0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!
auf.
»Damit er sich die Finger nicht schmutzig macht. Dafür hat er ja uns. Es gefällt uns nur nicht, daß wir uns von diesem Schreibstubenhengst herumkommandieren lassen, ohne daß wir wissen, was gespielt wird.«
Ritchie Winslow blickte Altkiss lauernd an. Mit dem linken Zeigefinger winkte er Robert Malone zu sich heran.
»Schlag ihm aufs Maul!«
»Hä?« fragte Malone.
»War das nicht deutlich genug?«
»Aber…«
Plötzlich hielt Winslow eine 38er in der Hand. Sie war unangenehm auf Malones Bauch gerichtet. Der Gangsterboß sah ein, daß sein neuer Vorgesetzter keinen Spaß mehr machte. Er wußte sehr genau, daß in diesen Kreisen eine Schußwaffe immer das stärkere Argument darstellt. Er ging die drei Schritte auf Tony Altkiss zu und boxte seinem Komplizen mehr freundschaftlich in die Rippen.
»Keinen Ton mehr, Tony!«
»Auf das Maul, habe ich gesagt!«
Malone spürte fast körperlich die Pistole, die nun auf seinen Rücken zeigte. So schlug er mit aller Wucht einen Haken von unten gegen das Kinn von Altkiss. Der schmächtige Gangster kippte lautlos nach hinten um und knallte mit dem Hinterkopf gegen die Front eines geschlossenen Rollschr'ankes.
Mit lautem Rasseln öffnete sich der Schrank.
Die vier bisher unbeteiligten Gangster brachen in ein brüllendes Gelächter aus. Sonst unternahmen sie nichts.
Ritchie Winslow war endgültig zum unumschränkten Herrscher über die Malone-Gang geworden.
Langsam erhob sich Tony Altkiss wieder. Vorsichtig wischte er sich über das Kinn. Dann streifte ein gehässiger Blick seinen bisherigen Boß. Dem allein machte er seine Niederlage zum Vorwurf, nicht Winslow, der sich ja als der Stärkere erwiesen hatte.
»Herhören!« sagte Winslow.
Die Gangster bildeten einen Halbkreis um ihn. Er nahm ein Blatt Papier und zeichnete eine Skizze darauf.
»Hier ist der East River…«
Die Gangster nickten.
»Und das ist die Brooklyn Bridge. Unterhalb davon liegen die Piere 21 und 20. Dann kommt der lange Bau entlang des East Side Expressway. Hinter dem Bau liegen die Piere 17, 18 und 19. Verstanden?«
Drei der Gangster nickten eifrig.
»Unterhalb davon stößt die Fulton Street auf den River.«
»Da ist doch auch der Subway-Tunnel«, warf Graachten ein.
»Richtig!« bestätigte Winslow. »Genau dort, zwischen der Fulton Street und der Beekman Street, liegt ein großer Parkplatz auf einem einstöckigen Gebäude des Fulton Fish Market. Und auf diesem Parkplatz befindet sich zur Zeit Chuck Deeph mit seinen Leuten. Die laden dort irgend etwas auf. Wir werden dafür sorgen, daß sie schneller fertig werden.«
»Wie?« Tony Altkiss hatte seine Sprache wiedergefunden.
Winslow sah ihn wieder lauernd an.
»So, Tony, daß du die ganze Wut, die du im Bauch hast, an ihnen auslassen kannst. Wir nehmen Maschinenpistolen und Handgranaten mit. Von Chuck Deephs Bande soll keiner davonkommen. Klar?« Jetzt riß es sogar Malone um.
»Was sagst du da? Du willst am hellen Tag mitten in der Downtown eine Schlacht schlagen? Weißt du, was das bedeutet?«
Ritchie Winslow nickte ruhig.
»Genau das will ich, Malone. Wenn es dir nicht paßt, kannst du deine Jammerlappen nehmen und verschwinden. Ich finde Kerle, die mitmachen.«
»Aber…« Malone wollte noch etwas einwenden, doch Ritchie Winslow schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.
»Ich habe euch bisher nicht gesagt, um was es geht. Es ist nicht gut, wenn zu viele Leute darüber Bescheid wissen. Auf jeden Fall haben wir höchstens noch 24 Stunden Zeit, wenn wir dabeisein wollen. In diesen 24 Stunden müssen wir die Konkurrenz ausschalten und jede Menge Geld anschaffen. Es geht um das größte Geschäft, das für New Yorks Gangster jemals drin war.«
»Um was?« Piet Graachten stellte noch einmal die Frage.
»Es geht um 100 Millionen Dollar!« Ritchie Winslow sagte es so nebenbei, als hätte er von einer Packung Zigaretten gesprochen. Ohne Übergang kam er auf seinen Plan zurück. Es gab keine Einwände und keine Widerrede mehr.
Robert Malone und seine fünf Mitarbeiter wurden bis an die Zähne bewaffnet. Schwer beladen huschten sie durch den Hintereingang des Winslow-Büros in den engen Hof, wo ihre zwei betagten, aber einwandfreien schwarzen Sedan standen.
Sie brauchten im Verkehrschaos des durch den Subway-Streik gelähmten Manhattan fast 40 Minuten. Endlich erreichten sie über die Beekman Street das Gebäude des Fulton Fish Market im Schatten der Hochstraße.
Der Parkplatz auf dem Dach des Hauses war fast leer.
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