, möglichst lückenlos nachweisen zu können, wie, wo und mit wem man seine Tage verbringt. Warum ich das tue? Weil ich keine Lust habe, unschuldig in den Knast zu gehen.«
»In diesem Punkt kann ich Sie beruhigen. Mr. Kelly ist ein zurückhaltender und sehr vorsichtiger Zeuge.«
»Ich halte nichts von diesen Gegenüberstellungen«, meinte Boston wütend.
»Kommen Sie jetzt mit.«
Boston erhob sich seufzend. »Wie Sie wollen.« Er wandte sich an Eunice. »Du siehst, wie schwer man es unsereinem macht, in ein ordentliches Leben zurückzukehren.«
»Polypen«, meinte Eunice verächtlich. Sie stand gleichfalls auf. Phil ging mit Boston zur Tür. »Moment«, sagte Boston und blieb stehen. »Das Ticket. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich es mitnehme?«
»Wo ist es?«, fragte Phil.
»Im Schlafzimmer. Es steckt in dem Anzug, den ich am Dienstagnachmittag trug.«
»Okay«, sagte Phil. »Gehen wir ins Schlafzimmer.«
»Kommen Sie ruhig mit«, knurrte Boston. »Ich habe nichts zu verbergen.«
Im Schlafzimmer öffnete er den Kleiderschrank. Er griff zwischen die darin aufgehängten Anzüge. Dann zog er die Hand mit einem Ruck zurück. Seine Finger umspannten den Schaft einer Pistole.
Er richtete die Waffe auf Phil. »Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, was jetzt kommen wird«, presste er durch die Zähne. »Ich werde Sie umpusten. Ich…«
»Nein!«
»Hau ab, Mädchen«, sagte Boston. »Es ist besser, wenn du nicht dabei bist.«
Phil hörte, wie das Mädchen durch die Diele eilte. Dann fiel die Wohnungstür ins Schloss.
Boston grinste. Sein Finger näherte sich dem Druckpunkt des Pistolenabzuges. »Weiber«, sagte er verächtlich. »Haben einfach keine Nerven.«
»Was soll diese Komödie?«, fragte Phil ruhig. »Sie wissen genau, was passiert, wenn Sie mich niederschießen.«
»Ich werde abhauen müssen«, bestätigte Boston. »Mein Pech. Aber James wird mir dabei helfen. Er weiß, wie man falsche Papiere beschafft. Er wird mir auch einen Gesichtschirurgen empfehlen. In zwei, drei Wochen wird weder Ihr verdammter Mr. Kelly noch irgendein anderer in der Lage sein, den guten alten Ralph Boston wiederzuerkennen.«
»Geben Sie sich keinen Illusionen hin, Boston. Man wird Sie finden.«
Boston grinste. Sein Gesicht glänzte schweißfeucht. »Aber erst wird man Sie finden, Decker… und zwar mausetot.«
»Sie haben Ramsegger erschossen, nicht wahr?«
»Erraten, Decker. Ich habe ihn umgebracht. Der Boss wollte es so.«
»Sie gehören zu Rodericks Gang?«
»Nein. Aber James gab mir den Auftrag. Er wollte nicht seinen Killer hinschicken. G-man, was Sie sagten, stimmt genau. Roderick legt Wert darauf, dass nicht einmal der Schatten eines Verdachtes auf ihn fällt.«
»Warum musste Ramsegger sterben?«
»Er wusste zu viel.«
»Nämlich?«
»Er hat gesehen und gehört, wie es zwischen Roderick und dem Mädchen zum Krach kam.«
»Zwischen Rodereck und Phyllis Thorsten?«, fragte Phil.
»Ja.«, nickte Boston. »Warum erzähle ich ihnen das alles? Sie können nichts damit anfangen.«
»So bin ich nun mal. Neugierig bis zum letzten Atemzug«, sagte Phil, der sehr schmale Augen bekommen hatte.
»Sie wollen bloß Zeit schinden.«
»Ist Ihnen das nicht ganz lieb?«, fragte Phil halblaut. »Sie wissen, dass Sie drauf und dran sind, den größten Fehler Ihres Lebens zu begehen. Noch ist Zeit zur Umkehr Boston.«
»Man kann mich nur einmal grillen«, meinte Boston. »Ich habe zugegeben, Ramsegger erschossen zu haben. Schon deshalb muss ich Sie töten.«
»Es sind noch einige Fragen offen«, meinte Phil. »Wie kam es zu dem Streit zwischen Phyllis und Roderick?«
»Roderick konnte nicht wissen, dass die Snack-Bar zu Phyllis Stammtankstelle gehörte. Das Mädchen wurde Ohrenzeugin, wie er mit Mel sprach.«
»Mit Mel Tomplin?«, fragte Phil.
»Sie wissen, dass er dort war?«, staunte Boston.
»Weiter. Tomplin kassierte in der Snack Bar seine Belohnung für den provozierten
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