0461 - Lupina gegen Mandragoro
gut«, erwiderte ich und schleuderte die silberne Banane kraftvoll nach vorn.
Es war ein guter Wurf. Die Waffe zischte über den Kopf meines Freundes hinweg und hämmerte voll in die obere Hälfte des braunen Stamms. Beim Wurf hatte ich die Waffe noch angeschnitten, so daß sie ebenfalls einige Zweige berühren mußte.
Sie sägte und senste in den magischen Baumwirrwarr. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer so gewaltigen Reaktion, denn der Baum vor mir schien plötzlich in Flammen zu stehen.
Es war kein normales Feuer, das ihn einhüllte, sondern helle, gleißende Strahlen, in einer Farbmischung aus Weiß und einem blassen Blau. Wie eine große Glocke umtanzte dieses Licht den Baum.
Ich wurde geblendet, da ich den Eindruck hatte, als wären zahlreiche Wunderkerzen direkt vor mir angezündet worden.
Das Strahlen fiel plötzlich zusammen. Gleichzeitig mit ihm auch der Baum. Die leichte Blendung dauerte bei mir noch an, ich vernahm das Knacken und Knirschen der Zweige, auch das Brechen der Äste und erkannte wenig später, daß die Kraft des Bumerangs dabei war, den vermoderten Stamm zu zerstören.
Er brach und splitterte.
Suko konnte sich frei bewegen. Da es keine Fesseln mehr gab, taumelte er mir entgegen und ließ sich sogar von mir auffangen. »Zurück!« rief er und zog mich diesmal mit.
In sicherer Entfernung warteten wir den Rest ab. Der Baum konnte sich nicht mehr halten. Magie hatte ihn beherrscht, eine stärkere trug zu seinem Ende bei.
Zurück blieb - Staub…
Ja, graubrauner Staub oder Asche. Und auch seine Umgebung, wo die Wurzeln im Boden gesteckt hatten, wirkte wie pulverisiert.
Ich atmete tief durch und wischte mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
Das war geschafft.
Fast harmlos sah der Bumerang aus.
Er war nicht weit entfernt. Ich ging hin und steckte ihn wieder ein. Dort, wo der Baum einmal gestanden hatte, wirbelten meine Schuhe Asche in die Höhe, die träge durch die Dunstwolken trieb.
Suko nickte mir zu und klatschte leicht in die Hände. »Bravo, John, damit haben wir einen Feind mehr.«
Ich hob die Schultern. »Andere Frage. Ist Mandragoro jemals unser Freund gewesen?«
»Daran kann ich mich nicht erinnern.«
»Ich auch nicht.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Picknick«, erwiderte Suko. »Nach dem sauren Regen soll das Essen besonders gut munden, habe ich mir sagen lassen.«
»Du kannst ja die Blätter essen. Nein, im Ernst. Wir haben drei Gegner: Lupina, Mandragoro, die Monstren…«
»Mach es dir doch einfacher und sag, daß dieser verfluchte Gespenster-Wald unser Feind ist.«
»Auch das.«
Suko schaute sich um. »Wir sollten nicht warten, sondern sie suchen. Uns wird man sowieso nicht in Ruhe lassen, das steht fest. Mandragoro hat gemerkt, daß mit uns nicht zu spaßen ist. Er wird die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Ich rechne auch mit den Fallen, die er aufgestellt hat.«
»Da kann er den gesamten Wald nehmen.«
»Leider.«
Es sah für uns nicht sehr gut aus. Allerdings besaßen wir Hoffnung. Mandragoro und Lupina waren ebenfalls Feinde. Möglicherweise konzentrierte er seine Kraft zunächst auf die Werwölfin und ließ uns erst einmal in Ruhe.
»Ich habe mir die Richtung gemerkt, in die Lupina verschwunden ist«, sagte ich. »Sie ist wahrscheinlich zusammen mit Morgana gegangen. Wir werden ihnen folgen.«
Suko hatte nichts dagegen. Allerdings mußten wir unsere Lampen benutzen. Es war einfach zu schwierig, ohne Licht durch den Wald zu laufen. Die Lichtfinger der beiden Leuchten tasteten sich durch den noch dichter werdenden Dunst.
Es war kein dicker Schwadennebel, wie man ihn oft im Herbst vorfand. Dieser Dunst bestand aus regelrechten Fahnen, die sich um die Stämme der toten Bäume drehten oder, breiten Tüchern gleich, in die Höhe stiegen, um lautlos durch die blattlosen Kronen zu treiben.
Der Bodenbelag veränderte sich nicht. Nach wie vor bestand er aus diesem dunklen Schmierfilm, der an den Füßen klebte. Eine Melasse aus zerstörten Pflanzen, Farnen, Unkraut und Gras. Alles abgestorben durch den unheilvollen Einfluß eines chemischen Mittels. Klar, daß die Natur, wenn sie konnte, sich dagegen auflehnte. So etwas ließ sich ein Dämon wie Mandragoro einfach nicht gefallen.
Der Wald war tot, der Wald schwieg. Die Nebeltücher taten ihr übriges, um eine Sicht zu verschlechtern. Wir bewegten uns vorsichtig weiter und glichen dabei selbst irgendwelchen Gruselgestalten, die plötzlich irgendwo auftauchten, um wenig später
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