0455 - Gangstertod durch süßes Gift
sauberen und bürgerlichen Eindruck.
Dinah Forster forderte mich nicht zum Hinsetzen auf. Sie blickte mich an. »Falls Sie von Roderick kommen sollten, möchte ich Sie bitten, diesem Herrn etwas auszurichten. Mel hat nicht die Absicht, einen einmal begangenen Fehler zu wiederholen. Er wird versuchen, das bürgerliche Leben wieder aufzunehmen, aus dem er von Roderick gerissen wurde.«
»Was verspricht er sich davon?«
»Ruhe und Frieden. Was denn sonst? Mel ist kein Gangster. Roderick will ihn dazu machen. Ich lasse das nicht zu. Roderick hat nicht das Recht, meinen Bruder zu verderben. Dagegen setze ich mich zur Wehr.«
»Wo steckt Mel jetzt?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Ehe er ins bürgerliche Leben zurückkehrt, wird er einige Dummheiten korrigieren müssen, die zu seinen Lasten gehen«, sagte ich.
»Das ist uns klar.«
»Wo sind die Pläne?«
»Unterwegs«, sagte Dinah Forster. »Ich habe veranlasst, dass sie der Aviation Research Company zugestellt werden.«
»Was wird Roderick dazu sagen?«
»Das ist mir egal.«
»Fürchten Sie sich nicht vor ihm?« In den Augen der jungen Frau glitzerte es. »Nein. Er hat eher Grund, sich vor mir zu fürchten. Er ist ein skrupelloser Gangster, der vor nichts zurückschreckt. Mel und er waren Jugendfreunde. Weil sie früher einmal zusammengehalten haben, bildet Mel sich ein, dass er Roderick auch heute nicht im Stich lassen dürfte.«
»Sie haben auf Roderick geschossen, nicht wahr?«, fragte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend.
Sie starrte mich an. »Wer sind Sie überhaupt?«
Ich holte meinen Ausweis hervor. Sie musterte den Ausweis kurz. »Ich verstehe«, sagte sie mit bitter klingender Stimme. »Sie wollen mich reinlegen. Und Mel dazu.«
»Wir brauchen ihn.«
»Ich weiß«, stieß sie heftig hervor. »Sie wollen ihn ins Gefängnis werfen. Das würde ihn vernichten. Er ist ein großes Kind. Er hat doch keinen umgebracht.«
»Das behauptet niemand.«
»Er wusste nicht, was die Pläne wert sind. Er hat den Diebstahl begangen, weil Roderick es forderte. Mel wollte zeigen, dass er ein ganzer Kerl ist.« Dinah Forsters Lippen zuckten. »Er hat nur bewiesen, dass er ein Narr ist.«
»Ich will Ihnen helfen«, sagte ich.
Sie ballte die Fäuste. »Helfen? Uns hilft keiner. Sie wollen Mel haben, nicht wahr? Wenn er im Gefängnis landet, ist er endgültig verloren. Das Gefängnis bessert keinen. Das wissen Sie doch, nicht wahr?«
»Ja, ich weiß es. Es wäre gut, wenn’s auch die Leute wüssten, die sich einer solchen Strafe aussetzen. Mel ist kein Kind mehr. Er musste wissen, was er tat.«
»Es muss doch eine Möglichkeit geben, ihn zu retten.«
»Die gibt es vielleicht. Aber wir sind vom Thema abgekommen. Sie haben auf Roderick geschossen, nicht wahr?«
Dinah Forster zuckte die Schultern. »Erwarten Sie, dass ich das zugeben würde, wenn ich’s tatsächlich getan hätte?«
»Es würde alles viel leichter machen.«
»Für Sie, ja. Aber ich muss an mich denken. Und an Mel. Was scheren mich die anderen?«
»Sie wollen Roderick ausschalten. Das wollen wir auch. Sie sollten mit uns Zusammenarbeiten.«
»Ich habe keine Lust, die Liste der Opfer zu vergrößern, die als Zeugen der Anklage kurz vor der entscheidenden Verhandlung sterben mussten: Ich muss am Leben bleiben, um meinem Bruder zu helfen.«
»Wo ist er jetzt?«
»Sie werden von mir nicht erfahren, wo er sich auf hält«, sagte sie entschlossen.
»Darf ich mich in der Wohnung Umsehen?«
Wir wanderten gemeinsam durch die Räume. Nirgendwo gab es einen Hinweis darauf, dass Dinah Forster den Bruder bei sich aufgenommen hatte.
Als wir wieder im Wohnzimmer waren, fragte ich: »Darf ich mal das Telefon benutzen?«
»Bitte.«
Ich rief Ashwood an. »Ja?«, fragte er mit griesgrämiger Stimme. »Was gibt es?«
»Cotton. Ist Phil schon eingetroffen?«
»Nein, wir warten auf ihn. Ich bin etwas in Sorge. Am liebsten möchte ich die Burschen vom Revier hinschicken.«
»Ich mache das schon«, sagte ich.
»Fahren Sie zu Boston?«
»Ja.« Ich hängte auf.
Dinah stand bereits an der Tür. »Ich werde mit Mel sprechen«, sagte sie. »Telefonisch, und nicht von hier. Es hat also keinen Sinn, mich oder das Telefon überwachen zu lassen.«
»Morgen komme ich wieder«, versprach ich.
»Okay.«
Sie brachte mich bis an die Wohnungstür. Als ich die Treppe hinabging, passierte es.
Irgendeine unsichtbare Riesenfaust hob mich hoch und schleuderte mich die Stufen hinab.
Hinter mir war ein
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