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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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die andere. Valdenebro brach der kalte Schweiß aus.
    Sie regten sich nicht, glotzten ihn nur mit ihren tiefliegenden Augen an. Am Tag sahen sie noch scheußlicher aus als in der Nacht, denn jetzt war jede Einzelheit ihrer vollkommenen Häßlichkeit zu erkennen.
    Der Schneider hob das Bügeleisen. »Ich weiß nicht, ob ihr mich versteht, aber ich sag’s trotzdem! Der erste, der mir zu nahe kommt, wird das bereuen. Ich schlage ihm den Schädel ein!«
    Eines der Wesen sah das anscheinend als Aufforderung an. Es war nicht nötig, daß sie sich alle des Mannes annahmen. Einer reichte völlig.
    Der Unhold griff nach seiner schwarzen Peitsche und rollte sie langsam aus. Er trat einen Schritt vor, und Valdenebro wich fast im selben Moment einen Schritt zurück.
    Wild trommelte sein Herz gegen die Rippen. Er wird dich töten!
    schrie es in ihm. Er wird dich mit seiner Peitsche umbringen!
    Da sich die anderen nicht von der Stelle rührten, konzentrierte sich Cipriano Valdenebro auf seinen unmittelbaren Gegner. Im Augenblick drohte ihm nur von diesem Gefahr.
    Aber was würde passieren, wenn es ihm gelang, dieses eine Höllenwesen zu erschlagen? Würden die anderen dann fluchtartig das Haus verlassen oder alle zusammen über ihn herfallen? War es überhaupt möglich, so eine Kreatur zu töten?
    Der Unhold kam noch einen Schritt näher. Seine lange Peitsche lag hinter ihm auf dem Boden. Der Schneider ahnte nicht, welche Kraft in ihr steckte, sonst hätte er das Bügeleisen abgestellt und sich in sein grausames Schicksal ergeben.
    Doch der Mann hoffte noch.
    Und er glaubte, eine Chance in einem Blitzangriff zu sehen, denn damit rechnete sein Höllengegner sicher nicht. Valdenebro raffte seinen ganzen Mut zusammen.
    Er stieß sich von der Wand ab und katapultierte sich mit einem verzweifelten Schrei vorwärts.
    Er schwang das Eisen hoch und hieb es dem Schrecklichen genau zwischen die stumpfen Hörner. Jetzt hätte das Scheusal zusammenbrechen müssen, doch es zeigte nicht die geringste Wirkung.
    Valdenebro schlug abermals zu. Diesmal rammte er dem Wesen die heiße Bügelfläche mitten in die grauenerregende Fratze. Es zischte. Kleine Dampfwölkchen stiegen auf und verbreiteten einen bestialischen Gestank.
    Doch als der Schneider das Bügeleisen zurückriß, war die Höllenkreatur immer noch unverletzt. Da begriff der Mann, daß er verloren war.
    Das Monster stieß ihn mit der Faust zurück. Er sprang hinter die Nähmaschine, und nun trat zum erstenmal die Peitsche in Aktion, aber sie sollte nicht den Schneider treffen.
    Valdenebro sollte zunächst einmal die Kraft der Peitsche kennenlernen. Das schwarze Leder pfiff durch die Luft und klatschte auf die Maschine.
    Cipriano Valdenebro traute seinen Augen nicht, als er sah, was passierte. Die Peitsche zerstörte die Nähmaschine. Dieser eine Schlag genügte.
    Dann pfiff die Peitsche auf ihn zu und schlang sich blitzartig um seinen Hals…
    ***
    Pater Pedro hatte die Männer seines Vertrauens eingeweiht und sich ihrer Unterstützung versichert, falls der Vampir noch einmal nach Granadell kommen sollte.
    Zwei der Männer hatten die Absicht geäußert, sich in der Umgebung des Dorfes umzusehen. Vielleicht ließ sich das Versteck des Blutsaugers finden.
    Der Priester gab ihnen für dieses mutige Vorhaben seinen Segen, schärfte ihnen aber zwei Dinge ein: Sie sollten nichts gegen den Vampir ohne ihn unternehmen, und sie sollten die Suche kurz vor Einbruch der Dunkelheit abbrechen, denn wenn sie das Schattenwesen erst fanden, wenn es dunkel war, liefen sie Gefahr, ihm zum Opfer zu fallen.
    Am Nachmittag verließ der Pfarrer sein Heim, um – wie angekündigt – nach dem Schneider zu sehen. Er glaubte, der kommenden Nacht zuversichtlich entgegensehen zu können.
    Die schwarzen Wesen hatten mittlerweile vielleicht erfahren, daß man in Granadell nicht bereit war, sich angstschlotternd zu ducken und alles hinzunehmen, was die Hölle ausheckte.
    In alten Büchern hatte Pater Pedro gelesen, daß diese Kreaturen im Grunde genommen feige waren, und wenn sie spürten, daß die Menschen zu erbittertem Widerstand entschlossen waren, versuchten sie ihr Glück lieber woanders.
    Mut und Entschlossenheit – daraus wollte der Priester für den Kehraus einen eisernen Besen anfertigen. Er war zuversichtlich, die Feinde aus dem Dorf vertreiben zu können.
    Schließlich stand Gott auf seiner Seite.
    Zügig schritt er durch das Dorf, und diesmal erwiderte er jeden Gruß. Cipriano Valdenebros Haus war das

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