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0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!

0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!

Titel: 0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker! Kostenlos Bücher Online Lesen
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brauchte ziemlich viel an diesem späten Vormittag. Um alle Zweifel des Wirtes von vornherein auszuschalten, hatte Nashfield gleich bei der ersten Bestellung des ersten Doppelten Münzen im Wert von fünf Dollar vor sich auf den Tisch gelegt.
    Der Whisky kreiste im Blut des alten Tramps, der sich nun jünger und kräftiger fühlte als je zuvor.
    Er konnte jetzt schon wieder über die Angst lachen, die in ihm hochgekrochen war vorhin, als er plötzlich die Signalpfeife des Tecks gehört hatte. Die Angst hatte nur Minuten gedauert. Dann war wie eine Erlösung die Feuerwehr durch die Mott Street gebraust.
    Nashfield war aus seinem Versteck gekommen. Mit Verwunderung hatte er gesehen, daß ausgerechnet bei Boll ein Feuer ausgebrochen sein mußte. Aber dann hatte er sich nicht mehr darum gekümmert, sondern war in die Kneipe gegangen.
    »Hey!« brüllte er jetzt.
    Der Wirt schlurfte heran.
    »Noch einen!«
    Der Wirt nahm sich wortlos 60 Cent von dem Münzenhaufen vor Nashfield, ging zur Theke und kam mit der Flasche zurück.
    »Wenn ich nicht wüßte«, sagte er, während der Whisky in das Glas gluckerte, »daß Typen wie du sich gar kein Schießeisen erlauben können, würde ich darauf tippen, daß du den Boll kaltgemacht hast.«
    »Wieso kaltgemacht? Bei dem hat es doch gebrannt?«
    »Ja, aber erst nachher. Vorher hat ihm einer ein Loch ins Fell gebrannt.«
    »Hihihi!« lachte der leicht benebelte Washington Nashfield. »Das geschieht ihm recht. Er war immer ein Geizkragen.«
    Der Wirt brummelte etwas und schlurfte hinter die Theke zurück, während der Landstreicher langsam seinen Whisky durch die Kehle laufen ließ.
    Mit einem Mal schmeckte ihm das lang entbehrte Getränk nicht mehr recht. Er erinnerte sich auch daran, ein neues Leben beginnen zu wollen. Jetzt war er gerade in der richtigen Stimmung dazu.
    Ächzend erhob er sich von seinem knarrenden Stuhl. Mit der tollpatschigen Bewegung eines Angetrunkenen sammelte er die restlichen Münzen vom Tisch auf. Er drehte sich nach dem Haken um, an den er seine speckige, abgetragene Schirmmütze gehängt hatte, und nahm die Kopfbedeckung herunter. Mit einem kritischen Blick musterte er sie. Angewidert ließ er sie fallen. Zum Neubeginn seines Lebens schien ihm der schmutzige Fetzen nicht mehr standesgemäß. Der nächste Blick galt seinem verdreckten und zerrissenen Anzug. Danach faßte Nashfield einen heroischen Entschluß.
    »Ich werde mir einen Anzug kaufen. Und ein Hemd!« brummte er leise vor sich hin.
    Ohne Gruß, dafür aber leicht schwankend, steuerte er auf die Tür zu.
    Der Wirt sah ihm nach. Eine Sekunde dachte er daran, den Tramp festzuhalten und die Polizei zu verständigen. Aber dann ließ er es doch lieber bleiben.
    Washington Nashfield schwankte auf die Straße hinaus. Vor sich sah er den Eingang zur Subway. Es war lange her, daß er sich den Luxus erlauben konnte, mit der Subway zu fahren.
    Er marschierte auf den Eingang zu und nahm einen rechten Schwung, um wie ein Mann von Welt an den Ticketschalter treten zu können.
    Es gab aber einen dumpfen Knall, als der Mann im zerrissenen Anzug gegen die verschlossene Tür rannte. Er ging zwei Schritte zurück und betrachtete mißbilligend die Tür.
    »Closed by Order of the Transportation Dept.« stand da zu lesen.
    Hinter ihm lachte jemand.
    »Mach mal richtig Krawall, vielleicht brechen sie dann deinetwegen den Streik ab«, sagte ein Lastwagenfahrer gemütlich.
    Nashfield tat etwas, was er sich bei Beginn seines neuen Lebens eigentlich abgewöhnen sollte. Er spuckte dem Lastwagenfahrer vor die Füße.
    Eine solche Behandlung schätzt niemand besonders. New Yorker Lastwagenfahrer mit einem Kreuz wie ein Kleiderschrank schon gar nicht.
    »Laß das, Opa, sonst gibt es was auf den Rüssel!« drohte der Driver deshalb, jetzt schon etwas ungemütlicher.
    Washington Nashfield hatte seit vielen Stunden nichts mehr gegessen. Dafür hatte er sechs doppelte Whisky im Magen, die entsprechende Menge Alkohol im Blut und daher ein ungewohntes Selbstbewußtsein. Es wurde noch gefördert von dem Wissen, mit über 300 Dollar in der Tasche ein reicher und mit einer Pistole ein starker Mann zu sein.
    Nashfield spuckte also ein zweites Mal.
    Der Lastwagenfahrer machte einen Schritt auf den Landstreicher zu.
    Instinktiv griff Nashfield in die Tasche. Mit einer ungeübten Bewegung holte er die Pistole heraus und hob sie hoch. Der Lastwagenfahrer war lange genug bei der US Army gewesen, um mit einem Blick erkennen zu können, daß der

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