0456 - Gedungen und zum Mord bestellt
Tasse Mokka gebraut, als ich mit dem Doc zurückkam.
»In kleinen Schlucken dürfen Sie ihn trinken, wie Medizin«, sagte der Doc. Ich griff mit zitternden Händen nach der Tasse und ließ die heiße Flüssigkeit über meine Zunge laufen. Sofort stellte sich eine belebende Wirkung ein.
»Langsam weicht die Leichenfarbe aus Ihrem Gesicht«, stellte der Doc nach einigen Minuten fest, »ich glaube, Sie sind über den Berg.«
Der Doc verabschiedete sich. Ich begleitete ihn zu seinem Wagen, der unmittelbar vor dem Parkhochhaus stand.
Ich marschierte die Straße hinunter. Langsam wich das taube Gefühl in meinen Beinen. Ich atmete die kühle Nachtluft in tiefen Zügen ein.
Als ich den Glaskasten wieder betrat, sagte der Sergeant:
»Ich hatte gerade Ihrer Zentrale vorgeschlagen, daß wir Sie in die 69. Straße Ost bringen würden. Aber Ihr Kollege hat erwidert, daß Mr. Decker und Mr. Meiches hierher unterwegs sind.«
Ich bedankte mich für die Nachricht. »Wer ist der Besitzer dieses Wagens?« fragte ich und deutete auf den mausgrauen Schlitten.
»Ein Mr. Helgert, wie ich inzwischen erfahren habe«, antwortete der Sergeant, »scheint sich um einen Geschäftsmann zu handeln. Er ist unterwegs. Ich habe mit seiner Frau gesprochen. Sie hat keine Ahnung, wo sich der Zweitschlüssel befindet. Uns wird keine andere Wahl bleiben, als den Wagen abschleppen zu lassen. Das hätten wir wahrscheinlich auch gemacht, wenn Sie im Kofferraum gelegen hätten«, fügte er verlegen hinzu. »Wir haben ein verfluchtes Glück gehabt.«
»Nicht ihr, sondern ich«, erwiderte ich, ging zum Parkhaus-Angestellten und schüttelte ihm die Hand. Ich fand keine richtigen Worte um ihm meine Gefühle zu zeigen. Stumm, fast verlegen, erwiderte er meinen Händedruck.
Die Zeit bis Phil auftauchte kam mir unwahrscheinlich lang vor. Ich hatte mir inzwischen zehn verschiedene Schlachtpläne zurechtgelegt, nach denen wir marschieren würden.
Endlich rauschte der Wagen der Fahrbereitschaft heran. Mein Freund sprang heraus, kam mit Riesenschritten auf mich zu und klopfte mir auf die Schulter.
»Bro Meiches hat verdammt recht«, sagte er, »du hättest mit Rückendeckung arbeiten sollen. Kein Wunder, daß du fast jede Schachpartie verlierst. Immer das alte Thema: Rückendeckung. Aber jetzt erzähl erst mal.«
»Das kann ich im Wagen tun, wenn wir auf dem Wege zu Mr. Palmese sind«, entgegnete ich, »der wird sich über unseren Besuch freuen.«
Ich verabschiedete mich von dem Sergeanten und seinen Leuten, bat den Garagen-Angestellten um seine Adresse und kletterte in den Wagen unserer Fahrbereitschaft.
»Hallo, Jerry«, begrüßte mich Bro Meiches, »ich bin sitzen geblieben, weil ich die Begrüßung des unzertrennlichen FBI-Gespanns nicht stören wollte.«
»Hallo, Bro«, sagte ich, »dem Schreibstuben-Agenten wird außerdem die Nachtluft etwas zu kalt sein.«
Er lachte und entgegnete:
»Im Gegenteil. Hin und wieder Außendienst ist eine hervorragende Sache. Überdies habe ich inzwischen die Adresse von Mr. Palmese an Land gezogen.«
»Wieso?« fragte ich erstaunt, »wißt ihr bereits alles? Dann brauche ich nicht mehr zu erzählen.«
»Nein«, sagte Phil, »ich habe nur vermutet, daß dieser Palmese mit deinem Verschwinden in Zusammenhang stand. Überdies habe ich dir auch eine kleine Neuigkeit mitzuteilen. Aber schieß erst du los.«
Als der Wagen anfuhr, schilderte ich mein Abenteuer in allen Einzelheiten. Nachdem ich meinen Bericht abgeschlossen hatte, rückte Phil mit dem Überfall im Park heraus.
Ich lehnte mich ins Polster zurück und dachte'nach.
»Die Gangster oder der Gangster müssen uns tatsächlich beobachten«, folgerte ich nach einer Weile, »denn sie müssen gesehen haben, wie du mit deiner Akte unter dem Arm in den Wagen gestiegen bist. Es ist nicht schwer, daraus zu schließen, daß es sich um die Akte Landini handelte. Aber welches Interesse kann der unbekannte Boß an dieser Akte haben?«
»Vielleicht will er verhindern, daß wir sie zu intensiv studieren«, erwiderte Phil.
»Nein, unwahrscheinlich. Denn er wird wissen, daß grundsätzlich nur Fotokopien herausgegeben werden und daß es für uns kinderleicht ist, eine neue Kopie zu bekommen. Nein, es gibt einen anderen Grund: Der Gangster will selber die Akte studieren.«
»Und zu welchem Zweck?« fragte Meiches.
»Du bist über den Fall informiert?« fragte ich. Er nickte.
»Gut, dieser Unbekannte, nach dem wir fahnden, ist der Mörder von Dentico«, begann ich zu
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