0464 - Die grüne Göttin
folgte ihm.
Nicole zögerte sekundenlang. Sie hatte vom Wohnzimmer her wieder Pearly Grissoms Stimme gehört. Und sie glaubte etwas vernommen zu haben, das wie »Shedo« - oder zumindest sehr ähnlich klang.
Aber dann waren Zamorra und der Lieutenant schon draußen, und Nicole wollte nicht weiter nachhaken, weil sie sich höchstwahrscheinlich geirrt hatte. Von Shedo hatte sie geträumt. Daß eine andere Frau gleichzeitig einen solchen Traum hatte, war mehr als unwahrscheinlich.
Shedo… das war doch nur ein Traum ohne Bedeutung, und kopfschüttelnd folgte Nicole den beiden Männern.
***
Ben Smith überlegte, wie er diesen Mann mit dem Amulett finden konnte. Dumpf erinnerte er sich an den Namen Zamorra. Der klang spanisch, aber das bedeutete nicht viel in einem Land, dessen Bewohner aus allen Ländern des Alten Kontinents stammten. Smith blätterte das Telefonverzeichnis durch, konnte aber in Baton Rouge keinen Zamorra finden. Nur einen Camorha, aber schon die Stimme beim Anruf verriet Smith, daß dieser Mann niemals der Gesuchte sein konnte.
Er kam also von außerhalb.
Bei der polizeilichen Vernehmung war seine derzeitige Adresse sicher gespeichert worden. Aber leider hatte Smith davon nichts mithören können, und er konnte nun auch schlecht ins Polizeirevier marschieren und um Bekanntgabe dieser Adresse bitten. Welche Begründung konnte er dafür geben?
Smith ging einen anderen Weg.
Es sah so aus, als sei dieser Zamorra kein Einwohner der Stadt. Also würde er zwangsläufig in einem Hotel logieren. Also begann Smith, ein Hotel nach dem anderen anzurufen. »Ich bin mit meinem Freund Zamorra, der Ihr Hotelgast ist, verabredet. Ist er zufällig im Haus…?«
Einige Male kamen Rückfragen, die er so geschickt wie möglich zu umgehen versuchte. Immer wieder erhielt er die Auskunft, daß ein Zamorra nicht im Haus gemeldet sei und er sich irren müsse, aber er möge es doch mal bei einem anderen Hotel versuchen…
Und dann, als er fast schon bereit war, aufzugeben, hörte er: »Pardon, Sir, aber Mister Zamorra ist derzeit nicht im Haus. Darf ich eine Nachricht für ihn hinterlassen?«
Smith schluckte. »Nein, nicht nötig, ich möchte lieber persönlich mit ihm reden. Wissen Sie, wann mit seiner Rückkehr zu rechnen ist?«
»Nein, Sir, tut mir sehr leid.«
Smith seufzte. »Ich werde im Laufe des Tages vorbeischauen.«
Erleichtert legte Ben Smith den Telefonhörer auf. Er hatte den Mann wiedergefunden, für den die Göttin sich interessierte!
Damit war das meiste geschafft. Jetzt mußte er den Amulett-Träger nur noch erwischen und in eine Falle locken oder irgendwie festhalten. Aber über das wie konnte er sich noch Gedanken machen.
***
»Hier also wohnt der Knabe«, stellte Zamorra fest. »Gar nicht weit vom Fundort des Skeletts von gestern abend entfernt.«
»Sie scheinen sich hier gut auszukennen«, sagte Stevens.
Zamorra lächelte. »Ich sagte schon einmal, daß wir öfters hier sind. Da lernt man seine Umgebung mit der Zeit kennen.«
Der Lieutenant nickte.
Nicole stieg aus. »Kommen Sie, Lieutenant. Stellen wir diesem Smith ein paar Fragen.«
Zamorra machte es sich im Fond des Wagens bequem. Stevens sah ihn fragend an.
»Sie erinnern sich«, sagte Zamorra. »Mich kennt er. Nicole und Sie kennt er nicht. Also bleibe ich im Hintergrund. Darf ich bitten?«
Stevens nagte an seiner Unterlippe. Zamorra machte keine Anstalten, den Wagen zu verlassen. An sich durfte Stevens, den Dienstvorschriften gehorchend, niemanden unbeaufsichtigt in dem zivilen Dienstwagen lassen, der nicht der Polizei von Baton Rouge angehörte. Aber er sah auch keinen Anlaß, diesen Zamorra mit mehr oder weniger sanftem Nachdruck aus dem Fahrzeug zu entfernen - abgesehen davon, daß der Parapsychologe recht hatte, was den Umgang mit Smith anging.
»Stellen Sie mit meinem Wagen bloß keinen Unfug an«, brummte er und stieg aus. Zusammen mit Nicole Duval ging er zum Haus, studierte die Türklingeln und drückte auf den Knopf neben dem Schild Smith .
Keine Reaktion. Also klingelte er ein zweites Mal. »Ist wohl nicht anwesend«, stellte er schließlich fest. »Was nun? Unverrichteter Dinge wieder abziehen?«
»Hineingehen«, sagte Nicole, drückte auf die Klinke und schob die Haustür auf, die nicht abgeschlossen war.
Stevens brummte etwas Unverständliches.
»Brummen Sie nicht«, sagte Nicole. »Erkennen Sie lieber die Überlegenheit der Frauen an.«
»Hilf Himmel«, seufzte Stevens. »Eine Emanze. Das hat mir gerade noch
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