046 - Viva Las Vegas!
Kapuze den Kopf. »Sie sind jetzt wehrlos, oder?«
»Ich glaube nicht, dass diese Kerle im Gegenzug solche Skrupel hätten«, sagte Hedge.
»Das unterscheidet mich eben von ihnen.« Hedge konnte das Lächeln im Dunkel unter der Kapuze nicht sehen, aber er meinte es zu spüren.
Ihm war nicht wohl dabei, diese beiden Schläger und Mörder am Leben zu wissen.
Vielleicht würden sie ihm ja noch einmal auflauern?
Die Befürchtung musste ihm ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Mann mit der Kapuze sagte: »Ich glaube nicht, dass sie dich noch einmal belästigen werden. Sie dürften fortan viel mehr an mir interessiert sein.«
»Das scheint dich nicht zu stören, wie?«
»Nein. Würde es mich stören, hätte ich sie umgebracht, nicht wahr?«
»Stimmt auch wieder.«
»Komm jetzt. Wir sollten verschwunden sein, ehe sie wieder zu sich kommen.«
Dem stimmte Hedge vorbehaltlos zu.
Auf weit weniger Zustimmung seinerseits traf dagegen die Entscheidung des Fremden, Ziggys abgetrennten Kopf mitzunehmen. Aber er enthielt sich einer entsprechenden Bemerkung…
Durch die Abenddämmerung folgte Hedge dem Fremden, der so leichtfüßig voraus ging, wie er zuvor schon gekämpft hatte.
Hedge geriet zunehmend außer Atem, während ihn der Andere durch Hinterhöfe und schmale Gassen führte, in die schon die dunklen Vorboten der Nacht Einzug gehalten hatten. Wie der Gestalt gewordene Tod ging er ihm voran - in weiter, wallender Kutte, in der Hand der abgetrennte Kopf…
... fehlt nur noch die Sense in der anderen, dachte Hedge und fröstelte, obwohl ihm der Schweiß von der Stirn rann.
Und dann blieb er stehen, schwer atmend und müde nicht nur von diesem Marsch, sondern von der Arbeit des Tages ohnehin schon.
Der andere ging noch ein paar Schritte, bis er merkte, dass Hedge zurückgeblieben war. Er drehte sich nach dem kleinen, stämmigen Mann um, sagte aber nichts. Hedge spürte jedoch den Blick aus dem Kapuzenschatten fragend auf sich ruhen - und das war der springende Punkt: Fragen hatte er nämlich selbst etliche, und jetzt wollte er sie endlich stellen.
»Wer bist du?«, war die erste.
»Was tut das zur Sache?«, fragte der andere zurück.
Hedge hob die Schultern. »Ich weiß eben gern, mit wem ich zu tun habe.«
Der andere erwiderte die Geste. »Nenn mich Azrael, wenn du mir einen Namen geben musst.«
»Azrael…?«, echote Hedge. »Ein sonderbarer Name…«
»Irgendwann«, sagte der Fremde namens Azrael, »wirst du ihn vielleicht verstehen.« Und da war wieder der Eindruck eines unsichtbaren Lächelns unter der Kapuze.
Als Azrael sich schon zum Weitergehen umwenden wollte, hielt Hedge ihn mit einer weiteren Frage zurück.
»Warst du es, der meinen Freund Benson auf diesen Gudfadda angesetzt hat?«
»Nein. Das war einer meiner… Verbündeten. Einer, der unsere Mission falsch verstanden hat. Es tut mir trotzdem sehr Leid.«
Hedge schluckte. »Dann ist er… ich meine, Benson ist…?«
»Nein, er ist nicht tot. Aber vielleicht sollte ich es ihm wünschen«, erwiderte der andere leise. »Es wäre womöglich besser für deinen Freund.« Wieder schwang Bedauern in der Stimme des anderen mit, ehrliches Bedauern, das spürte Hedge, und es dämpfte seinen Zorn. Ein wenig.
»Dann lebt Benson noch?«, beeilte er sich zu fragen. »Wo ist er, wo kann ich-«
»Du kannst ihn nicht finden«, fiel ihm Azrael ins Wort.
»Warum denn nicht? Vielleicht braucht er Hilfe, und ich -«
»Du kannst ihm nicht helfen. Der Ort, an dem er ist, ist die beste Hilfe, die er haben kann - leider…«
»Leider?«
»Leider gibt es keine bessere Hilfe für ihn - für ihn und die anderen.«
Hedge schnaubte. »Mann, du verstehst es wirklich, in Rätseln zu sprechen… Beantworte mir noch eine Frage.«
»Stell sie.«
»Warum hast du mich gerettet?« Schulterzucken versetzte Azraels Kutte in wogende Bewegung. »Ich versuche etwas zu tun, anderen zu helfen. Und dabei könnte ich selbst Hilfe gebrauchen. Aber nicht jeder ist dafür geeignet. - Also: Wie steht es mit dir?«
Hedge prallte zurück, als hätte er einen Stoß erhalten. »Ich?« Er legte überrascht und erschrocken in einem die Hände vor die feiste Brust. »Was, bei allen Göttern, bringt dich auf die Idee, dass ich… der ›richtige Helfer‹ für dich wäre?«
»Weil du einer von denen bist, die noch bei Verstand sind.«
»Und wie kommst du darauf, dass ich dir helfen will?«
»Aus demselben Grund.«
Hedge verzog das Gesicht. »Und überhaupt - wobei sollte ich dir
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