0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!
der Chef dann.
»Ja, aber was tut er in…«
»Darf ich weiterberichten?« Er drückte auf die Taste seiner Rufanlage. »Bringen Sie bitte einen Whisky für Jerry, Helen.«
»Ja…?« hörten wir Helens verwunderte Stimme. So etwas erlebt sie nicht alle Tage, daß der Chef Whisky anbietet.
»Vielleicht hilft es doch«, sagte er zu mir.
»Vielleicht«, murmelte ich.
Der blaue Qualm meiner Zigarette - ich war zum Kettenraucher geworden an diesem Nachmittag - kräuselte sich in die Höhe. Ich blickte ihm nach, ohne etwas zu denken. Dann fühlte ich einen Luftzug, und ein Hauch von Scotch strich um meine Nase.
»Cheerio, Jerry!« sagte eine weibliche Stimme. Helen.
Na ja, wenn er einem so serviert wird, soll man nicht nein sagen.
»Die angeblichen Ereignisse von gestern abend und heute vormittag kennen Sie, Jerry«, begann Mr. High sein Referat.
»Die angeblichen?«
»Ja. Genau. Bevor ich Ihnen die wirklichen Ereignisse, soweit wir sie kennen, schildere, habe ich eine Bitte. Sie müssen mir in die Hand versprechen, darüber zu niemandem sonst, auch nicht zu Ihrem Freund und zu Ihrem besten Kollegen, zu sprechen.«
Ich schaute ihn groß an.
»Abgesehen davon, daß ich dazu gar nicht in der Lage bin, denn Phil…«
»Ich habe keinen Namen genannt. Was ich eben sagte, gilt für jeden. Wenn dieses Gespräch zwischen uns zu Ende ist, haben Sie es sogar zu vermeiden, mit mir darüber zu sprechen.«
Welches Glück, daß ich noch einen anständigen Rest Whisky im Glas hatte. Ich kippte ihn runter.
»Damit Sie beruhigt sind«, begann er, »nach diesem entführten Aldo Lorentio wurde eine Vier-Staaten-Fahndung ausgelöst. Sehr weit kann er, nach dem Tachostand des zur Entführung benutzten Wagens, nicht gebracht worden sein. In dieser Sache arbeiten neben der County-Polizei und der Staatspolizei auch vier Spezialisten. Sie wurden aus Washington direkt nach Zahns Airport, rund zwei Meilen nordöstlich von Amityville, geflogen. Die Aufklärung der Entführungsangelegenheit liegt damit völlig außerhalb der Zuständigkeit unseres Distriktes.«
Leider, wollte ich sagen, aber ich unterließ es. Die Maßnahme war an sich schon berechtigt, denn immerhin war einer unserer Männer in den Fall verwickelt. Ganz böse sogar.
»Das nur vorweg. Nun zur Hauptsache. Als Phil gestern abend Aldo Lorentio entführte, begann damit der vermutlich letzte Akt einer Sache. Deren Ausmaß können wir bisher nur daran erkennen, daß die Gegenseite einen riesigen Aufwand getrieben haben muß, um alles zu ermöglichen. Es steht jedenfalls fest, daß man einen…«
Atemlos hörte ich, was Mr. High mir nun darlegte. Es waren keine Theorien, sondern Tatsachen, die bewiesen wurden. Der Beweis war in jeder Beziehung einwandfrei. Was das alles bedeuten sollte, wußte niemand. Von dem wahren Gegner fehlte jede Vorstellung. Der Sinn der Sache war unklar.
Nebel, nichts als Nebel lag vor uns.
»Sie kennen jetzt Ihre Aufgabe, Jerry«, sagte Mr. High. »Sie müssen damit rechnen, daß Sie völlig allein einem übermächtigen Gegner gegenüberstehen werden. Ich bin mir mit Washington darüber im klaren, daß dies nur die Arbeit eines Mannes sein kann. Teamwork ist hier ausgeschlossen. Wir wissen nicht, was wir gefährden, wenn wir einen Fehler machen. Ich weiß aber auch, wie groß die Verantwortung für einen Mann ist. Für Sie. Aber ich muß es riskieren. Klar?«
»Klar!« sagte ich.
In diesem Moment heulte die Alarmsirene auf.
***
Captain Hywood von der City Police hatte den ganzen Block absperren lassen. In den Straßenzügen rings um die Bowery herrschte ein heilloses Verkehrschaos. Zu den Schwierigkeiten, die der Verkehrsstreik machte, kam nun auch noch dieser Gangsterkrieg dazu.
Die wenigste Arbeit hatten Hywoods Beamte in unmittelbarer Nähe der Toreinfahrt im Haus von »Patricks Place«. Eine schwarze Rauchsäule, hervorgerufen durch den brennenden Gangsterwagen, waberte durch die Straße. Davor war die Menge zurückgewichen.
Hin und wieder krachten ein paar Schüsse.
Die Männer der City Police standen in sicheren Deckungen. Nur Hywood ging aufrecht über die Szene. Die Pistole, die er in der Rechten trug, versprühte Tränengas.
»Hallo, Kollegen!« brüllte er mit seiner abendfüllenden Stimme, als er unser Einsatzkommando heranrollen sah.
Steve und ich gingen ihm entgegen.
»Was gibt es?« fragte ich.
Hywood hob die linke Hand. »Schreck in der Abendstunde. Das müssen zwei Gangsterbanden sein. Die eine vermutlich die von
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