0462 - Der Witwenmacher von New York
Ellbogen in den Magen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er zusammenknickte. Sofort hechtete ich auf den Gorilla, der die Wagentür am Griff hielt.
Aber der Bursche war geschickt. Er gab der Tür einen Stoß, und sie landete genau an meinem Schienbein. Ich wurde zur Seite geworfen.
Mein Gegner sprang nach und schob mir einen Geraden auf die Leberpartie. Für einen Augenblick tanzte der Erdboden vor meinen Augen Calypso, aber ich riß die Deckung hoch und blockte ab. Die schweren Fäuste des Mannes trommelten auf meine Oberarme.
Dann hatte ich den Leberschlag überwunden. Ich konnte auch wieder richtig auf meinen Beinen stehen.
Mit ein paar Schritten humpelte ich zur Seite. Der Killer begriff nicht, daß es eine Finte war. Er sprang schnell vor und hatte seine Deckung so offen wie ein Scheunentor. Für einen winzigen Augenblick sah ich die unrasierte Fläche seiner Kinnspitze direkt vor meinen Augen. Mein Schlag war kurz und präzise.
Das Gesicht des Gorillas tauchte an meinen Augen vorbei wie eine Nahaufnahme, und ohne einen Ton von sich zu geben, sackte er zu Boden.
Einen Augenblick hatte ich nicht auf den zweiten geachtet. Jetzt wurde ich eindrucksvoll an ihn erinnert.
Plötzlich hörte ich hinter mir ein leises Ratschen auf dem Kies. Ich sprang zur Seite und spürte gleichzeitig den glühenden Stahl eines Messers an meinen Rippen entlanggleiten. Dann floß etwas Warmes meinen Oberkörper herab. Eine kleine Schnittwunde, registrierte ich mechanisch.
Meine Hand umklammerte das Armgelenk des Killers. Ich drehte es, das Messer fiel zu Boden. Der Gorilla schrie laut auf. Meine Faust landete an seiner Schläfe, und er leistete seinem Partner Gesellschaft. Bis zum Jaguar waren es nur drei Schritte. Taumelnd legte ich sie zurück. Ich riß den Wagenschlag auf, hob den Hörer des Sprechfunkgerätes auf und ließ mich mit dem Headquarter verbinden.
Mr. High schickte sofort Verstärkung. Gleichzeitig kündigte sich auch Phil an. Er hatte einen Haftbefehl für Elena Arkwright in der Tasche.
Sobald der Fall auf dem Parkplatz geklärt war, sollten wir uns einmal die hübsche Senatorenwitwe vorknöpfen.
***
Phil ließ sich mit einem Dienstwagen bringen. Zwei Kollegen kümmerten sich um die beiden Gangster.
Solide verpackt landeten die Figuren im Mannschaftswagen. Sie stritten natürlich ab, überhaupt einen Überfall auf mich geplant zu haben. Eine Aussage, die uns weitergebracht hätte, machten sie nicht. Phil kletterte zu mir in den Jaguar.
Ich wollte gerade starten, als Phil mir eine Adresse in der Bowery angab. Ergeben zuckte ich die Schultern und ließ den Motor aufdröhnen. Knapp zehn Minuten später standen wir vor dem Haus, in dem Mike Stanley wohnte.
Schnell liefen wir die Stufen bis zum dritten Stockwerk hoch.
Als Phil gegen die Tür von Stanleys Wohnung klopfte, schwang sie knirschend in den Angeln. Mit einem Satz hechteten wir in den Raum.
Aber es war zu spät!
Aus gebrochenen Augen starrte uns Mike Stanley an. Mit dem Oberkörper lag er über dem Tisch. Vor ihm stand ein leerer Suppenteller.
Stanleys Gesicht war noch im Tode von unsagbarem Schmerz verzerrt.
»Der Tiger«, sagte Phil heiser. Dann sah er plötzlich einen Fetzen Papier aus der Hand des Toten ragen.
Mühsam bekam er es frei. Es war ein Photo. Elena Arkwright im Circuskostüm und ein glatzköpfiger Mann waren darauf abgebildet. Irgendwie kam mir das Gesicht des Glatzköpfigen bekannt vor. Ich konnte nur nicht sagen, woher; Ich verständigte die Mordkommission. Die Kollegen waren wenige Augenblicke später zur Stelle.
»So, jetzt nichts wie ab zu Elena Arkwright«, sagte Phil.
***
In der Fahrbereitschaft des FBI-Distrikts New York sah sich der ergraute G-man Dave Cribble ratlos um. Selten war es in seinen Dienstjahren vorgekommen, daß buchstäblich alle Dienstwagen unterwegs waren.
In den letzten Minuten hatte er nicht weniger als achtunddreißig Wagen auftanken lassen und kleinen Einsatzgruppen übergeben. Fast alle G-men, die es in New York gab, nahmen an dieser Fahndung teil. Sie jagten einen Mann, der im Verdacht stand, Bertie Price, unseren Kollegen, und mindestens vier andere Menschen ermordet zu haben.
Unter den G-men waren Männer, die seit vierzig Stunden auf den Beinen waren. Aber jetzt spürten sie keine Müdigkeit. Sie sahen nur die Aufgabe vor sich, den Mörder zu stellen.
Von den achtunddreißig Wagen wären allein sechzehn besondere Fahrzeuge, die niemand für einen FBI-Wagen gehalten hätte. Mit Zustimmung der
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