046 - Viva Las Vegas!
durchscheinende Folie - der Anblick von Ziggys brutaler Enthauptung.
Die Tür stand offen.
Ein Mann war aufgetaucht; der Stimme nach zu schließen war es zumindest ein Mann, denn erkennen konnte Hedge ihn nicht. Dazu bewegte sich dieser Mann zu schnell!
Er war wie ein körper- und gewichtsloser Schatten, der hin und her huschte und wirbelte, einem Geist gleich und unfassbar für die anderen beiden Männer und die wie irr fauchende und kreischende Taratze.
Buster und Troy hatten Schusswaffen unter ihren langen weiten Mänteln hervor gezogen - klobige unhandliche Dinger, die ihnen gegen diesen Widersacher nichts nutzten. Sie schafften es nicht, die Schießeisen in Anschlag zu bringen, liefen höchstens Gefahr, sich gegenseitig abzuknallen.
Troy versuchte es trotzdem.
Das Knattern der Schüsse klang ohrenbetäubend laut in dem engen Raum. Die Garbe hackte neben Hedge in die Wand und zog sich in einer Linie nach schräg oben, bis über seinen Kopf. Er vermochte sich nicht einmal jetzt zu ducken, stand da wie festgenagelt.
Der Fremde - die wehende Kutte samt Kapuze, die er trug, verstärkte noch den Eindruck eines gestaltlosen Schemens - war nicht nur mit dieser »Peitschenschlinge«, mit der er Ziggy geköpft hatte, bewaffnet. Daneben trug er noch zwei etwa unterarmlange Stöcke, die mit einer Kette verbunden waren, und damit setzte er jetzt Buster und Troy zu, deren Aktionen sich mehr und mehr auf die Verteidigung beschränkten.
Die Taratze entging ihm noch am ehesten, weil sie sich auf allen Vieren und dicht am Boden hielt. Jetzt wagte sie einen Vorstoß, sprang und verbiss sich im unteren Teil der Kutte. Damit verletzte sie den Fremden zwar nicht, behinderte ihn aber - wenn auch nicht lange.
Die Stockwaffe mit einer Hand führend, langte er mit der anderen hinab und bekam das heimtückische Tier im Nacken zu packen. Seine Finger mussten irgendeinen Nervenimpuls auslösen, denn die fast mannsgroße Taratze streckte sich schrill brüllend. Ihr Maul klappte auf und ließ den Kuttenstoff fahren.
Der Mann langte wieder zu und bekam diesmal den haarlosen Schwanz des Tieres zu fassen, wickelte ihn sich einmal um die Faust - und so benutzte er die Taratze in ganz ähnlicher Weise wie seine eigentliche Waffe!
Er drosch mit der Riesenratte nach Troy. Die Taratze gebärdete sich wie irr, heulte und fauchte, schlug selbst blindlings mit den Krallen um sich und zog Troy blutige Furchen quer über das jetzt gar nicht mehr adonische Gesicht.
Hedge merkte, wie sich die Ursache seiner Lähmung wandelte - aus tiefem Schrecken wurde pures Staunen. So etwas hatte er noch nie gesehen - mehr noch, er hätte es nie für möglich gehalten, dass jemand so zu kämpfen verstand! Eine Frage drängte in ihm hoch: Warum?
Und diese eine Frage zog einen Taratzenschwanz weiterer nach sich: Wieso mischte sich dieser Mann ein?
Wer war er? Wusste er etwas über Ben- son, was aus ihm geworden war?
Und würde er, Hedge, noch lange genug leben, um dem Mann diese Fragen zu stellen?
Immerhin, die letzte Frage konnte Hedge schon kurz darauf mit einem klaren Ja beantworten.
Die zuvor ohnehin nur schlichte Möblierung des Zimmers war buchstäblich Kleinholz, und in den Trümmern lagen neben Ziggfreds Leichnam zwei weitere reglose Körper. Die Taratze hatte der Fremde mit solcher Wucht zur offenen Tür hinaus geschleudert, dass sie draußen gegen die Mauer eines anderen Gebäudes geschmettert worden war. Aber das Biest hatte sich als zäh erwiesen und wieder aufgerappelt, um dann aber schleunigst und humpelnd Reißaus zu nehmen.
Jetzt wandte sich der Mann Hedge zu.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Hedge nickte träge. »Geht schon…« Seine Nase blutete nicht mehr, das war doch schon etwas, und der Schmerz hatte auch ein wenig nachgelassen.
»Dann komm«, forderte ihn der Andere auf und wies zur Tür.
Sein Gesicht hatte Hedge noch immer nicht gesehen. Es lag im Schatten der weiten Kapuze, und der Mann achtete darauf, dass sie auch jetzt noch richtig saß. Offenbar wollte er nicht, dass jemand seine Züge sah.
Aber Hedge wunderte sich momentan über etwas anderes viel mehr. Er wies zu Boden, auf Buster und Troy, und fragte: »Was ist mit den beiden da? Willst du sie nicht…« Er zuckte in einer ratlosen Geste die Achseln. »Na ja, du weißt schon«, ergänzte er dann und sah mit bezeichnendem Blick auf Ziggys Kopf, der zwei Fuß weit von seinem Halsstumpf entfernt im Blut schwamm.
»Umbringen?«, meinte der andere und schüttelte unter der
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