0456 - Gedungen und zum Mord bestellt
Sie werden unsere Gründe auch verstehen, wenn wir sie Ihnen erläutern.«
»Der Teufel hol euch«, knurrte er, »kein anständiger Mensch wird um diese Zeit jemanden aus dem Bett holen. Schert euch zum Teufel, sage ich nochmals. Ich bin für niemanden zu sprechen. Kommen Sie morgen früh in mein Büro.«
»Ich fürchte, dann ist es zu spät«, entgegnete ich liebenswürdig, »an Ihrer Stelle würde ich öffnen.«
»Okay, ich hoffe, das ist das letzte Mal«, knurrte er und schaltete ab.
Meine Hand lag im Jackenausschnitt. Diesmal wollte ich nicht in die Falle tappen.
***
Wie von Geisterhand gezogen, ging die Tür auf. In der Diele war es taghell. Vier Yard von der Tür entfernt stand Mr. Palmese, beide Hände in den Taschen seines Morgenrockes vergraben, der aus dunkelbraunem Plüsch bestand. Er sah aus wie ein Bär in einem Freigehege, nur bedeutend gefährlicher.
»Kommen Sie herein«, sagte er mürrisch. »Vorsichtig, die Tür schließt selbsttätig.«
Wir setzten unseren Fuß auf einen daunenweichen blutroten Teppich.
»Folgen Sie mir bitte in den Salon«, sagte Palmese mit gleichbleibender Freundlichkeit, drehte sich um und ging voran. Er stieß mit dem Fuß eine Tür auf. Der Raum dahinter war durch ein indirektes Leuchtband, das sich unter der Decke herzog, dezent erhellt.
»Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Palmese, als wir den Salon betraten, der mit schweren Polstermöbeln bestückt war. Links befanden sich drei Riesenfenster, und gegenüber ein Kamin aus Granit, rechts zwei Türen. Zwischen uns standen Schränke.
Der Textilchef deutete mit dem Kopf auf drei Sessel, die in der Mitte des Raumes standen.
»Wir haben versprochen, mit offenen Karten zu spielen«, sagte ich, ohne mich von der Schwelle zu rühren. »Wir sind FBI-Agenten und nehmen Sie fest wegen Rauschgifthandels und unter dem Verdacht des Mordes an Dentico, Miß Landini und Al Bitcher. Nehmen Sie die Hände aus den Taschen.«
Ein süßsaures Lächeln glitt über das feiste Gesicht von Palmese. Ehe er eine Hand bewegen konnte, hatte ich die 35er Smith and Wesson Special gezückt. In Zeitlupe kamen seine mit Brillantringen bestückten Hände zu Vorschein.
»Ich habe mich also nicht geirrt«, sagte er mit leiser Stimme, »ihr seid elende Schnüffler.«
»FBI-Agertten«, verbesserte ich 'ihn. Ich zog meinen Ausweis mit der linken Hand aus der Tasche und reichte ihn Phil. Meir Freund ging auf Palmese zu und hielt ihm die FBI-Ausweise unter die Nase.
»Natürlich wußten Sie bereits, daß wir G-men sind, denn Sie haben Al Bitcher ermordet und vor dem Haus gewartet, bis wir aus unserem Wagen kletterten oder wieder einstiegen. Ich bereue es, mir die Gesichter der Umstehenden nicht eingeprägt zu haben.«
»Das hätte Ihnen wenig genützt«, sagte er mit öliger Stimme, »denn ich habe mit der Geschichte nichts zu tun, weder mit dem Mord an Dentico noch an Al Bitcher oder Miß Landini.«
»Ich weiß, Sie haben Zeugen, die Sie vor sechzehn Jahren am 27. März in Chicago in einem feudalen Hotel haben speisen sehen, nicht wahr?«
»Ja, genauso verhielt es sich.«
»Drehen Sie sich um, Mr. Palmese, damit mein Freund Sie nach Waffen untersuchen kann«, sagte ich. Palmese drehte sein schwammiges Gesicht zur Wand und hob die Arme.
Phil klopfte die Taschen ab. Sie waren leer.
»Kann ich mich wieder umdrehen?« fragte Palmese schließlich.
»Allerdings«, erwiderte ich, »nehmen Sie bitte im Sessel Platz.«
Phil trat zur Seite. Palmese wälzte sich auf einen Sessel zu, der mit dem Rücken zum Fenster stand und ließ sich hineinplumpsen. Die Federn ächzte unter seinem Gewicht.
»Wir machen Sie pflichtgemäß darauf aufmerksam, daß alles, was Sie jetzt sagen oder tun, bei Gericht gegen Sie verwendet werdet werden kann«, belehrte ich ihn, »wollen Sie einen Anwalt von Ihrer Festnahme benachrichtigen?«
»Danke, ich brauche keinen Rechtsbeistand«, entgegnete er. Wieder spielte dieses maliziöse Lächeln um seine wulstigen Lippen. »Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, daß ich mit den Morden nichts zu tun habe. Auch nicht mit einer Rauschgiftgeschichte, die Sie mir andichten wollen.«
»Darüber werden wir noch reden«, erwiderte ich. »I'ch werde Ihnen Beweise liefern, die selbst die tüchtigsten Anwälte New Yorks nicht entkräften können. Wollen Sie nicht gleich ein Geständnis ablegen, Mr. Palmese?«
Ich näherte mich der Sesselgruppe. Phil folgte meinem Beispiel. Mit dem Lächeln eines Siegers sah Palmese zu uns hoch.
»Aber meine
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