0460 - Zeitpunkt X
Höchstbelastbarkeit.
Rimano Betschul berichtete, während sich Cascal in einem freien Sessel festschnallte: „Rhodan bleibt auf Molakesch. Atlan mit der MARCO POLO und sämtliche Einheiten haben vor etwa hundertfünfzig Sekunden die Verfolgung aufgenommen. Wir können jetzt schon Einzelheiten orten."
Hundertfünfzig Sekunden - Cascal war die verflossene Zeit wie eine Ewigkeit erschienen.
Betschul fuhr fort, ohne den Schirm der Fernorturig aus den Augen zu lassen: „Der Überfall der Takerer auf das Raumschiff des Moritatoren ist sieben Lichtstunden entfernt geschehen. Also in unmittelbarer Nähe des Systems. Sämtliche Einheiten rasen auf diesen Fleck zu. Das erscheint jetzt logisch - vermutlich haben die Takerer dort gelauert."
Cascal fragte überrascht: „Ich war eigentlich der Ansicht, daß unsere Schiffe den Raum um das Pysoma-System durchgeortet hatten?"
„Das ist richtig", antwortete Betschul. „Aber keiner von uns hat etwas entdeckt. Vielleicht sind auch die Schiffe alle gleichzeitig aus dem Linearraum gekommen."
„Möglich!" sagte Cascal und wunderte sich.
Der Überfall konnte natürlich nur im Normalraum durchgeführt werden. Das Moritatorenschiff kam aus dem Linearraum hervor und näherte sich mit geringer, unterlichtschneller Fahrt dem Planeten Molakesch. Cascal wurde klar, warum keine Flotte der Takerer gesichtet worden war - sicher hatten die neunundvierzig entkommenen Takerer wertvolle Informationen mitgebracht. Es be deutete, daß sie es unmittelbar auf den Wissenden abgesehen hatten.
Cascal drückte eine Taste und sagte: „Ortung bitte!"
Ein Schirm erhellte sich.
„Hier Ortung."
Cascal bat drängend: „Ich brauche sofort die Position unserer Einheiten."
„Sofort."
Das Bild kam.
Die MARCO POLO, neunundvierzig Kreuzer und fünfzig Korvetten waren weit innerhalb und außerhalb des Systems gestaffelt. Die größte zwischen zwei Schiffen liegende Distanz lag bei mehr als einer Milliarde Kilometer. Dadurch aber, daß die Schiffe in den angegebenen Positionen standen, bildeten sie einen riesigen Ortungsschirm, also eine gewaltige Antenne.
Sie streckten ihre ortenden Fühler weit in den Raum hinein und maßen den Ort des Überfalls genau an.
„Wir liegen ziemlich an erster Stelle. Zufällig", sagte Betschul.
Cascal sah in die Augen des Mannes, blickte anschließend auf den Geschwindigkeitsanzeiger und sagte: „Ein kurzes, aber riskantes Linearmanöver?"
Betschul sagte lächelnd: „Ich habe es vor. Genehmigt?"
„Klar", sagte Cascal. „Los, springen Sie!"
Das Schiff ging für ganz kurze Zeit in den Linearraum und schwang sofort wieder daraus hervor.
„Ortung?" rief Cascal.
Die Bilder auf der Panoramagalerie sagten nichts.
„Hier. Wir haben ihn!"
Cascal las laut die Meßwerte des Ortungsschirmes ab und sah zu, wie Betschul den Kurs geringfügig änderte. Das Schiff stürmte jetzt in noch fast lichtschneller Fahrt auf den Punkt zu, an dem ein Schiff ohne meßbare Energieemission trieb - mit Sicherheit das Wrack der Moritatoren.
„Verdammt!" rief Cascal aufgeregt. „Zu spät. Die Takerer haben getan, was sie tun wollten und sind mit großer Geschwindigkeit in den Linearraum gegangen. Halbraumspürer einsetzen!"
„Verstanden, Geräte liefen bereits. Keine Ergebnisse - sie waren zu schnell, zu weit entfernt."
„Mist!" rief Betschul. „Auf das Wrack zu?"
Die Kugel des Leichten Kreuzers näherte sich mit dem Tempo eines Sonnenstrahles dem Wrack, das auf den Schirmen anwuchs und deutlicher wurde. Es drehte sich langsam über zwei Achsen.
„Ja. Direkt darauf zuhalten und dicht davor stoppen. Wir gehen von Bord. Haben wir eine gute Mannschaft?"
Als hätten sie es geahnt, riefen die verschiedenen Stimmen: „Wir richten uns bereits darauf ein."
Cascal nickte zufrieden und schnallte sich los.
„Ausgezeichnet."
,Binnen weniger Minuten war ein fünfzehn Mann starkes Kommando gebildet, das sich entsprechend ausrüstete. Cascal steckte in dem schweren Raumanzug mit den zusätzlichen Aggregaten auf dem Rücken und wartete in der offenen Polschleuse auf den Moment, da das Schiff erstens nahe genug am Wrack war, zweitens die Fahrt ganz aufgehoben hatte.
Er sagte über Funk: „Zentrale: Alle Scheinwerfer ausrichten und das Wrack anstrahlen!"
Die Männer um ihn herum begannen unruhig zu werden. Sie bewegten sich vorsichtig bis zum Rand der luftleeren Schleuse.
Vor ihnen lag der fremde Weltraum, und inmitten der Sterne kreiste eine dunkle Masse. Jetzt brandete die
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