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046 - Der Schatten des Werwolfs

046 - Der Schatten des Werwolfs

Titel: 046 - Der Schatten des Werwolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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studierte die anderen. Es waren etwa dreißig Männer, von denen die meisten angestrengt nachzudenken schienen.
    Ich versuchte mich zu entspannen, doch es wollte mir nicht gelingen. Eine seltene Unruhe war in mir. Einige Minuten lang blieb ich liegen, dann stand ich wieder auf.
    Hinter mir befanden sich sechs Rundhäuser mit den typischen Kegeldächern. Sie standen auf Pfählen.
    Ich ging an den Häusern vorbei und blieb stehen.
    In etwa zweihundert Metern Entfernung sah ich ein gewaltiges Haus, das etwa hundert Meter lang und zwanzig Meter hoch war.
    Ein Einheimischer kam mir entgegen. Er war hochgewachsen, das schwarze Haar war kurz geschnitten. Seine Haut war hellbraun, sein Gesicht wies einige Tätowierungen auf. Er war nackt, bis auf einen Schurz aus Bast, stellte sich breitbeinig vor mich hin und deutete auf das große Haus.
    »Mitkommen!«, befahl er in schlechtem Englisch. »Du und die anderen.«
    Er zeigte auf die Architekten, dann wieder auf das Haus. Niemand reagierte.
    Der Eingeborene verzog unwillig das Gesicht.
    »Mitkommen!«, brüllte er den Architekten zu. »Sofort!«
    Einige erhoben sich träge, doch die meisten blieben ruhig liegen, was den Einheimischen immer mehr in Wut brachte. Er hüpfte von einem Bein auf das andere und brüllte immer lauter. Schließlich stand auch der letzte der Männer auf. Wir folgten dem Einheimischen. Dabei beobachtete ich die anderen Männer. Alle machten einen verträumten Eindruck, so als würden sie an schöne Erlebnisse denken.
    Wir betraten das große Haus, und ich sah mich aufmerksam um. Das Innere bestand nur aus einem Raum. Es waren keinerlei Nägel oder Dübel zum Bau verwendet worden, die Bauteile waren nur mit Lianen und Kokosschnüren zusammengebunden. In einem Halbkreis standen primitive Hocker, die um einen Tisch aufgestellt waren, der auf einem Podium stand.
    »Setzen!«, schrie der Einheimische. »Alle setzen!«
    Widerspruchslos setzten sich alle. Ich wählte einen Stuhl in der hintersten Reihe, nahe dem Eingang. Es schien mir, als sei ich der Einzige, der normal denken und handeln konnte. Die Männer stierten ins Leere. Ich musste mich ihnen anpassen, durfte nicht auffallen.
    Der Einheimische ging aus dem Haus. Niemand sah ihm nach. Keiner sprach ein Wort. Alle warteten geduldig, während meine Unruhe immer mehr wuchs. Ich hörte Schritte, wagte aber nicht, den Kopf umzuwenden. Die Schritte verstummten. Ich starrte geradeaus und versuchte aus den Augenwinkeln zu sehen, wer das Haus betreten hatte, doch es gelang mir nicht. Nach einer Minute waren wieder die Schritte zu hören, die rasch näher kamen. Eine Gestalt trat in mein Gesichtsfeld, und ich musste mich eisern beherrschen, sonst hätte ich mich verraten.
    Olivaro ging an mir vorbei! Er stellte sich hinter den Tisch und warf uns einen flüchtigen Blick zu. Dann setzte er sich langsam. Er sah aus wie an dem Tag, da ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Olivaro war ein mittelgroßer, recht passabel aussehender Mann. Das Gesicht war schmal, die braunen Augen standen weit auseinander. Das Haar war kurz geschnitten, die Schläfen waren angegraut, und seine Haut war dunkelbraun gebrannt. Er trug einen weißen Leinenanzug, der wie angegossen saß. Vor sich breitete er einen Stoß Blaupausen und Pläne aus, die er langsam glättete.
    Nur das Rascheln der Papiere war zu hören. Die Architekten bewegten sich noch immer nicht. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und auf Olivaro losgegangen, doch die Vernunft sagte mir, dass dies nicht viel Sinn gehabt hätte. Er durfte auf keinen Fall merken, dass ich, Dorian Hunter, mich im Körper von Ronald Chasen befand. Meine Zeit würde noch kommen. Olivaro legte die Pläne zur Seite und wandte den Kopf der Tür zu. Schritte näherten sich. Und dann sah ich Coco.
    Sie kam mir noch schöner vor, als ich sie in Erinnerung hatte. Ihr schwarzes Haar floss über die Schultern. Das Gesicht mit den großen, grünen Augen wirkte entspannt, gelöst. Sie trug ein hauchdünnes, fließendes Kleid, das ihre festen Brüste betonte und die leichte Wölbung ihres Bauches zu verstecken suchte.
    Ich war erleichtert. Coco trug noch immer mein Kind unter dem Herzen. Sie setzte sich neben Olivaro, der uns wieder musterte. Für einen Augenblick starrte er auch mich an, doch sein Blick wanderte sofort weiter.
    »Sieh sie dir an!«, sagte Olivaro spöttisch. »Hier sind die besten Architekten der Welt versammelt, aber ihre Entwürfe befriedigen mich in keiner Weise.«
    Er beugte sich leicht vor

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