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0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

Titel: 0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Lass es mal, Sheila. Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass tot nicht gleich tot ist.«
    »Dann lebt er also?« fragte Glenda.
    Ich trank zunächst einen Schluck Kaffee. »Das will ich auch nicht glauben. Mir ergeht es im Moment so wie Suko, als er seine Shao suchte. Versteht ihr?«
    »Nein.«
    »Suko ist tot und kann tot sein. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Möglicherweise bekommen wir in der folgenden Nacht die Aufklärung. Ich habe mir vorgenommen, über dieses Thema nicht zu spekulieren.«
    Sheila nickte. »Du kannst das, aber ich muss Erklärungen abgeben. Wie soll ich Bill begreiflich machen, dass ich erst am anderen Tag nach Hause kommen werde? Er macht sich Sorgen.«
    »Weihe ihn doch ein«, schlug Glenda vor.
    »Davor warnte Myxin.« Sheila sah mich an. »Hast du keine Lösung, John?«
    »Auch nicht.«
    »Man könnte ihm eine Nachricht zukommen lassen«, meinte Glenda.
    »Die würde Bill noch mehr beunruhigen.«
    Da hatte Sheila recht. Wir beschlossen, den Reporter schmoren zu lassen. Wenn Myxin jemand auf diese Art und Weise warnte, hatte er seine Gründe.
    Ich war gespannt, was uns die nächste Nacht brachte, blickte Sheila an und sagte: »Dann werden wir uns bei Anbruch der Dunkelheit allein auf den Weg machen…«
    »Ja. Und hoffentlich kehren wir auch zurück…«
    ***
    Der Friedhof lag in einem Gebiet, das kaum bewohnt war. Man konnte ihn als ein mythisches Areal bezeichnen, denn Grabsteine, wie wir Europäer sie kennen, gab es dort nicht. In der kalten Erde lagen Chinesen begraben, und man hatte auch in der Fremde die alten Traditionen nicht vergessen. Dementsprechend sahen die Gräber aus.
    Figuren aus der chinesischen Toten-Mythologie zierten sie. Da wuchsen Symbole hoch, die einen Europäer erschrecken konnten. Drachen, Monster, Schlangen.
    Da der Friedhof nicht weit von der Themse entfernt in einem Feuchtgebiet lag, wurde er oft genug von Nebelschleier überdeckt, und besonders im Herbst produzierte der Fluss den starken Dunst.
    Ein herrlicher Tag lag hinter uns. Sonnenschein, blauer Himmel, und auch die nächsten Tage sollte es so bleiben. Aber gegen Abend sah es immer anders aus. Kaum hatte sich die Luft abgekühlt, entstand der erste Dunst, der sich im Lauf der Nacht und besonders in den frühen Morgenstunden zu dichten Nebelwolken zusammenballte.
    Sheila und ich fuhren in den Dunst hinein. Noch rasten manche Fahrer, aber ich war vorsichtig, denn nahe des Flusses musste man immer mit lokal auftretenden Nebelbänken rechnen.
    Sheila ging es nicht gut. Sie machte sich schwere Vorwürfe wegen ihrer Lüge, die sie mir aufgetragen hatte. Ein besorgter Bill hatte im Laufe des Tages angerufen und gegen Abend noch einmal. Ich hatte ihm erklären müssen, dass ich nicht wüsste, wo sich seine Frau befand.
    Wie ein verängstigtes schüchternes Mädchen saß sie links neben mir, starrte mal auf ihre Hände, dann auf mich oder wieder gegen die Frontscheibe.
    »Du solltest nicht soviel an deinen Mann denken«, sagte ich.
    »Aber ich…«
    »Wir müssen es durchstehen, Sheila. Man hat dich nicht grundlos gebeten, dem Friedhof einen Besuch abzustatten.«
    »Hast du denn herausgefunden, was wir dort sollen?«
    Ich schaltete zweimal die Wischer ein, damit die Blätter Feuchtigkeit von der Scheibe putzten. »Wie sollte ich? Auch ich lasse mich überraschen. Das ist in meinem Job oft so. Und du erlebst so etwas ja auch nicht zum ersten Mal.«
    »Es ist immer wieder schlimm.«
    »Klar.«
    Wir schwiegen. Ich konzentrierte mich auf das Fahren. Nahe der Themse war der Dunst dichter. Das Wasser sahen wir nicht. Nur hin und wieder die Positionsleuchten der Schiffe. Sie wiederum kamen uns vor, als würden sie durch die dichten Wolken schweben.
    Sehr bald rollten wir in eine andere Richtung, blieben zwar in Flussnähe, aber die Häuser und breiten Straßen verschwanden allmählich. Durch eine ruhige Landschaft führte der Weg, und es dauerte nur noch Minuten, bis wir unser Ziel erreichten.
    Im Licht der Scheinwerfer erschien bereits die hohe Steinmauer des Friedhofs.
    Auch Sheila hatte sie entdeckt. »Wir müssten schon da sein, nicht wahr?« Ihre Stimme zitterte leicht.
    »Stimmt.«
    »Willst du hier parken?«
    Ich nickte und trat bereits auf die Bremse. Parallel zur Mauer rollte der Rover aus. Es befand sich noch soviel Platz, dass auch ich die Wagentür öffnen konnte.
    »Den Rest gehen wir zu Fuß.«
    Der Dunst verschluckte die Geräusche, die erklangen, als wir die Wagentüren zuwarfen.
    Sheila stand neben

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