0459 - Reklame für den toten Boß
zu sein.
Ich telefonierte mit unserem Chef. Er lud mich und Phil zu einer Tasse Mokka in sein Office. Es war nicht selten, daß Mr. High die Nacht durcharbeitete.
Er empfing uns an der Tür seines Office und geleitete uns zu den Sesseln.
Im Hintergrund leuchtete die Stadtkarte von Manhattan.
Phil und ich berichteten über unsere Erlebnisse und Vermutungen. Danach schwiegen wir eine Zeitlang, bis der Chef resümierte:
»Eine Hundert-Dollar-Bande zu zerschlagen war dagegen ein Kinderspiel. Wir haben es mit raffinierten Gangstern zu tun, die Lücken im Gesetz suchen, um daran zu verdienen. Denn wer will einer Werbeagentur verbieten, Verträge abzuschließen? Niemand kommt hinter die Methode, wenn nicht jemand plaudert. Terror und brutale Gewalt schüchtern die Geschädigten so ein, daß sie nicht den Schutz der Polizei suchen.«
»Es war reiner Zufall, daß wir eine Spur fanden«, sagte ich. »Wenn wir nicht Verdacht geschöpft hätten, als Clayton Beach überraschend starb, und wir ihn nicht als Testperson ausersehen hätten, wüßten wir bis heute nichts über die Arbeitsweise dieser Gangster. Wir ließen Clayton ausgraben und fanden Zyankali. Die Bande hat die Nerven verloren, als Clayton der erste war, der ihr Widerstand entgegensetzte. Dieser Mr. Shunkers scheint der zweite zu sein, der aufmuckt. Deshalb schwebt er ebenfalls in Lebensgefahr.«
»Genau wie Dr. Flinch«, ergänzte er, »denn wenn sie den Butler ermordeten, werden sie auch den Zeugen Dr. Flinch beiseite schaffen wollen. Wir müßten ihn also so schnell wie möglich auftreiben.«
Mr. High pflichtete bei. »Wir werden versuchen, an ein Foto von Dr. Flinch zu kommen. Vielleicht brauchen wir uns nur an seine Assistentin zu wenden. Wir werden Dr. Flinch über das Fernsehen auffordern, zurückzukommen. Gleichzeitig strahlen wir sein Bild aus.«
Der Chef entwickelte seinen Plan.
Um halb vier morgens saß ich in einem Wagen unserer Fahrbereitschaft, der sich nicht von einem privaten Fahrzeug unterschied. Ein Kollege hatte sich angeboten, mich zu meiner Villa zu fahren. Doc Flinch wohnte in dieser Gegend. Ich bat den Kollegen, einen kleinen Umweg zu machen und an der Adresse von Dr. Flinch zu stoppen.
Es handelte sich um ein geschmackvolles Haus, das einen Steinwurf weit von der Straße entfernt lag. Die Assistentin hatte vorgesorgt und die Rolläden heruntergelassen. Vor der Haustür war noch ein schmiedeeisernes Gitter angebracht. Es gab also eine Menge Sicherungen. Ich schlenderte um das Haus herum.
Plötzlich zuckte ich zusammen. Hatte ich bis zu diesem Augenblick geschlafen und war plötzlich aufgewacht? Oder war das Licht hinter dem Kellerfenster erst in diesem Augenblick eingeschaltet worden?
Ich konnte mir auf diese Frage keine Antwort geben, sondern hastete auf den Lichtfleck zu und legte mich flach auf den Boden, um einen Blick in den Keller zu werfen.
Das Blut gefror in meinen Adern.
Vor dem Kessel der Zentralheizung lag ein Mann, wie ein Paket zusammengeschnürt. Unter dem Kopf hatte sich eine Blutlache gebildet.
***
Ich war wie gelähmt. Einige Sekunden versagten meine Beine den Dienst. Dann hatte ich mich in der Gewalt. Ich stürzte zum Wagen und berichtete dem Kollegen, der über unsere Funkzentrale die Mordkommission alarmieren sollte.
Es dauerte sieben Minuten, bis die Mordkommission zur Stelle war. Sie wurde von einem jungen Lieutenant geführt. Er ließ die Zugangstür zum Keller auf brechen. Ehe jemand den Weg zum Heizungskeller antrat, wurde der Betonboden mit einem weißen Pulver überstreut, um Fußspuren festzuhalten. Der Lieutenant hatte Glück. Insgesamt waren drei Paar Schuhe zu erkennen.
Der Mann im Heizungskeller war bereits einige Tage tot.
Der Tote' war Dr. Flinch. Er war an zwei Kugeln gestorben, die in die rechte Schläfe gedrungen waren. Er mußte den Weg in den Heizungskeller noch selbst gegangen sein. Denn ein paar Abdrücke gehörten zu seinen Schuhen. Demnach war er von zwei Männern begleitet worden.
Aber: Die Burschen mußten einen anderen Rückweg genommen haben, denn die Spuren führten nur in den Keller hinein, nicht wieder hinaus. Nach einigen Minuten fanden wir die Lösung Die Gangster hatten das Fenster des angrenzenden Öllagers als Ausstieg benutzt. Deshalb hatten sie auch vergessen, das Licht zu löschen.
Ich war jetzt überflüssig in der Villa, verabschiedete mich vom Lieutenant und ließ mich zum Prachtbau von Clayton Beach fahren.
Hundert Yard vor der Villa kletterte ich aus dem Wagen
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